Fülöp Gyula (szerk.): Festschrift für Jenő Fitz - Szent István Király Múzeum közleményei. B. sorozat 47. (Székesfehérvár, 1996)
Zs. Bánki: Wangemälde in Gorsium (Fresko-Haus)
JENŐ FITZ SEPTUAGENARIO Zs. Bánki WANDGEMÄLDE IN GORSIUM (Fresko-Haus) Einen auch menganmässig ansehnlichen Teil des Fundgutes von Gorsium stellen die im Laufe der Grabungen (Fitz-Bánki- Lányi 1960-1987/zum Vorschein gebrachten Bruchstücke von Wandgemälde dar. Dieser Fundtyp, eine farbige Innendekoration, die den römischen Geschmack, die im römischen Imperium modische Stilrichtung der einzelnen Perioden wiederspiegelt und die zumeist puritanische Einrichtung lebhafter und intimer gestaltet, veranschaulicht zugleich das unmittelbar menschliche Milieu der Provinzbevölkerung. Im Laufe der seit 34 Jahren systematisch durchgeführten Forschungen wurden Wandgemälde an folgenden stellen von Gorsium freigelegt (Abb.l): 1 ) templum provinciae 2) Forum 3) Gebäude XXIII unter der basilica maior 4) Gebäude XXVII unter den tabernae 5) Villa Leporis (Bánki 1963/64, 96-98) (in chronologischer Reihenfolge). Auf dem Gelände des templum provinciae sind zwei Freskogruppen zu beobachten, die gleichzeitig mit der Errichtung des Gebäudes, d.h. unter Traian - Hadrian, in der 1. Hälfte des 2. Jh., gemalt wurden : 1) im östlichen Trakt des templum provinciae, den wir als Residenz des Oberpriesters des Kaiserkultes betrachten können und 2) weiter ostwärts, im unterkellerten und als inventarium des templum provinciae dienenden Gebäudeteil. Die an diesen Stellen aus der Schuttlage freigelegten Funde bestehen grösstenteils aus technisch ganz fein ausgearbeiteten Stücken, sozusagen “pompeianischer” Qualität, mit leicht glän zender Oberfläche, und fühlen sich wächsern an; in geringer Menge gibt es auch Übermalungen. Die Motive der roten und dunklen, umrandeten Wandfelder erinnern an die rot-schwarze Stube des Gebäudes von Baláca (Thomas 1964): belaubte Äste, darauf sitzende Vögel usw., ferner Stuck-Abschluss, farbige Stuckreliefs - Stilleben mit Pflanzen- und Tierfiguren, Girlanden und Weintrauben. Der Stuckfries ist mit einem Ochsenkopf (bukranion) verziert - ein ähnliches Stück kommt auch in der Traun Sammlung von Petronell vor (Nagy 1942, 597, 640, Anm. (1) Das Aufsammeln ist die gemeinsame Arbeit der Restauratorin Judit Ba kay-Perjés, der Archeologin weiland Vera Molnár und der Verfasserin. (2) Das im Schutzgebäude, d. h. im „Fresko-Haus“ zu sehende Interieur wurde unter der Leitung des Chefrestaurators Zoltán Szalay mit der Mitwirkung von Judit Bakay-Perjés zusammengestellt (Bakayné Perjés Judit, A Gorsiumban 1962-1974 közölt restaurált freskóiöredékek helyszíni bemutatásának tanulságai. Múzeumi Műtárgyvédelem 14/1985, 161-170); die im Antiquarium zur Schau gestellten Wandflächen sind das Ergebnis der Zusammenarbeit der Letzgenannten mit Zsuzsanna Szentmihályi und Péter Főldessy. 89). Ausserhalb Pannoniens ist der nächste Fundort eines mit bukranion verzierten Stuckreliefs in Ostia (Frizot 1977, 76, Abb. 4). Einige der frühen Freskofragmente des templum provinciae sind auch mit dem Fundgut aus der 1.-2. Periode des Statthalter-Palastes von Aquincum verwandt (Szilágyi 1945, 29-143; Póczy 1958, 103-148). Die auf dem Forum, genauer: in dem als curia betrachteten Gebäude, freigelegten Freskofragmente - auf weisser Fläche mit schwarzen Linien, an den Ecken mit kleinen Blättern und Ranken verziert - sind mit der ersten Gruppe der Wandgemälde in der Malerwohnung von Aquincum vergleichbar (Nagy 1958, 164-189). Die unter den tabernae zum Vorschein gebrachten Freskofragmente (Gebäude XXVII) befinden sich in einem sehr schlechten Zustand; aufgrund der Schichtenverhältnisse sind sie auf das 3. Jh. anzusetzen. Die in der Villa Leporis entdeckten Wandgemälde sind aus dem 4. Jh., namentlich aus der spätrömischen Periode des ehemaligen Gorsium, nunmehr Herculia. In einem Haus mit seltsamem Grundriss (Abb. 2), errichtet um die Wende des 2. zum 3. Jh. (Gebäude XXIII - ungewiss, ob es ein öffentliches Gebäude oder ein Wohnhaus war), wurden jene Fresken und Stuckfries-Stücke freigelegt, die in der vorliegenden Arbeit ausführlicher erörtert werden. In etwa einem Fünftel der grössten Räumlichkeit des Gebäudes XXIII ist der Terrazzo-Fussboden erhalten geblieben; an der, sich diesem von Süden her anschliessenden Lehmwand ist das Gemälde der aufsteigenden Wand in 40-50 cm Höhe (Abb. 3) und 230 cm Länge in situ erhalten geblieben (Taf. fl). Den bräunlich marmoriert bemalten Sockel (28 cm hoch) trennt ein 7 cm breiter roter Streifen von der mittleren Wandfläche. Die mittlere Wandfläche wird von daraus ausgehenden rankenverzierten, braun bemalten Säulen, von - diese umfassenden - 9 cm breiten roten Streifen und dazwischen befindlichen grünen bzw. roten Doppelstreifen in drei Felder aufgeteilt. Im oberen Teil der Felder Porträts in rot umrandeten Medaillons (Taf. 1/2; Abb. 4) . Ausser den in situ, d. h. auf ihren ursprünglichen Platz, gebliebenen Details befanden sich die von der Seitenwand bzw. der Decke abgestürzten Stücke auf dem Terrazzo-Fussboden. Diese wurden registriert und ihr Platz auf dem Fussboden lokalisiert; schliesslich wurden die Funde gemäss einer retikulärer Einteilung aufgesammelt.<u Bei der Rekonstruktion121 der südlichen, teils stehenden Wand lieferte einen nützlichen Anhaltspunkt ein Stück mit einem bemalten Kapitell und dem Teil einer in stumpfem Winkel (130°) 29