Fülöp Gyula (szerk.): Festschrift für Jenő Fitz - Szent István Király Múzeum közleményei. B. sorozat 47. (Székesfehérvár, 1996)
I. Barkóczi: Grabmäler Frühzeitiger Auxiliar-Soldaten aus Gorsium und Intercisa (Dunaújváros)
Gemina mitgebrachten neuen Darstellungen begegnen müssen. In diesem Falle hätte sein Grabmal so sein müssen, wie die Grabsteine des Cusides oder T.F1. Bonio, mit der für diese bezeichnenden Reiterfigur im Bildfeld. Das Grabmal des Ulpius Enubico ist also nicht in die Gruppe der spät-fiavischen Grabmäler einzuordnen, gehört aber auch nicht zu den früh-traianischen Grabtafeln vom Typ Cusides und T. Fl. Bonio. Wie bereits erwähnt, sind für die letzeteren die Rosette mit Kreuzrosen im Giebel, die Reiterfigur im glatt umrandeten Bildfeld, die Inschriften gleichen Charakters, mit der Formel Tmp am Ende, bezeichnend. Übrigens wiesen wir bereits früher darauf hin, daß die Denkmäler der ala Frontoniana in zwei Gruppen aufzuteilen sind (Radnóti-Barkóczi 1951, Anm. 34; Nagy 1954, 106). Zur früheren gehören die Steles mit dem Reiter im Bildfeld, zur späteren das Brustbild im Bildfeld mit Innennische. Zur letzteren gehört das Grabmal des Flavus Blandi aus Aquincum, welches ungefähr von den 20-30er Jahren datiert werden kann (Nagy 1954, 106). Nach der Zweiteilung der Provinz (106), gleichzeitig mit der Bestimmung der Position und der Bedeutung der Stadt in Niederpannonien (Fitz 1976, 91-104) oder etwas später dürfte jene neue Richtung der Steinbearbeitung erschienen sein (Barkóczi 1983, 65), die die Darstellungen der Legionär-Werkstatt zum Teil noch hütet bzw. übernimmt, deren Thematik jedoch viel breiter wurde. Um diese Zeit erscheinen die Bildfelder mit Innennische, begrenzt durch blattverzierte Säulen, wie dies an den Grabmälem von Ulpius Enubico, Veriuca und Flavia Usaia zu beobachten ist (Barkóczi 1983, 57-65). Das Bildfeld mit Innennische ist viel später auch am Grabmal des Lentinus zu sehen (aus Intercisa. Erdélyi 154,182, XXXVI. t. 4). Auf den Darstellungen erscheinen auch der Wagen und die auf dem Stuhl sitzende Figur, während die Abbildung des Spinnrades und der Spindel in der ganzen Provinz hier am häufigsten vorkommt (Fitz 1972a, 43-44, XIV. t.; Fitz 1976, XXVIII. t.; Barkóczi 1983, 62-64). Besonders gut formuliert ist das in Iszkaszentgyörgy gefundene Grabmal eines Ehepaares (Fitz 1957, 135; Erdélyi 1974, 25. Abb. 20; Barkóczi 1983, 64). Die Einwirkungen aus Südost-Osten zeigen sich deutlich auch in den noch aus Gorsium stammenden Reliefs von Wassergottheiten (Fitz 1976, Taf. VI—VII). die in den spät-traianischen, früh-hadrianischen Zeiten hergestellt wurden. Laut B. Lörincz handelt es sich in der Grabschrift des Ulpius Enubico um die ala I Britannica und nicht um die ala I Flavia Aug. Britannica. Wie bereits erwähnt, ist die ala I Britannica aus dem Diplom von Porolissum, (HO) und von Gherla (120) bekannt, sonstige Information haben wir aber weder aus Pannonia, noch aus Dacia von ihr. Die von B. Lörincz umrissene Hypothese über die Bewegung der ala entbehrt jeder Grundlage, denn aus keiner seiner Angaben können wir auf die Truppe schließen. Am Grabmal aus Környe wird die Truppe nicht genannt, in bezug auf die gewissen gestempelten Ziegel, markiert ATB, aus dem Umkreis von Brigetio gab es auch andere Kombinationen und noch weitere sind möglich (Lörincz 1981, 121-122, mit ausführlicher früherer Literatur). Es kann auch nicht als Argument gelten, daß neben dem Namen der Truppe die Bezeichnungen milliaria und c.R. fehlen. Es ließen sich mehrere Inschriften von Altären und Gräbern zitieren, wo diese hinter dem Namen der Truppe nicht stehen. Es ist also näherliegend, die Truppe des Ulpius Enubico mit der ala I Flavia Aug. Britannica zu identifizieren, die im Laufe des 2. Jh. zu den Garnisonen Niederpannoniens gehörte (Radnóti-Barkóczi 1951, 195). Auch ist nicht nachzuweisen, daß Ulpius Enubico an Nervas ■Crieg gegen die Sueben (97) teilgenommen, sich dort ausge zeichnet und das Bürgerrecht erhalten hätte. Hätte er das Bürgerrecht vom Kaiser erhalten, dann hätte er Cocceius sein müssen. Wenn aber, wie vermutet, Traianus tatsächlich Legatus war in Pannonien (Fitz 1982,381 ; 1986b, 344-346; vgl. noch Nagy 1986, 380), dann wäre die Verleihung des Bürgerrechts an Enubico oder seinen Vater denkbar. Wir müßten uns aber gar nicht wundem und gleich an eine Kriegsauszeichnung denken, wenn eine mit Bürgerrechten ausgestattete Person in irgendeiner ala dient. Da haben wir gleich das Beispiel des ebenfalls aus Intercisa, aus der Andautonia stammenden T. Fl. Bonio: das Bürgerrecht hatte wahrscheinlich noch sein Vater erhalten, und der Sohn trat schon als cives Romanus den Dienst in der ala Frontoniana an (vgl. Mócsy 1959, 23-24). Wir dürfen nicht außer acht lassen, daß die Verleihung der Bürgerrechte durch Traianus wenigstens teilweise - auf eraviskischem Territorium - in Verbindung stehen mußte mit der Befestigung des Limes, noch vor den dakischen Kriegen (dazu vgl. Mócsy 1959, 70). So wäre auch denkbar, daß Enubicos Bürgerrecht etwa mit dieser frühtraianischen Periode in Zusammenhang steht. Ulpius Enubico starb im Alter von 35 Jahren, seine militärische Dienstzeit ist am Grabstein nicht angeführt. Die Rekruten wurden gewöhnlich im Alter von 20-22 Jahren gemustert, doch haben wir - allerdings recht seltene - Angaben darüber, daß mancher vor bzw. lange nach dem 20. Lebensjahr Soldat geworden ist. Als Beispiel diene hier Lentinus aus der cohors III Batavorum (das Grabmal wurde in Intercisa gefunden), der im Alter von 45 Jahren nach 20 Dienstjahren gestorben is, demnach erst mit 25 Jahren Soldat wurde (Fülep 1954, 242; Erdélyi 1954, Kat. 11. XXXVI. t. 4). Es ist anzunehmen, daß Ulpius Enubico kurz vor oder nach 100 im Alter von 20-22 Jahren ausgehoben wurde, mithim konnte die Zahl seiner Dienstjahre cca. 13 betragen. So wäre sein Tod auch auf die Jahre um 113-114 anzusetzen, doch würde ein etwas späterer Zeitpunkt der Datierung seines Grabmals noch besser entsprechen. Im Zusammenhang mit dem Gesagten sei hier noch das gegenseitige Verhältnis der Lager von Gorsium und Intercisa erwähnt. Kurze Zeit bestanden die beiden Lager parallel, deshalb müssen wir in bezug auf die Stationierung der Truppen gegen Ende des 1. und Anfang des 2. Jh. alle beide in Betracht ziehen. * Bei der Auswahl des Standortes des Lagers Gorsium konnte außer dem Verkehrsknotenpunkt auch der Umstand eine Rolle gespielt haben, daß die Terrainerhöhung bei Intercisa am Donauufer für den Bau des künftigen Limes schon von vornherein in Anschlag genommen wurde, wie dies auch durch die Tatsache bestätigt zu sein scheint, daß die beiden Siedlungen in einer Linie miteinander sind. Das Lager von Gorsium wurde zwischen 46 und 69 errichtet, vermutlich um 50 (Fitz 1972a, 29; Fitz 1976, 85, 87; Lörincz 1976,175), die erste Okkupationstruppe war die ala Scubulorum (a.a.O.). Die ala verließ das Lager noch vor 74, an ihre Stelle trat die cohors I Alpinorum equitata (Fitz 1972a, 42; Fitz 1976, 89; Lörincz 1976,175). Die cohors wurde in den 90-er Jahren weiter versetzt (Fitz 1976, 89). Die nachfolgende Truppe bzw. Einheit, die eindeutig mit dem Lager Gorsium in Verbindung gebracht werden kann, ist die vexillatio der in Aquincum garnisonierenden legio X Gemina. Die gestempelten Ziegel der Le24