Lukács László: A mezőföldi tanyák néprajza. A farmtanyák kialakulása és pusztulása a Mezőföldön a XIX - XX. században - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 32. (Székesfehérvár, 1998)

A kései tanyásodás jellemzői

83 DIE SPÄTENTSTEHUNG DES FARMGEHÖFT-SYSTEMS AUSSERHALB DER GROSSEN UNGARISCHEN TIEFEBENE Entstehung und Untergang bäuerlicher Farmgehöfte im Mezőföld Das tanya-System, wie die ungarische Fachliteratur die neuzeitlichen sekundären Streusiedlungen - einschlißlich der Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Bodenflächen - nennt ist ein System, welches historisch bedingten Veränderungen ausgesetzt war. Es ist in der Tat ein - traditionell bedingt - häufiges Thema der ungarischen Volkskunde, der Geschichtswissenschaft, der Soziographie, der Soziologie und der modernen Siedlungsplanung, vor allem deshalb, weil ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung der Großen Ungarischen Tiefebene in der Neuzeit in Einzelhöfen lebte, bis das tanya-System seit den 1960er Jahren auf Anregung der Zentraldirigierung abgebaut wurde. Eine Spätentstehung des tonya-Systems erfolgte auch außerhalb der Tiefebene, ist aber bisher nur unzureichend bekannt. Die vorliegende Arbeit soll einen derartigen Fall aus dem transdanubischen Mezöfold-Gebiet schildern. Tanya-System in der Tiefebene In der Tiefebene, einer der drei großen Regionaleinheiten Ungarns östlich der Donau, begannen seit Anfang des 19. Jahrhunderts ganze Familien, ihren ständigen Wohnsitz aus geschlossenen Siedlungen (Agrarstadt) in Einzelhöfe in der Flur (b) zu verlegen. Die Kemfamilien verbrachten nur eine bestimmte Phase ihres Lebens in diesen Gehöften, die der aus mehreren Generationen bestehenden Großfamilien gehörten, kehrten sodann in die Stadt, in den Hof der Familie zurück und wurden im ianya-Gehöft von einer anderen Generation der Familie abgelöst. Das Gehöft in der Flur heißt auf ungarisch tanya und das einschlägige Wirtschaftssystem tanya- Wirtschaft. Die letzte Stufe des Systems ist die Farm-tanya (c), die seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Erscheinung trat und eine echte Agrarfarm ist, wo der Eigentümer seit seines Lebens ständig wohnte, da er in der geschlossenen Siedlung seiner Herkunft kein Wohnhaus mehr besaß. Die tanya-Typen (b) und (c) existierten lange Zeit parallel nebeneinander. Den Rahmen dieser Entwicklung bildete in der Großen Ungarischen Tiefebene der Umstand, daß dieses Tiefland eines jener Gebiete Europas war, wo die Siedlungsstruktur praktisch nur aus Agrarstädten, ohne Dörfer, bestand (Hofer 1987). Den Agrarstädten wurden die Dorffluren des im Spätmittelalter zerstörten - und nie wieder rekonstruierten - Dorfsystems angeschlossen, wodurch die Städte über höchst umfangreiche Gemarkungen verfügten. Diese wurden Jahrhunderte hindurch mittels einer Viehzucht im ranch-System nutzbar gemacht. Vom Spätmittelalter bis Mitte des 18. Jahrhunderts war dieses Gebiet die Basis des beachtlichen ungarischen Rinderexports, so daß Tamás Hofer die hiesige Wirtschaft als "Rinderzucht-Monokultur" bezeichnete (1985). Gleichlaufend mit der Umschaltung auf die Getreide-Monokultur veränderte sich auch die Siedlungsstruktur des Raumes. Während in den entlegenen Flurteilen früher nur die der Viehhaltung dienenden einfachen Bauten standen, erschienen seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die tonya-Häuser (a), die immer mehr mit dem Getreidebau verbunden waren. Die Entwicklung des tanya-Systems wurde in der Großen Ungarischen Tiefebene durch den bäuerlichen Grundbesitz, die freie Nutzung der Felder und die Flurbereinigung ermöglicht. Bei der Untersuchung des /awa-Systems der Tiefebene kommen manche Fragen häufig vor: spontane Entwicklung, rationelle Bewirtschaftung, Gegentrends zum Zentraldirigismus des 18.-19. Jahrhunderts, Beziehung der im Einzelhof Lebenden zur Agrarstadt ihrer Herkunft. Gewiß wurde die vorliegende Arbeit über das Mezöfold-Gebiet auch durch Gesichtspunkte beeinflußt, die bei der Erforschung des klassischen /nwya-Raumes, der Tiefebene, auftauchten.

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