Demeter Zsófia - Gelencsér József - Lukács László: Palotavárosi emlékek. Székesfehérvár - Palotaváros története és néprajza - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 31. (Székesfehérvár, 1990)

Irodalom

auf dem Fischmarkt, dem Weizenmarkt und in der Simor utca (heute: Marktplatz) zahlre­iche Geschäfte eröffnet, wo nicht nur die Stadtbevölkerung, sondern auch die aus der Umgebung kommenden Besucher der Wochenmärkte ihre Einkäufe tätigen konnten. Ge­genüber den vornehmeren Geschäften der Inneren Stadt gab es hier keine luxuriösen, teuren Waren, das Angebot richtete sich nach den Ansprüchen der Marktbesucher: Bau­ern und Handwerker. Auch manche Wein-, Getreide-, Holz- und Eisenwarenhändler, die größerer Lagerstätten bedurften, wählten sich die weniger dicht bebaute PalotaerVorstadt zum Standort. Die Grundversorgung der örtlichen Bevölkerung war dadurch gesichert, daß sich fast in jeder Gasse Spezereien und Wirtshäuser befanden. Um die Jahrhundertwende betätigten sich in der Palotaer Vorstadt 110 Geschäftsleute. In ihrer Mehrheit besaßen sie ein eigenes Geschäft, doch das Niveau eines wohlhabenden Mittelbürgers erreichten nur wenige. Gemischtwarenhändler, Hausierer, Handelsvertre­ter und sog. Freilichthändler (die ihr Warenangebot auf dem Boden ausbreiteten) lebten hier ungefähr in gleicher Anzahl. Ebenso wie die Handwerker boten auch die Händler vor allem die zur Grundversorgung der Bevölkerung und zur Ausübung der landwirts­chaftlichen Produktion erforderlichen Waren an. Allerdings lebten die Geschäftsleute un­ter besseren materiellen und starker verbürgerlichten Verhältnissen als die Handwerker. Einen typischen Wesenszug der kapitalistischen Periode, die gesellschaftliche Umschicht­ung, den Aufstieg, kann man eben in der Berufskategorie der Geschäftsleute beobachten. Die assimilierten Händler jüdischer Abstammung, die 1840 auch in Székesfehérvár das Niederlassungs- und Grunderwerbsrecht erhielten, konnten sich den Bedingungen und Möglichkeiten der kapitalistischen Periode besser anpassen, als die Handwerker. Bauernschaft. Die Bauernschaft lebte im westlichen Teil der Palotaer Vorstadt, wo sich den Wohnhäusern umfangreiche Höfe und Gärten, geeignete Standorte von Wirtschaftsge­bäuden anschlossen. Innerhalb der Bauernschaft von Székesfehérvár gehörte die hiesige zum weniger wohlhabenden Teil. Der Bauer besaß meist ein Viertel-, ein halbes oder ganzes Haus, dazu einen einkommensträchtigen Garten und eventuell noch 1-2 Weizenfel­der. (Bis Mitte dieses Jahrhunderts war in Székesfehérvár die Maßeinheit des Ackerfeldes das Weizenfeld; 1 Weizenfeld = 4000 Quadratklafter.) Der Lebensunterhalt wurde vor allem aus den Erträgen der Gärten und Wiesen bestritten. Wegen ihrer reichen Gemüse­ernte hießen die Gärten der Palotaer Vorstadt die „goldenen Garten” (ung.: Aranyker­tek). Hier wuchsen die berühmten Székesfehérvárer Gemüsesorten, vor allem Sellerie und Salat. Die hiesigen Gemüsegärtner belieferten die Märtkte von Székesfehérvár, Vár­palota und Veszprém, gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts sogar auch von Buda­pest. Vielfach war die Wiese nicht das Eigentum des Bauers, der sie nur pachtete, um mit dem Heu sein Vieh - 1-2 Kühe - zu füttern. Nur wenige hielten auch Pferde, Schweine wurden aber überall gemästet. Auch auf dem Ackerfeld, in der Flur, wurde Gärtnerei betrieben. Fallweise vereinigten sich einige Bauern, die kein eigenes Ackerfeld besaßen, um ein Weizenfeld zu pachten. Die geringe Größe des selbstbebauten Feldes versuchten sie mit intensiver Arbeit, Gärtnerei und Pacht wettzumachen. Um den Lebensunterhalt der Familie bestreiten zu können, mußten viele bei wohlhabenden Bauern als Taglöhner, Deputatschnitter oder Drescher arbeiten. Im Laufe unserer Forschungen konnten wir am gründlichsten die Palotaer Vorstadt der Jahrhundertwende und der ersten Hälfte dieses Jahrunderts kennenlernen. Die Handwer­­ker-Händler-Ackerbauer-Bevölkerung hinterließ uns eine vorstädtische Siedlung, die eher an ein Dorf denn an eine Stadt erinnert. Das dörfische Milieu größtenteils ohne Kommu­nalwerke, mit unkanalisierten, stellenweise kotigen Gassen konnte den wohlhabenden Bürgern, den Kapitalisten, nicht entsprechen. Besitzer der hieseigen Mittelbetrie­be - Lederfabriken, Färbereien, Reinigungs-, Blaufärber- und Kattundruckbetriebe - zo­gen daher als Wohnstätte die Innere Stadt vor. Gleichzeitig fehlten in der hiesigen Bevöl­kerung die an der Peripherie der Gesellschaft im Elend lebenden völlig Besitzlosen. Die Volkskultur der traditionsreichen und sich nur langsam verändernden Palotaer Vors­tadt wurde also vor allem durch eine Gesellschaft von Handwerkern, Händlern und Acker­bauern geprägt. Mitbeteiligt an ihrem Fortbestand war auch der vorwiegend landwirts­chaftliche Charakter von Székesfehérvár und Umgebung, bzw. das diesbezügliche Bedürf­171

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