Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

László Kósa: Die Kaminheizung

ähnliches enthalten^44) Ein anderer Ort ist das ehemalige Komitat Háromszék, wo seit Ende des 16. bis zum Beginn des 19. Jh. solche und ähnliche Termini bekannt sind, welche die Feuerungsanlagen von Herrenhöfen und Bauernhäusern bezeichnen und wahrscheinlich „Kamin“ bedeuten : „Ofen aus Geflecht, glasierter Ofen, ,kas kemence*, .kalibás kemence*, Heizofen, ,bokály kemence*, Ofenrohr, Kachelofen (sehr häufig), ,kabala*, Bauernofen usw.“(45) Im Inventar des Kastells Vajdahunyad (1681) werden die von außen geheizten Kachelöfen ohne Zweifel von den ebenfalls aus Kacheln gesetzten, aber von innen geheizten, offenen Kaminen unterschieden. Die ersteren werden als „innen geheizt“ (kívül fülő), die letzteren als „außen geheizt“ (belül szeneid) bezeichnet, beide aber kemence genannt. Die Kamine wurden vor allem in den Nebenge­bäuden, den Wohnstätten des Personals sowie im Erdge­schoß benützt, während die Öfen fast ausnahmlos in den fürstlichen Gemächern der Etage standen.(46) Leider ken­nen wir nur ein einziges, auch heute bestehendes Objekt aus dem 17. Jh„ siebenbürgischer Herkunft, ohne nähere Ortsbezeichnung. Das dekorative Äußere läßt darin den Kamin eines Schlosses oder Herrenhofes erkennen, die Form stimmt aber völlig mit der der im 20. Jh. von Volks­kundlern ermittelten Bauernöfen überein.(47) Anderer­seits können wir an Hand unseres gegenwärtigen Wissens­(Budapest) (44) Zsigmond Jakó 1944, 162—173, 234—254. Zahlreiche Angaben. Auch in den mittelalterlichen Burgen sind Ka­mine oder deren Überreste zu finden. Diese unterschei­den sich aber von den hier erörterten Formen und den aus Westeuropa bekannten, in steinerne Schornsteine münden­den Feuerstätten. Sie strahlten die Wärme eher durch das offene Feuer, denn durch ihren „Wärmespeicher”, d. h. den durchwärmten Rauchfang, aus. Bis heute die beste illustrierte Zusammenfassung: József Könyöki 1905, 82— 571. (45) Dénes Cs. Bogáts 1943. Die lexikographische Aufzählung enthält zahlreiche, für uns interessante Angaben. Wegen Raummangel sind hier nur einige der wichtigsten ange­führt. (46) Lajos Arányi 1867, 32—62. Der einzige Kamin von west­europäischer Form wird eigens hervorgehoben. „Es wun­dert mich, warum (diese Feurstätte) nicht als das bezeichnet wird, was sie tatsächlich ist: ein Kamin...“ — schreibt Arányi in Anspielung auf das Inventar (S. 57). Abbildung dieses Kamins aus Vajdahunyad s.: József Könyöki 1905, 482—483. (47) Pál Voit o. J., 147; 1954, 114—116. Siehe noch eine Angabe aus 1740: Attila Szabó T. 1940, 147. Laut Warenreglement von 1627 produzierten und verkauften die siebenbürgischen Töpfer vier, qualitäts- und preismäßig verschiedene Ofen­kacheln (Iván Nagy 1871, 238). (48) Dávid Baráti Szabó 1792, 176: „Pest: ein Ofen, unter dem man heizt”; 72: „Gőg, gótz, unter dem man heizt“. Sámuel Gyarmathi 1816, 53, 100. Das Ungarische Dialektwör­terbuch bringt seit der ersten Hälfte des 19. Jh. sprachliche Angaben, die sich gewiß auf den Kamin beziehen : góc, góg, gógány, pest und deren Formvarianten. Ein erheblicher Teil der Angaben bezieht sich auf das Szeklerland und auf andere Teile Siebenbürgens. Mangels rezenter Angaben sind manche Ortsbezeichnungen (góg in Vác, gógány in Trans­standes den Gebrauch der besagten Feuerungsanlage in den Bauernhäusern des Szeklerlandes erst seit dem 18. Jh. als erwiesen betrachtend48) Einer zeitlichen Abgrenzung hilft auch der Umstand, daß die aus Siebenbürgen be­kannten Termini bzgl. der Kaminheizung auch bei den Ungarn in der Moldau und der Bukowina zu finden sind. Die Bukowina-Szekler sind in der zweiten Hälfte des 18. Jh„ die Moldauer Tschangos im Laufe der Jahr­hunderte aus Siebenbürgen ausgewandert.(49) Altersbe­stimmend kann auch die blumenreiche Dekoration der glasierten und unglasierten Kacheln, sowie die Ornamentik mit Stilmerkmalen der Renaissance sein.(50) Vielleicht sogar auch der Namen des sächsischen Kamins: Luther- Ofen. Aufgrund dieser Angaben ist anzunehmen, daß die Kaminheizung in Siebenbürgen spätestens im 17., wahr­scheinlich aber schon im 16. Jh. gebraucht wurde. Ob die Glanzzeit des Fürstentums Siebenbürgen in der Ent­wicklung dieser — von uns als siebenbürgische Formation betrachteten — Feuerungsanlage überhaupt eine Rolle — und im Jafall: welche? — gespielt hat und ob die bis heute erhalten gebliebenen Formen durch die Heizvor­richtungen der Schlösse und Herrenhöfe beeinflußt wur­den, ist uns einstweilen unbekannt. Zur Beantwortung dieser Fragen bedarf es noch weiterer Forschungen.(51) László Kása danubien und in der Gegend von Kalocsa, pest im Nyitra- Tal) überauskritisch zu hand haben, zumal sie teils dem Dialektwörterbuch des Jahres 1838 entnonmmen wurden, welches nicht in jeder Beziehung zuverlässig ist (József Szinnyey 1893,1. 699—710, II. 127). (49) In Csernakeresztur (Kom. Hunyad) habe ich selbst beobach­tet, daß die Szekler, die zum Jahrhundertbeginn aus den fünf Szeklerdörfem der Bukowina hierher übersiedelten, in ihren Erinnerungen an die Feuerstätten der Bukowina fast alle Termini kannten, die sich im Szeklerkand auf die Feuerungsanlagen beziehen : gócaj, góclába, kuptor, kemence, hornya, kürtő, tüszej, patkány ( = padka ). Wie gesagt, kamen die Einwohner von Csernakeresztur aus fünf Dörfern, doch sind einst auch ihre Vorfahren aus verschie­denen Gegenden des Szeklerlandes in die Bukowina aus­gewandert. Vgl. Gábor Lükő 1936, 118—128. (50) Jolán Balogh 1967, erwähnt zwar die Ofenkacheln nicht häufig (135, 152), führt aber ein reichhaltiges Material über den Fortbestand der Renaissance-Ornamentik in der Volks­kunst an. Nicht zu übersehen, obzwar nicht nachweisbar ist die Vermutung von Károly Cs. Sebestyén (1941, 33—34, 51). Er betrachtet die geschlossene Kaminheizung als die primäre Heizvorrichtung Siebenbürgens, schreibt aber ihr Umwandlung, bzw. ihre Ersetzung durch die offene Kamin­heizung dem Einfluß der Szekler zu, die als nomadisierende Tierhalter an offene Feuerstätten gewohnt waren. (51) Mein aufrichtiger Dank gebührt schießlich Herrn Professor István Tálasi, der mir vor Jahren dieses Thema zur Aufgabe gestellt hatte und mir bei der Verfassung der vorliegenden Arbeit mit zahlreichen nützlichen Ratschlägen behilflich war, ferner István Méri und Júlia Kovalovszki, die mir die Orientierung im archäologischen Material durch manche nützliche Ideen erleichterten, und meinem Kollegen Antal Filep, der mich auf manche Stellen der Fachliteratur auf­merksam machte. 145

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