Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)
Ofal Bockhorn: "Anno 1757. Jahr, hab ich Michael Polster an gefangen zum Hauss Bauen" Der Bau eines Blockhauses in Oberwart/Felsőőr
alles zu Sammen gerechnet, macht 1„42 Zweÿ Fuhr Láhm zum anschitten, und 1 h: wein —„15 fl (Gulden) 8„12 1/2 Zum Halb Beim, oder Stattl(34) 2 Quer Schweller und ein langer, den langen 5 gr(oschen) die kurtzen 2 gr(oschen) fl (Gulden) —„21X (Kreuzer) mehr zum ver Schlagen 9 Schwárdling mit Sambt den Fuhrlohn , —„33 Zimmer Leuth die den Halb Beyrn gemacht 4 Tag werkh á 1 Tagwerkh 4 gr(oschen) —„42 die Kost au£T zweÿ Tag essen und drinkhen l „22 mehr kaufft Tekh Schááb, Zum Halb Beyrn und Thenn per 2„— mehr zwey Personnen zum dekhen bezalt —„12 Dreÿ mahl Essen und drinkhen ; zu Sammen —„34 Item zum S:V. Sau Stall kaufft 10 SchwárdlingC5) mit Sambt den Fuhrlohn —„30 Macher Lohn 3 Tag werkh —„36 die Kost darzu —„37 fl (Gulden) 7„39X (Kreuzer)“ Eine Schlußrechnung hat der bis auf wenige Flüchtigkeitsfehler überaus genaue Bauherr nicht vorgenommen (bzw. niedergeschrieben). Sie ergibt Gesamtkosten von 105 Gulden und 34 1/2 Kreuzern. Wiewohl hier keine wirtschaftshistorische Auswertung dieser interessanten Quelle vorgenommen werden kann, sondern in der Folge lediglich eine Analyse des Hausbaues vorgelegt wird, ist eine kurze Aufschlüsselung der Endsumme wohl von allgemeinem Interesse, wobei die Ausgaben für Arbeit und Kost denen für das Baumaterial gegenübergestellt werden sollen: Letzteres kostete insgesamt (wobei nicht in allen Fällen eine vollständige Trennung möglich war, so etwa bei Angaben wie: „Schwärdling mit sambt den Fuhrlohn“, oder: „Den Haffner bezalt vor den Offen setzen und vor die Kachel in allen“) mehr als 43 Gulden — dieser Betrag macht in etwa vierzig Prozent der gesamten Unkosten aus. Den Aufwand Für Arbeit und Essen getrennt auszuweisen ist schon schwieriger, da in der Aufstellung des Bauherrn Überschneidungen (z. B. : „...Fuhr Lähm und 1 halb wein“) relativ häufig sind: Das Entgelt für die Tätigkeit der Holzarbeiter, Zimmerund Fuhrleute usw. betrug etwas über 30 Gulden und ebensohoch war der für das Essen (welches in einigen Fällen einen Arbeitslohn ersetzte) aufgewendete Betrag. Um einen Preis- bzw. Wertvergleich zu haben: 1766 verpfändete Georg Barta für 100 Gulden, also die Summe, für die man in etwa ein neues Gehöft errichten konnte, eine zwei Wagen Heu tragende Wiese(38). Das nach zweijähriger Bauzeit 1772 vollendete „Oratorium aus Stein” — so die im ersten Ansuchen von 1764 verwendete Bezeichnung für die neue reformierte Kirche in Oberwart — kostete hingegen (ohne den zusätzlich errichteten Glockenstuhl) 2893 Gulden und 31 Kreuzer)37). Selbst wenn man die unterschiedliche Größe von Polsters Gehöft und dem nur fünfzehn Jahre später errichteten Gotteshaus sowie eine durch die allgemeine Verarmung)38) allenfalls bedingte Geldentwertung entsprechend berücksichtigt, zeigt sich eine beträchtliche Steigerung der Baukosten, in der Hauptsache wohl durch die Verwendung „neuer“ Baumaterialien und den Einsatz bezahlter Professionisten begründet. Zurück zu M. Polster: Angaben zu seiner Person hat der Bauherr nicht gemacht. Die Art der Aufzeichnung zeigt einen zweifelsohne durch Schulbesuch vermittelten höheren Bildungsgrad)39) und bezeugt deutsche Mutter- bzw. Umgangssprache. Daß Polster auch bzw. ebenso gut Ungarisch (und zwar in Wort und Schrift) beherrschte, geht aus der regelmäßigen und nur im Ungarischen notwendigen Kennzeichnung der langen, offenen Vokale hervor (Lááb, Láb für mundartlich Lab = Laib, Lähm für mundartlich Lahm = Lehm, Schááb für mundartlich Schab = Schaube... ), so daß auf eine Schulausbildung in dieser Sprache geschlossen werden kann. Derartige Sprachkenntnisse waren in Oberwart, dem damaligen Felsőőr, auch unbedingt notwendig (noch 1910 bekannten sich 77,7% zur ungarischen Umgangssprache)40)). Die Familie Polster stammt aus dem bereits 1697/98 in der kanonischen Visitation des Stefan Kazó(41), Archidiakon von Eisenberg/Vasvár, deutschsprachig angebenenen Ort Oberschützen(42) (Feölsö Siez, später Felsőlövő43); dieser Name scheint daher auch in den Konskriptionen, in denen die kleinadeligen, allesamt ungarischen Geschlechter der Oberen Wart (wohnhaft in Alsóőr/Unterwart, Felsőőr/ Oberwart, Jobbágyi/Jabing und Őrisziget/Siget in der Wart) verzeichnet wurden, nicht auf(44). Schon wegen ihrer Oberschützener Herkunft)45) gehörte die Familie nicht zu den privilegierten „nobiles unius sessionis“, welche die genannten Wärter Orte seit dem Mittelalter prägten)40). Diese Privilegien beinhalteten zwar gewisse persönliche Freiheiten und natürlich die Unabhängigkeit (34) Als Synonym für Stadel („Stattl“) verwendet Michae Polster mehrfach den ihm offensichtlich geläufigeren Begriff „Halb Beim, Haib Beyrn“. Zu „Pam, Halb-Parn“ vgl. WBÖ, 10. Lfg. = 2. Bd„ Sp. 343 ff. (35) „Item zum S: (alva) V. (enia) Sau Stall kaufft 10 Schwärdling...“: hier entschuldigt sich der Schreiber mit der Formel S : V. (salva venia) für die Verwendung des Wortes „Sau Stall“ (36) Deák, Wirtschaftshistorische Aspekte, S. 227, Anm. 149 (37) Gyenge, Pfarrgemeinde, S. 437. — Der Neubau des schon erwähnten Innsbrucker Bauernhofes (s. Anm. 8) hätte im Jahre 1765 1231 Gulden 22 Kreuzer gekostet. Das Gehöft war aber ungleich größer und zum Teil gemauert; laut Voranschlag sollte es zur Gänze von Handwerkern errichtet werden (Hochenegg, Bauvorschlag, S. 120 ff.) (38) Diese Verarmung der bäuerlichen Bevölkerung im südlichen Burgenland um die Mitte des 18. Jahrhunderts hat durch die Auswertung der Konkskriptionen K. Vörös, Südliches Burgenland, herausgearbeitet (39) Analphabetismus war noch gut 100 Jahre später, nämlich 1869, auch in Oberwart nicht unbekannt: lediglich 68,3% seiner Bewohner konnten damals lesen und schreiben (Csoknyai, Daten, S. 297) (40) Csoknyai, Daten, Tab. II, S. 302 (41) Siehe dazu: Házi, Kazó (42) Vörös, Südliches Burgenland, Tab. A. a. (43) Kovács. Konskriptionen, S. 73, S. 79 (44) Die Namen dieser Geschlechter hat E. Deák (Wirtschaftshistorische Aspekte, Anhang, S. 234 ff.) zusammengestellt (45) Für diesen Hinweis sei Herrn Dr. H. Prickler herzlich gedankt (46) Zur Geschichte der Wart vgl. die einschlägigen Aufsätze in: Triber, Obere Wart 30