Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

József Liszka: Geräte und Methoden der Güterbeförderung mit menschlicher Kraft im TAl des Páris-Baches

GERÄTE UND METHODEN DER GÜTERBEFÖRDERUNG MIT MENSCHLICHER KRAFT IM TAL DES PÂRIS—BACHES Vor der Zusammenfassung unserer Kenntnisse über Geräte und Methoden volkstümlicher Güterbeförderung im 2. Band des Werkes A Magyarság Néprajza (Volkskunde des Ungartums) von István G y ö r f f y war dieses Thema kein hervorgehobenes Forschungsziel ungarischer Volks­kundler, obwohl bei der Schilderung anderer Erscheinun­gen des Volkslebens — in gewisser Hinsicht, auf glückli­chere Weise als bei den sachzentrischen, isolierten Tief­bohrungen — auch die Gegenstände des Transport- und Verkehrswesens, in ihr natürliches Milieu eingebettet, gele­gentlich Erwähnung fanden. So etwa finden wir in den Schrif­ten von Zsigmond B á t k y keine Spur einer eingehenden Erörterung des Themas (Gunda-Krompecher-Szendrey 1939), während in seinen zusammenfassenden Werken die Geräte und Methoden der Güterbeförderung häufig geschil­dert werden. So widmet er z. B. im Band Útmutató néprajzi múzeumok szervezéséhez (Anleitung zur Organisierung ethnographischer Museen) dem Thema keinen eigenen Abschnitt, an den entsprechenden Stellen finden sich jedoch fast alle wichtigen Geräte der Güterbeförderung mit mensch­licher Kraft — vom Tragnetz bis zum Rückkorb, von der Traggabel (ung. bazárka) bis zur Wassertragstange (Bátky 1906). In den von B á t k y verfaßten Kapiteln des oben angeführten Werkes (Volkskunde des Ungartums), besonders im Abschnitt über Ernährung, finden wir eben­falls eine ansehnliche Sammlung von Beispielen zu unse­rem Thema. Ungarische Volkskundler — Fachleute u. a. in der Er­forschung der Güterbeförderung —, vor allem Béla Gun­­d a , Imre G r á f i k und Attila Palád i-K ovács, haben die Arbeit von István G y ö r f f y seither in mancher Hinsicht ergänzt und vertieft. Unsere Kennt­nisse über die Entwicklung der einschlägigen Geräte und Methoden, ihre geschichtlichen Wurzeln und ihre Verbrei­tungsgebiete haben sich ebenfalls wesentlich erweitert (Gráfik 1976—78). Dennoch steht noch die Beantwortung zahlreicher ungeklärter Fragen bevor. In einer richtungs­weisenden Abhandlung (1973) gibt Attila Paládi- Kovács zwei Möglichkeiten zur Untersuchung des Themas an: 1) monographische Aufarbeitung der einzel­nen Transportgeräte, 2) lokale, regionale Untersuchungen, die „die güterbefördernde Tätigkeit der ungarischen Bauern­schaft sowie die einschlägigen Geräte in ihrer Gesamtheit“, eingebettet in die gesamte materielle Kultur, unter die Lupe nehmen. Zweifellos haben beide Methoden sowohl ihre eigenen Vorteile wie auch gewisse Grenzen. Mit der erste­­ren sind die geschichtlichen Wurzeln und die territoriale Verbreitung einer Erscheinung leichter zu erschließen. Die andere hat gegenüber den spezialisierten Untersuchungen, (wo die Forscher die Erscheinungen aus dem natürlichen Milieu herausgerissen untersuchen) den Vorteil, daß es innerhalb kleinerer territorialer Einheiten mehr Möglichkeit zur Schilderung der Gegenstände in ihren organischen Wechselwirkungen und ihrer funktionellen Schichtung gibt. Bei unseren Forschungen im Páris-Tal versuchten wir, die Vorteile beider Methoden zur Geltung zu bringen, sie miteinander zu verbinden und mit interethnischen Unter­suchungen zu ergänzen. Dies war schon deshalb möglich, weil es sich einerseits um ein relativ kleines, also leicht überschaubares und erforschbares Gebiet handelt, und andrerseits, weil diese fiktive (weil nur künstlich, gleichsam als Horizont festgesetzte) „Regionaleinheit“, d. h. die Linie des Páris-Baches, mehrere Dörfer miteinander verbindet, die verschiedenen kulturellen, ethnischen und konfessio­nellen Gebieten angehören,!1) und infolgedessen auch sach­­und beziehungsgeschichtliche, bzw. kartographische Teil­ergebnisse verspricht. Im Laufe unserer Feldforschung bemühten wir uns, die Methoden und Geräte der mit mensch­(1) Die meisten der untersuchten Siedlungen sind ungarischer Nationalität, nur die Bevölkerung von zwei Dörfern — Kolta und Jásová — ist slowakisch. Die vorherrschende Konfes­sion der Gegend ist römisch-katholisch, mit der einzigen Ausnahme der reformierten Ortschaft Kisújfalu. Die west­liche Grenze des Palozischen Volksgebietes überschneidet die Linie des Páris-Baches ungefähr bei Köbölkút. Kőhíd­­gyarmat gehört hingegen zu den „sechs Dörfern mit kurzem Rock“ an der Unteren Gran, die sich durch ihre eigenartige Tracht, ihr Selbstverständnis und ihre Endogamie von den umliegenden Dörfern unterscheiden (Liszka 1988). Im fol­genden gebrauchen wir im Falle der ungarischen Dörfer die ungarische, der slowakischen die slowakische Ortsbe­zeichnung. 237

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