Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)
Václav Frolec: Die Genesis des dreiteiligen Bauernhauses auf dem Territorium der Tschechoslowakei
daß noch im 13., 14. und 15. Jahrhundert ein- und mehrräumige Häuser mit Übergangsstufen in der Entwicklung nebeneinander existierten. Das ethnographische Studium bringt Beweise für einen ähnlichen Vorgang bei der Formung des Bauernhauses auch in den letzten Jahrhunderten bei. Für die Anfangsformen des Grundrisses des slawischen Hauses auf dem heutigen tschechoslowakischen Territorium war bezeichnend, daß die zwei- und insbesondere die mehrteilige Gliederung durch Hinzufügung weiterer Räume an die ursprüngliche einräumige Behausung erfolgte. Höchstwahrscheinlich verlief in den Anfangsphasen dieser Prozeß allmählich und war von der Entstehung von interimistischen Zwischengliedern und Entwicklungsstufen begleitet (Frolec 1974, 31). Die bisherigen Interpretationen der Entwicklung des dreiteiligen Hauses auf dem Territorium der Tschechoslowakei nehmen ihren Ausgang von der Theorie L u b o r N i e d e r 1 e s. Dieser hervorragende tschechische Archäologe und Ethnograph ging von der Annahme aus, das slawische Haus habe sich aus der einräumigen Form in einen zweiteiligen Grundriß mit dem ursprünglich nichtbeheizten Flur (sin) und der Stube (jizba) mit einem Herd und Ofen entwickelt. „Nach Entstehung des Flurs und der Stube,“ führt N i e d e r 1 e an, „ging die weitere Entwicklung des slawischen Hauses derart weiter, daß eine neue Räumlichkeit ohne Herd zum weiteren Wohnteil des Hauses wurde; sie diente sowohl als Magazin für verschiedenen Hausrat, als insbesondere als Schlafstelle für ledige Jugendliche und hauptsächlich für junge Eheleute. Es ergab sich sicherlich in den Verhältnissen der Großfamilien, daß die jüngst verheirateten Großfamilienmitglieder für sich im oder neben dem Vaterhaus eine eigene Stube benötigten. Die slawische Familie löste diese speziellen Bedürfnisse so, daß sie neben dem eigenen Haus ein kleineres Gebäude schuf, das sich für beide obengeführte Zwecke eignete; dieses Gebäude wurde im Laufe der Zeit in einigen Gegenden immer enger an das Haus angefügt, (Taf. 1,1) bis es schließlich mit diesem ganz verschmolz. (Taf. 1,2) Dies geschah nicht überall, ... stellenweise blieb dieses neue Gebäude abgetrennt, wobei es eine vom alten Haus losgelöste Behausung bildete, aber an vielen anderen Orten verschmolz es mit diesem zu einem Ganzen. So entstand im Haus eine Kammer oder eine zweite Stube neben dem Flur und auch der ersten Stube und damit das neue dreiteilige Haus, das in vielen Regionen zum zweiten Grundtyp des slawischen Hauses wurde.“ (Niederle 1913, 748.) Die alte und heimische Bezeichnung für dieses Nebengebäude lautete nach N i ederle klet. Die ältesten historischen Berichte über klet Abb. la.: 2itková Nr. 55, Bez. Uherské HradiSstë. 16