Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)
László Ádám: Feuerstätten in den Wohnhäusern der Grossen Ungarischen Teifebene
mit Kachelöfen geheizt wurden. Man konnte also außerdem sowohl in der Stube, als auch im Anschluß an die Küche, etwa im Hof, sehr wohl solche Backöfen mit kreisförmigen Grundriß benützt haben, deren Form der der schoberförmigen Öfen ähnlich sein konnte (Dám 1982b, 122; Balassa 1985, 126—127). Der Kamin als selbständige Feuerstätte der Stube, bzw. als ergänzende Feuerungsanlage neben dem Ofen war in der Großen Ungarischen Tiefebene ausschließlich für die mittleren und nördlichen Gebiete östlich der Theiß bezeichnend (vgl. Karte 1.; Gunda 1966,352; Gunda 1984,45—47; Kosa 1970, 82—86; Dám 1975, 107; Dám 1982a., 81—82). Laut Angaben geschichtlicher Quellen dürfte der Kamin in früheren Jahrhunderten in viel weiteren Kreise verbreitet gewesen und benützt worden sein als um die Jahrhundertwende. Darauf verweist z. B. eine Verordnung des Komitates Szabolcs aus dem Jahre 1729, die u. a. das Heizen der Kamine bzw. ihren Gebrauch untersagt und statt dessen die Errichtung der tiefländischen Backöfen mit Außenheizung betreibt (Balogh 1966, 249). Die beachtliche Verbreitung der Kamine östlich der Theiß wirft zwei Möglichkeiten auf. Die eine wurde bereits von Zsigmond B á t k y formuliert: demnach sei hier die vorherrschende Form ursprünglich ein Haustyp mit offener Feuerstätte gewesen, während der schoberförmige Ofen aus anderen Gebieten der Tiefebene hierher eingedrungen sei und den Kamin allmählich verdrängt habe (Bátky 1934, 9; Bátky 1941, 157). Die andere — und aufgrund der Angaben wahrscheinlichere — Möglichkeit: die Einbürgerung des Kamins sei teils den engen Kontakten mit den siebenbürgischen Gebieten und teils der im 18. Jh. aus Seibenbürgen angesiedelten Bevölkerung zuzuschreiben, doch konnte dadurch der frühere Backofen nicht verdrängt werden; der Kamin funktionierte zumeist als Zubehör der Feuerungsanlage, sein Karte 2.: Verbreitung der Ofenformen in der Großen Ungarischen Tiefebene 119