Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)

Hermann Steininger: Beispiele zum Handel mit Keramik in Europa

internatiünale Bedeutung besitzt und in der Fachliteratur wegen seiner aussergewöhnlichen Form und seines auffälligen Dekors umfänglich diskutiert wurde. Diesen bemerkenswerten Pokal kann man als Stiefelgefäss ansprechen, welches kaum Entsprechungen besitzt, auch seine ursprüngliche Funktion scheint meiner Meinung nach nicht ganz gesichert. Der Pokal wird vermutlich aus einer Werkstatt des 15. Jahrhunderts stammen. Flerstellungsort und Her­kunft des Gefässes wie auch sein historischer Hintergrund scheinen vorder­hand nicht geklärt; vermutlich ist dieses Objekt deutscher Provenienz. Wahr­scheinlich befand es sich ehemals in der Schatzkammer des Johanniterordens in Stuhlweissenburg. Besser informiert sind wir da schon über sogennante Kruggeschenke, über die wir speziell aus dem Herzogtum Jülich wissen. Es handelt sich dabei um Krüge aus Siegburger Steinzeug, die im Auftrag der Herzoglichen Familie für Mitglieder deutscher Fürstenhäuser, hohe Persönlich­keiten, und zwar wohl aus bestimmten persönlichen Anlässen, aber auch aus politischen Gründen, angefertigt und verschenkt wurden.(39) Auch diese Ge­schenksitte kann man meines Erachtens als eine Form von zumindest ideell mo­tivierter Vermittlung durch Keramik bezeichnen. Belege dafür gibt es haupt­sächlich aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Auf diese Gefässgruppe wollte ich hier freilich nur am Rande hinweisen. Manch andere Überlegungen in diesem Zusammenhang kann ich hier ebenfalls nur kurz andeuten. So etwa die Migrationsprobleme der Hafner, Tonkünstler, Fayen­cemaler usw. Ich halte diese Fakten der Kenntnisübermittlung eben bezüglich ihres Wissens um Technologie und Fertigkeit im Rahmen unseres Themas gleich­falls für berücksichtigungswürdig. So etwa wäre es auch sinnvoll, die ver­schiedenen Fayenceöfen in den Schlössern und Residenzen ab der frühen Neu­zeit daraufhin zu untersuchen, woher sie stammen, von wem sie gefertigt und aus welchen Gründen sie erstellt wurden.(40) Bezüglich der ungarischen Ver­hältnisse gegen Ende des Spätmittelalters, wobei ich etwa auf die politi­schen Verbindungen zu Bayern hinwies, habe ich ja bereits oben Stellung ge­nommen. Über den Handel mit Keramik im 19.Jahrhundert, vor allem nach dem Aufkommen der Eisenbahnen, brauche ich hier ebenfalls nicht viel sagen. Bemerken möch­te ich, dass die statistische Literatur noch nicht systematisch ausgewertet worden ist. Hierzu nur ein Beispiel: noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts wurde eine grosse Menge "gewöhnlicher Hafnerware" von Österreich nach Ungarn exportiert, wie es in einer Statistik aus dem Jahre 1896 heisst.(41) Über die massenhafte Versendung von Mineralwässern in meist walzenförmigen Stein­gutflaschen wissen wir da schon mehr. Es gibt sie bekanntlich seit dem 18. Jahrhundert.(42) Zum Massenversand kam es besonders im 19. Jahrhundert, wo­bei wir über die Verhältnisse in Böhmen (43) und Deutschland(44) etwas bes­ser Bescheid wissen. In der Folge hat dann die Glasflasche die Steinzeugfla­sche abgelöst. Dass es sich bei diesen Flaschen um sogenannte Einwegbehält­nisse handelt, die nach dem erstmaligen Gebrauch einer anderen, sekundären Verwendung zugeführt wurden, ist ja hinlänglich bekannt. Hier im Zusammenhang möchte ich aber noch das heute schon ausgestorbene, am­bulante Handwerk der Hafenbinder erwähnen. Die Aufgabe der Hafenbinder war, die für den Gebrauch vorgesehenen Tongefässe durch ein Drahtgeflecht zu schützen bzw. solche, die bereits durch ihre Verwendung in Mitleidenschaft gezogen worden waren, zu flicken, das heisst, für den Gebrauch wiederherzu­stellen. Detailliertere Informationen darüber erbringt vor allem Literatur aus Bayern,(45) 0berösterreich(46) und Ungarn. 89

Next

/
Oldalképek
Tartalom