Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)
Milovan Gavazzi: Zu einigen Problemen der Volkskulturforschung im Pannonischen Raum
mit den dazugehörigen, spezifischen Geräten (besonders dem gerillten Brett zum Ordnen der Strohoberflächen) sowie auf eine Reihe weiterer von jenem bekannten Typus des Stuhls mit vier schrägen 3einen und einer recht verschiedenartig geschnitzten Lehne (mittels schnitten und Durchbruchmustern gestaltet) der als eines der in ganz Pannonien am meisten ins Auge fallenden Beispiele dieser westlichen (deutschen) Kulturschicht hervor zu heben wäre.(9) Diser Raum ist begreiflicherweise in stärkerem Ausmass von Kulturelementen ungarischer Herkunft durchwachsen (abgesehen von einer Menge ungarischer oder hungarisierter Benennungen verschiedener Kulturgüter). Da viele derartige Elemente erst seit der Landnahme im 9. Jahrhundert u. Z. sich hier einbürgern konnten, ist die Sachlage bezüglich der Zeiten und des Weges der Übernahme und Ausbreitung unter der nichtungarischen Bevölkerung Pannoniens klarer. Elemente der ungarischen angestammten Kultur nehmen freilich gegen die Süd- und die Westgrenzen Pannoniens ab. Man begegnet .derselben vor allem in Bereich der materiellen und der geistigen Kultur sowie der Volkskunst. Sehr eindringlich kommt dies wohl bei den Speisen zum Ausdruck. Es erübrigt sich beinahe, mehr oder weniger bekannte Einzelfälle dieser Art hier aneinanderzureihen. Es genügt wohl nur einige in diesem Raum (und z. T. noch weit darüber hinaus) verbreiteten typischen Nahrungsstoffe bzw. Speisearten zu nennen: die Paprika, roh oder auf recht verschiedene Weisen zubereitet, weiters die dickeren scharfen Fischsuppen, die Mehlspeisen in Brockenform getrockneten, (10) oder bestimmte, auf verschiedene Arten zubereitete Fleischgerichte und anderes mehr. (11) Ungarische oder durch ungarischer Vermittlung entstandene Elemente sind ebenso an den Trachten und im Schmuck auch der nichtungarischen Bevölkerungsgruppen Pannoniens sichtbar und meist als solche ohne Schwierigkeiten erkennbar. Dies gilt besonders für die Vorliebe des Stiefeltragens bei beiden Geschlechtern, was berechtigt ermassen als ein altungarischer Zug gedeutet werden darf; ferner trifft dies auf eine Reihe bestimmter lederner Kleidungsstücke wie Lederwämse, Lederröcke zu die vom Norden Pannoniens bis in das pannonische Südkroatien verbreitet sind (sehr unterschiedlicher Arten, Grössen und Verzierungen, jedoch vorwiegend entweder mit farbigen Lederapplikationen pflanzlicher Muster, Knöpfchen, Nähstreifen u. ä., oder mit gestickten Mustern verwandter Art bunt verziert und meist mit entsprechenden ungarischen Namen bzw. deren Entlehnungen ûezeichnet). Aper nicht nur Obergewänder, sondern auch mancher Teile der Untergewänder bzw.-wasche sind ungarischer Herkunft odor für ungarische Vermittlung signifikant (wie z. Ei. eine weibliche Hemdart, deren, oberer Saum nur bis über die Brust reicht und an Schultertracjbändern herabhängt - sowohl in Westkroatien als auch in der Slowakei mit dem ungarischen Lehnwort pendel und einer Menge dessen Varianten bezeichnet). Man versucht auch einige Ziermuster auf ungarische Einflüsse zurückzuführan (z. B. die Tulpenmuster, denen man in unzähligen ornamentalen Abwandlungen an varsuiiedenen Erzeugnissen der Volkskunst gerade in diesem Gebiet begegnen kann). (12) Ungarische Elemente oder zumindest ungarische Prägung weisen in ganz Pannonien vielfach auch die Handwerke und Handwerkserzeugnisse auf. Hierbei sind die Wege der Ausbreitung solcher Elemente oft ganz klar: viele Handwerksgesellen nichtungarischer Herkunft erlernten ihren Beruf als Lehrlinge bei ungarischen Handwerkern und. übertrugen auf diese Weise sowohl die Arbeitsweise, die Geräte und die Erzeugnisse als auch die Ziermuster und z. T. auch die ungarische Nomenklatur in die Bauernwelt ihrer Heimat, was besonders von den Lederhandwerkern, den Tuchschneidern und Stechern von Lebzeltermodeln gilt.(13) 17