Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)
Géza Balázs: Einfluss der luquidierten transdanubischen Eisenbahnlinien auf das Volksleben
Es ist kein Zufall, dass die kleineren Eisenbahnen mit einem volksstümlichen Ausdruck benannt werden. Metaphorisch: Kaffeemühle (kávédaráló) Spagatbahn (madzagvasút), ironisch: Express (expressz), kindlich -spielerisch : Zsuzsi. Der Umstand der Liquidierung der ungarischen Eisenbahnlinien liess einen neuen interessanten Brauch, entstehen die sogenannte 3ahnklage. Dieser 3rauch zeigt, dass die Leute eine enge Beziehung zur Bahn haben und diese nicht verlieren wollen. So wie das Ende einer Bahnlinie ist bzw. war auch die Eröffnung mit ritualisierten Handlungen verbunden: der erste Eisenbahnzug wurde mit Blumen und Liedern begrüsst, die Lokomotive wurde vom Priester gesegnet. Der alte Dános Pásti errinerte sich an dis Eröffnung der Eisenbahnlinie von Szombathely-Rum: "Der erste Zug kam am 4. December 1394 aus Szombathely an. Ich erinnere mich ganz gut: es war ein Marien-Feiertag (Szeplőtelen Fogantatás, latéin.: Immaculata Conceptio). Am vorigen Sonntag verlautbarte unser Priester, dass wir am nächsten Sonntag nach der Messe zum Bahnhof gehen müssten und deshalb die Kirchenglocken um eine Stunde früher läuten würden. Am 8. Dezember pünktlich kam der Zug an, an beiden Seitenfronten mit einem Blumenkranz geschmückt. Die Lokomotive qualmte, sie zog 6 Waggons, und war voll mit Leuten aus der Stadt. Das Bevölkerung von Rum war auch sehr fröhlich, der Priester segnete die Lokomotive". (Moldova György: Akit a mozdony füstje megcsapott. Budapest, 1973,228). Der Abschied von den letzten Zügen wurde auch festlich begangen. Die Züge fuhren auf ihrer letzten Reise mit Trompetengeschmetter bis zum Ziel. Die Bevölkerung der Dörfer ging, organisiert, in Gruppen zu den Eisenbahnhaltestellen. Viele zogen ein Feiertagskleid an, in den Händen hielten sie 31umen. Die Lokomotiven wurden mit Blumen und Kränzen geschmückt. Sie erschienen auf ihrer letzten Fahrt wie ein Sarg. Im Rahmen dieser Begräbniszeremonie schlugen die Leute das Kreuzzeichen, sangen, tranken, viele aber fluchteten nur. Die Texte der Lieder bezogen sich auf die Bahn, manche wurden für diesen Anlass umgedichtet: z.B.: "Zerbrach das Rad der Lokomotive Rums..." ("Eltörött a rumi gőzös kereke ...") Spontane Chöre bildeten sich aus, Rezitationen dargeboten etc. Im Dorf Lábod organisierte der heimatkundliche Verein eine Veranstaltung (Erdősi Ferenc - Kovács Árpád: Csak nosztalgia, vagy valami más is? Somogy, 13. 1935/4. 89.). Der Verabschiedung des Zuges endete im allgemeinen in einer Sauferei. Derartige "Eisenbahnbegräbnisse" waren oft mit Gewalttaten verbunden. So wurde z.B. in Zalaszentgrót, Kadarkút und noch in vielen Orten der letzte Zug mit Steinen beworfen. Im Dorf Rum zerbrochen die Menschen die Lampen und schnitten die Sitzplätze auf. In anderen Orten wurden Sprengkörper auf die Geleise gestellt. Betrachten wir jetzt, wie sich die Liquidierung der Eisenbahn auf das Volksleben auswirkte: 1. Das Leben einiger Dörfer, die unweit einer Stadt lagen, war bequemer geworden: Mehrere Autobuslinien sicherten den Verkehr. 2. Der Autobusbetrieb "Volán" organisierte Autobuslinien, die überall, links und rechts, in kleinen Dörfchen Halt machten. Deswegen wurde ihre Fahrzeit länger als dies mit dem Zug früher der Fall war. Diese verbindenden Autobuslinien nenntmani metaphorisch "Weinachtsbaum-Buslinie" ("karácsonyfajárat"). Aus anderen Dörfer kann* man nur mit Umsteigen in die Stadt fahren (z.B. Rinyaújlak, Komitat Somogy). 3. Manche wohlhabene Leute haben sich in den nicht von der Eisenbahn berührten Siedlungen ein Lastauto oder ein Kleinlastauto gekauft. Sie sichern sich ihre Existenz durch Frachtlieferungen und konnten einen relativ hohen Lebensstandard erreichen. 4. Ein grosser Teil der Dorfgesellschaft jedoch ist benachteiligt. Dazu gehören die Frauen und die kinderreichen Familien. Der Pendelverkehr wurde für 116