Fitz Jenő (szerk.): Die aktuellen Fragen der Bandkeramik - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 18. A Pannon konferenciák aktái 1. (Székesfehérvár, 1972)

J. Pavuk: A vonaldíszes kerámai temetőinek kérdései

Grabgruppen in Zengővárkony (z. В. die Gruppe VI von J. D о m b а у <19) zerfallen nach ihrem Inventar und anderen Merkmalen im Bestattungsritus im ganzen in evidenter Weise in chronologisch unzu­sammenhängende Gruppen. Mehr oder weniger deut­lich zeigen sich die Gruppen mit 12—13 Gräbern im großen Gräberfeld von Cernica'201. Die bisher bekannten Gräberfelder mit der Lini­enbandkeramik zeigen eine innere Horizontal- und Vertikalgliederung (in Nitra gibt es 22 Gräber in Superposition). Die Gliederung in Grabgruppen, von denen mehrere eine annähernd gleiche Gräberanzahl enthalten, belegt eine gewisse Regelmäßigkeit oder Verbundenheit bei der Gründung der Gräberfelder. Mit Rücksicht auf die vertikale und horizontale Stratigraphie und auf die Unterschiede in der Kera­mikverzierung, im Grabinvertar überhaupt und zwischen den einzelnen Grabgruppen, kann wahr­scheinlich eine kontinuelle Bestattung nicht erwogen werden, sondern es ist mit bestimmten Hiaten zu rechnen. Bei einer laufenden, ununterbrochenen Beerdigung auf einem Gräberfeld müßte wenigstens rahmenmäßig seine Erweiterungsrichtung eingehal­ten worden sein und es wäre nicht so oft eine gegen­seitige Grabüberlagerung eingetreten. Die Deutung solcher Beobachtungen ist außer­ordentlich schwierig. Man hat es wohl mit einer Mikrostruktur der damaligen Gesellschaft und im Rahmen der Gräberfelder auch mit sehr kurzen Zeitabschnitten zu tun, die mit den heutigen archä­ologischen Kriterien kaum erfassbar sind. Über die Struktur der damaligen neolithischen Gesellschaft weiß man vorderhand sehr wenig. Man weiß nicht, wie groß die einzelnen Ansiedlungen waren, wie groß die Anzahl der zugleich bestehenden Wohn­häuser war und wieviel Bewohner sie umfassten. Man weiß nicht, wie lang eine Ansiedlung bewohnt und nach wie langer Zeit sie wiederbesiedelt wurde. In bezug auf die Gräberfelder kennt man wieder kaum die damalige Durchschnittsterblichkeit. Alle diese Faktoren konnten an verschiedenen Orten und in verschiedenen Zeitabschnitten verschieden gewesen sein. Es tritt ferner hinzu, daß unsere Erkenntnisse noch sehr fragmentär sind. In jedem Gräberfeld ist mit einer gewissen Anzahl vernichteter und nicht erhaltener Gräber zu rechnen. In der Rekonstruktion der neolithischen Gesell­schaft im Zeitabschnitt der Linienbandkeramikkultur 19 20 (19) J. DOMBAY, Die Siedlungen und das Gräberfeld in Zengővárkony, Budapest 1960, 193 ff. (20) Gh. CANTACUZINO, Nekropola preistoricä de la Cernica si locul ei in neoliticul romanesc si european, SOIV 18, 1967, 379 ff. — Im Areal dieses Gräberfeldes sind doch zahlreiche jüngere prähistorische und mit­­teralterliche Objekte vorhanden, so ist deswegen nicht geklärt, ob die zu beobachtenden Gruppierun­gen von Gräbern der ursprünglichen Belegung nach Gruppen entsprechen oder nur durch die Fundsitua­tion (Zwischenräume im neolithischen Gräberfeld durch die aus späteren Zeitepochen stammenden Zerstörungen entstanden?) vorgetäuscht werden. gelangte B. S о u d s к y<21> zum detailliertesten Modell. Seine Konzeption eines zyklischen Halb­wanderfeldbau, welche hauptsächlich aufgrund der in Bylany untersuchten Ansiedlungen formuliert wurde, sollte auch durch die Untersuchungserged­­nisse in den Gräberfeldern bestätigt werden. Die bisherigen Ergebnisse widersprechen wenigstens nicht seinen Thesen. Die äußerst große Ausdehnung der Bylaner Ansiedlungen und ihre chronologische Zeit­spanne präsentieren wohl eher eine Ausnahmssitua­tion als eine Standardsituation, so daß von den bisher bekannten Gräberfeldern keineswegs ein dem Bylaner Model voll adäquates Bild hauptsächlich im Quantitativbereich geboten zu werden braucht. Dem Verlassen der Ansiedlungen beim vorausge­setzten Halbwanderfeldbausystem sollte auch das Verlassen der Gräberfelder entsprechen. Die zurück­kehrenden Einwohner merkten sich wenigstens rah­menmäßig noch die Grabstätten ihrer Vorfahren; sie respektierten diese Orte (Grabbezeichnungen an der Oberfläche?), sie setzten die Erweiterung des Gräberfeldes fort; bloß manchmal kamen bei den weiteren Bestattungen die einzelnen Gräber oder gar Grabgruppen in Überlagerung und so gelangten die älteren und die jüngeren Gräber knapp nebenein­ander oder gar in Superposition. Die konstatierte Regelmäßigkeit in den Gräberfeldern muß auch mit einem bestimmten Rhythmus in der Lebensweise der damaligen Gesellschaft korrespondieren. Einem sol­­solchen Symmetrismus und einer Regelmäßigkeit dürfte am besten das System des Halbwanderfeldbau entsprechen. In bezug auf ein Landgebiet und eine Zeitfolge konnte eine solche Lebensweise verschie­dene Modifizierungen erlangen ; nichtsdestoweniger das Prinzip des Verlassene von Ansiedlungen und Gräberfeldern und die abermalige Rückkehr zu denselben Stellen im mitteleuropäischen Gebiets­raum und wahrscheinlich auch anderswo ist als belegt zu betrachten. In den von uns in einzelnen Gräberfeldern fest­gestellten Grabgruppen können diejenigen Angehöri­gen einer Ansiedlung beerdigt worden sein, die beim vorausgesetzten System des zyklischen Halbwander­feldbau im Laufe des Verbleibens der Ansiedlung­seinheit in einer Station gestorben sind. Es ist zu er­wägen, ob die Grabgruppen mit einer kleinen Graban­zahl (4— 6 Gräber) die Gesamtsterblichkeit in der be­treffenden Ansiedlung widerspiegeln. In dieser Hin­sicht lassen sich mehrere Erklärungen suchen. Es könnte sich um ein Gräberfeld einer neugegründeten Ansiedlung nach der Filiation handeln, wo die jün­gere Bevölkerung im Übergewicht war, wodurch ge­setzmäßig die natürliche Sterblichkeit der Erwachse­nen herabsank. So sind z. B. in zwei Grabgruppen in Sondershausen (Gräber 2—0 und 7— 11) nur Tote der (21) B. SOUDSKY, Sozialökonomische Geschichte des älte­ren Neolithikums in Mitteleuropa. Aus Ur- und Früh­geschichte, Berlin 1964, 62 ff. — ID., Bylany, osada nejstarSich zemëdëlcû z mladSi doby kamenné. I’iaha 1966, 21 ff.

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