N. Szabó Magdolna - Zombori István szerk.: Vallásos ponyvanyomtatványok Bálint Sándor hagyatékában (Szeged, 2010)

Barna Gábor-Székely Anna: Vallási ponyvanyomtatványok Bálint Sándor hagyatékában

38 Nähe der Transzendenz zu gelangen. Die Wallfahrt ist immer ein Gemeinschaftsakt. Die Prozession beginnt in feierlichem Rahmen gemäß einem bestimmten Ritus und Rythmus, schreitet fort und trifft am geheiligten Ort ein. Der Leiter der Gruppe ist der heiligmäßige Mann oder Frau, der/die Wallfahrtsleiter/in. Häufig gehen aus ihnen auch die Verfasser und Vertreiber der Kolportagehefte hervor. Der Kolportagehefteverkauf war ein gutes Geschäft, wie auch von István Orosz berichtet wird, selbst wenn das Ziel nicht Bereicherung ist, aber die in zehn­tausenden Exemplaren herausgegebenen und verkauften Drucke brachten auch Nutzen. Die Wallfahrtsleiter, die heiligmäßigen Männer, waren so vielseitige Persönlichkeiten einer Gemein­schaft, die die religiösen Empfindungen der Gemeinschaft artikulierten, in Verse brachten und von Zeit zu Zeit die Texte neu formulierten, welche die Gemeinschafts feste bereicherten. Sie waren nicht nur Dichter und Organisatoren, sondern auch Heiler, Nachfolger der früheren Lizenziaten, die sich auf mehrfache Weise unter ihren Schicksalsgefährten hervorhoben. Sie folgten derselben bäuerlichen Lebensweise, hatten keinen höheren Schulabschluss, dennoch wurden sie im Ergebnis ihres angeborenen Talents und weil sie den Gemeinschaftserwartungen entsprachen, zu führenden Persönlichkeiten im geistlichen Leben ihrer Gruppe. Die Betreuer des größeren Teils der Wallfahrtsorte waren die Franziskaner. Die Brüder standen mit ihrer Gesinnung, ihrem Verhalten und ihrem ganzen Habitus der Bauernschaft sehr nahe. Besonders traf das auf die Bewohner in der Umgebung von Szeged zu, denen die Franziskaner der Unterstadt jahrhundertelang nicht nur bei ihren seelischen, sondern auch leiblichen Problemen beistehen konnten. Szeged-Unterstadt und Gyöngyös waren die beiden Franziskanerklöster, in denen auch in der Türkenzeit die Anwesenheit von Mönchen kontinuierlich war. Sie waren im Besetzungsgebiet die Zentren des katholischen Glaubenslebens. Ihre Bedeutung zu jener Zeit war unermesslich. Mit den Franziskanern ist bereits im 16. Jahrhundert der Beginn der Predigt und auch der kirchlichen Literatur in der Muttersprache zu verbinden. Es gibt fast 40 Wallfahrtsorte, die — wenn auch nur einmal erwähnt - in den Kolpor­tagedrucksachen vorkommen. Sie decken das gesamte Gebiet des historischen Ungarn ab. Mehrheitlich sind es westungarische und zum kleineren Teil nord-, ost- und südungarische Gnadenorte: Andocs, Máriagyűd, Segesd, Vasvár, Búcsúszentlászló, Sümeg, Bodajk, Sasvár, Győr/Raab, Pozsony/Pressburg, Máriakáinok, Csatka, Csatár, Osli, Solymár, Ercsi, Kövi Má­ria, Gyöngyös, Egerszalók, Mátraverebély — Szentkút, Vác/Waitzen, Máriabesnyő, Rudnok, Barka, Feldebrő, Máriapócs, Jásd, Kolozsvár/ Klausenburg, Csíksomlyó, Gyula, Petőfiszállás (Ferencszállás), Szeged-Alsóváros, Máriaradna, Tekia (Pétervárad), Doroszló, Máriakönnye­Vodica (Baja), Hajós. Máriazell war der bedeutendste ungarische Wallfahrtsort im Ausland. 2 9 5.3 Heiligenverehrung. Auf den Drucksachen im Nachlass kommen 35 Heilige vor. Die größte Zahl der Gebete und Gesänge sind an die hl. Anna gerichtet, ihr folgen die Heiligen Antonius und dann Johannes — Nepomuk und der Täufer —, Franz von Assisi, Joseph und Antonius. Die am häufigsten vorkommenden Heiligen sind die Mitglieder der Heiligen Familie (Maria, Joseph, Anna), die auch den heutigen Lesern die Wichtigkeit der Rolle und zusam­menhaltenden Kraft der Familie nahebringen. Sie sind ihnen in allen Prüfúngen voraus­gegangen, haben den Weg gezeigt, ein Beispiel gegeben, sie, zu denen jede irdische Familie aufschauen kann. Sie sind ein Vorbild für Mann, Frau und Kind. Man kann in den Gebeten die am unmittelbarsten zu befolgenden, im Alltag zu erlebenden Situationen sehen und lesen. Die Kolportagedrucksachen haben ihre Billigkeit, einfache Ausführung, verständliche auf die Empfindungen wirkende Sprache unter den Alltagsmenschen sehr beliebt gemacht, worauf 29 BÁLINT-BARNA 1994 passim

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