Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

Byzantinische Fundmiinzen in der Awarenforschung Fundmiinzen nur anhand der Münzherren (das erste „Grundübel") angeführt. Ausnahme sind die Heraclius-Solidi von Sänpetru German (616-625) und vom Firtos (um 625) (BÓNA 1986, 165-167). Der hohe Anteil der gewichtsreduzierten Solidi, die Bónas Meinung nach für die Tributzahlungen ge­prägte „offizielle Falschmüzen" waren, ist durch zahlreiche Beispiele zum ersten Mal in der Ge­schichte der Awarenforschung belegt (BÓNA 1986, 168). Im Gegensatz zu seinen früheren Ausführun­gen sind die Münzen des Constans II. und des Constantinus IV. bzw. der „Kreis der Münzer­sätze" von den Fundmünzen aus der Zeit der Tri­butzahlungen getrennt, in Zusammenhang mit den durch die Einwanderung der Onogur-Bulgaren aus­gelösten Änderungen, behandelt (BÓNA 1986, 173). Die Aussagekraft der von ihm vermittelten Anga­ben wird nicht einmal durch die hie und da ein­geschlichenen Fehler beeinträchtigt. In den für zwei Ausstellungskataloge verfassten kurzen Geschichtsabrissen der Awarenzeit hielt Ist­ván Bona einmal mehr fest, dass im Jahre 626 „der byzantinische Goldßuss" für immer versiegte (BÓNA 1985, 11; BÓNA 1988, 110). Die sich daraus ergebende Frage, wie es dann zur Verbreitung der Münzen des Constans II. und des Constantinus IV. kam, stellte Bona in den 1980er Jahren noch nicht. Vermutlich, weil er zu dieser Zeit mit der kriti­schen Neubearbeitung des awarenzeitlichen Münz­bestands noch nicht so weit fortgeschritten war, dass er die nach 626 einsetzende und mindestens 25 Jahre lang währende Periode ohne nennens­werten Münzzufluss hätte erkennen können. Denn der Weg zu der Erkenntnis, dass sich die historisch belegte Einstellung der Tributzahlungen in der Zu­sammensetzung des Münzbestands hervorragend widerspiegelt und dass die Verbreitung der Münzen des Constans II. und des Constantinus IV. auf eine andere, zeitlich gut abgrenzbare Münzzufuhr hinweist, konnte nur über die möglichst genaue Bestimmung des einschlägigen Münzbestands fuhren. Diese Arbeit dürfte István Bona erst am Anfang der 1990er Jahre vollendet haben, zu­mal sein Aufsatz, worin er seine neuesten Ansich­ten über den Zustrom der byzantinischen Münzen ins Awarenland vorlegte, im Jahre 1993 erschien (BONA 1993). Nach einem kurzen Rückblick auf die historisch belegte Entwicklung der byzantinischen Tribut­zahlungen kommt István Bona gleich auf die Grab­und Streufundmünzen zu sprechen. Ihre Verteilung zeigt eine kontinuierlich steigende Zufuhr byzanti­nischer Goldmünzen, die dann mit den in den Jahren 616-625 geprägten und am zahlreichsten vorhandenen Solidi des Heraclius plötzlich ab­brach. Dieser statistische Befund und der historisch belegte Ablauf der Tributzahlungen stimmen her­vorragend überein. Mit in die Gräber wurden je­doch nur wenige Goldmünzen, entweder als Obo­lus oder als Schmuck, gelegt. Wie es die an Goldobjekten reichen Gräber eindrucksvoll bele­gen, wurden die meisten Goldmünzen gleich ein­geschmolzen. Nach dem Einstellen der Tribut­zahlungen ging das „goldene Zeitalter" zu Ende. Byzantinische Goldmünzen und andere Goldobjek­te kommen danach nur in Gräbern vor, die István Bona bereits 1970 als die archäologische Hinterlas­senschaft der Onogur-Bulgaren ansprach, die um 680 von der pontischen Steppe aus zu den Awaren gekommen sein dürften. Deshalb, und weil die Zu­fuhr byzantinischer Goldmünzen in Richtung der pontischen Steppe, im Gegensatz zum Awarenland, auch nach 626 kontinuierlich war, kommt István Bona zu dem Schluss, dass die Münzen des Con­stans II. und des Constantinus IV. nicht direkt aus Byzanz, sondern über die pontische Steppe durch die onogur-bulgarische Einwanderung ins Awaren­land gelangten (BÓNA 1993, 529-531, 536). In diesem Zusammenhang befasst sich István Bona auch mit den awarischen Imitativprägungen, von denen er neun Stücke ausführlich bespricht und ihre Vorlagen bestimmt. Da sich ihre Fertigung aufgrund seiner Vorlagenbestimmungen in die Jahre 626-669 datieren lässt, sieht Bona in ihrer Verbreitung ein zweites Argument dafür, dass nach 626 byzantinische Münzen nur sporadisch zu den Awaren kamen. In Ermangelung byzantinischer Goldmünzen, die von einer dünnen „Führer­schicht" auch als Graboboli verwendet wurden, wurde nämlich versucht, die rar gewordenen Impe­rialprägungen durch selbstgemachte Münzimitatio­nen zu ersetzen. Er kommt zu dem bereits von Ka­talin Sey geäußerten Schluss, dass die Münzimita­tionen nicht aus politischen oder wirtschaft­lichen Gründen — wie etn a im Langobardenreich oder im Merowingerreich — sondern ausschließ­lich zu Bestattungszwecken nachgeahmt... " wur­den (SEY 1978, 51). Und den onogur-bulgarischen Vornehmen dürfte es ähnlich ergangen sein. Nach­dem die mitgebrachten Altstücke verbraucht wa­ren, begannen sie in Ermangelung kuranter Gold­münzen, ihren Verstorbenen kleine runde Gold­plättchen als Oboli mit ins Grab zu legen. Die handfesten Belege für diese Notmaßnahme, die 211

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