Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

Byzantinische Fundmiinzen in der Awarenforschung Es ist keine Frage, dass alte Münzen und andere Antiquitäten immer schon entdeckt wurden, und auch das stimmt, dass nicht alle der gefundenen alten Goldobjekte gleich eingeschmolzen wurden. Vermutlich wegen ihres merkwürdigen, ungewohn­ten Aussehens wurden einige von ihnen länger aufbewahrt, sogar als Schmuck wieder verwendet. In Ermangelung des entsprechenden antiquarischen Interesses wurden jedoch die Auffindungsge­schichte und das Schicksal der „zu früh gemach­ten" Funde nur selten aufgezeichnet, und so blie­ben sowohl sie als auch die Fundobjekte selbst nur unter besonders günstigen Umständen bis zu unse­ren Tagen erhalten. Da die zufällige Entdeckung und Erfassung der im Laufe der Awarenzeit unter die Erde gelangten byzantinischen Münzen eben­falls unter den obigen Rahmenbedingungen statt­fand, ist es ganz natürlich, wenn dem derzeitigen byzantinischen Münzbestand der Awarenzeit nur ganz wenige Fundmünzen angehören, die nach­weislich vor dem 19. Jahrhundert zutage kamen. Hinweise auf die frühe Auffindung und Auf­bewahrung antiker, römischer oder byzantinischer Münzen können mittelalterliche Münzhortfunde liefern, wenn sie über die kuranten Münzen hinaus auch alte Münzen enthalten. Und den von Flöris Römer überlieferten Berichten zufolge dürfte ge­nau so ein Münzhortfund im Jahre 1862 in Ber­necebaráti zutage gekommen sein. Während eines der zwei Stücke, die Römer aus den ca. 17 gefun­denen Goldmünzen sichten und beschreiben konn­te, ein Solidus des Focas war, war das andere Stück eine im Jahre 1544 geprägte ungarische Gold­münze. Warum wurde der Focas-Solidus mit kuranten Goldmünzen zusammen thesauriert, war er die einzige byzantinische Münze im Hort, diese Fragen bleiben für immer unbeantwortet. Wir ha­ben jedoch keinen Grund daran zu zweifeln, dass er entweder ein Einzelfund war oder aus einem byzantinischen Münzhortfund stammte, der vor 1552, vor dem vermutlichen Zeitpunkt seiner se­kundären Deponierung, innerhalb des awarischen Siedlungsgebiets gefunden wurde (Sa-9). 2 6 Auf einen anderen Solidus des 7. Jahrhunderts, der bereits im 15. Jahrhundert entdeckt, aufbewahrt und schließlich mit kuranten Goldmünzen depo­niert wurde, machte Péter Prohászka aufmerksam. Während seiner Recherchen im Archiv des Un­garischen Nationalmuseums fand er auch die Akte, die über den im Jahre 1879 ins Museum eingelie­ferten mittelalterlichen Münzhortfund von Siklós­Semlényi puszta angelegt worden war. Daraus ging hervor, dass außer den 19 Goldmünzen des 15. Jahrhunderts auch noch ein Solidus des Heraclius dem Hortfund angehört hatte, den jedoch das Mu­seum an das Finanzministerium retournierte. Zum Glück wurde sein Typus nach dem Sabatier be­stimmt und dies in der Akte vermerkt. Demzufolge handelte es sich um einen leichtgewichtigen Soli­dus des Heraclius mit der Sigle BOXX (P-12, MIB 65, 616-625) ( PROHÁSZKA 2004, 106-107, HO). Der Grund, warum der byzantinische Solidus nicht be­halten wurde, lag offensichtlich darin, dass zu dieser Zeit das Münzkabinett bereits über mehrere Solidi des Heraclius aus dieser Emission verfügte. Eine andere Möglichkeit, auf bereits im Mit­telalter erfasste alte Fundmünzen zu kommen, stel­len Besitzinventare, Testamente oder Briefe dar (WOLLMANN 1983, 6). Leider sind die dort erwähn­ten alten Münzen im seltensten Fall beschrieben, somit nicht einmal ihre grobe Zuordnung (grie­chisch, römisch, byzantinisch) möglich ist. Eine der wenigen Ausnahmen finden wir in einem Brief des Martin Luther (1483-1546). Auch wenn es einem unglaublich vorkommt, Tatsache ist, dass eine vermutlich in Siebenbürgen zutage gekom­mene byzantinische Goldmünze ausgerechnet durch den Bibelübersetzer und Gründer der evan­gelischen Kirche schriftlich belegt ist. Denn in einem Brief an Johannes Hontems (um 1498— 1549), Stadtpfarrer in Kronstadt (heute Bra§ov), vom 11. Mai 1544 bedankt sich der große Refor­mator für eine Goldmünze mit dem Bildnis des Theodosius, die er vom Kronstädter Stadtrichter erhalten hatte. 2 Zumal unter den seitdem in Sie­benbürgen erfassten Goldmünzen der drei Theo­dosii — Theodosius I. (379-395), Theodosius II. (408-450) und Theodosius III. (715-717) — die Solidi des Theodosius II. bei weitem überwiegen, dürfte das an Luther geschenkte Goldstück am 26 Die Notationen P-, Sa-. Sh- und IV- mit anschließender Nummer beziehen sich jeweils auf PROHÁSZKA 2004. 102-108. SOMOGYI 1997. 23-110. SOMOGYI 2009. 268-295 und auf WINTER 2000. 53-60. 27 DUCK 1845. Teil II. Briefe aus der Reformationszeit. 30 - „Seribis mi Hontere dedisse Te ad me Hieras, sed nesciro an istis periculosis temporibus redditae sint. Scias autem esse redditae, simul incluso nummo aureo, effigiens Theodosii habente, quem scripsisti mihi donatum a Prefeeto seu Judice vestrate in memóriám sui: cui vico mea gratias agas oro. " Den Brief erwähnt auch WOLLMANN 1983. 6. Anm. 3. 179

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