Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

SOMOGYI Péter nicht verfolgt wurde. Stattdessen setzte sich in der ungarischen Frühmittelalterforschung das von Jó­zsef Hampel erarbeitete und in den Jahren 1897 und 1905 veröffentlichte chronologische System durch (HAMPEL 1897, 13-33; HAMPEL 1905, 1). In den später verfassten Überblicken zur For­schungsgeschichte der Awarenzeit ist die Geschich­te darüber, wie die gegossenen Gürtelbeschläge, d.h. die Denkmäler der Greifen- und Rankengruppe, ihre chronologisch-historisch richtige Zuordnung fan­den, so erzählt, dass sie von József Hampel, der diese Denkmäler in seiner zweiten Gruppe zusam­menfasste, deshalb vor dem mit Hilfe von Münz­gräbem als awarisch bestimmten Fundgut, d.h. vor seiner dritten Gruppe, datiert wurden, weil Hampel den in manchen Fundinventaren vorgekommenen römischen Bronzemünzen des 4. Jahrhunderts einen guten Datierungswert beimaß. Dass die zweite Gruppe ebenfalls in die Awarenzeit fällt, wurde erst im Jahre 1926 von András Alföldi erkannt, der die zwischen den Gürtelgarnituren der zweiten und drit­ten Gruppe bestehenden technisch-typologischen Unterschiede (gegossene bronzene Beschläge mit Greifen- und Rankenmuster bzw. unverzierte oder mit Presstechnik verzierte Blechbeschläge aus Gold, Silber oder Bronze) durch die asiatische (Gussin­dustrie) und politische (Blechindustrie) Komponente der Awaren erklärte. Wie dann Nándor Fettich und Dezső Csallány belegen konnten, resultieren diese Unterschiede in Wirklichkeit daraus, dass die zwei awarischen Gruppen zwei unterschiedlichen Phasen der Awarenzeit angehören. Die dritte Gruppe entspricht der Früh- und der erst in den 1960er Jahren definierten Mittelawarenzeit, die zweite Gruppe der Spätawarenzeit." Davon, dass András Alföldi nicht der erste ungarische Forscher war, der die Denkmäler der Greifen- und Rankengruppe den Awaren zusprach, nehmen diese Zusammenfassungen keine Notiz, hätten sie auch nicht nehmen können, weil sich lange Zeit niemand die Mühe machte, auch die Literatur der vorhampeFsehen Zeit einzusehen. Erst István Bona, der um 1980 die Hampel'sche Firewall zum ersten Mal durchbrach, verwies auf die in den Jahren 1885-1898 immer wieder erör­tete und aus heutiger Sicht richtige Erkenntnis des Ágost Sőtér (BÓNA 1984, 12, 21). Die noch frühere Intuition des Ferenc Pulszky blieb auch bei ihm unerwähnt. In der einschlägigen Sekundärliteratur wird im­mer wieder betont, dass József Hampel ein lineares Chronologiesystem erarbeitet hatte, in dem auf die erste, germanische Gruppe die zweite, die Sarma­tische, darauf die dritte, die Awarische und zum Schluss die vierte, die altungarische Gruppe fol­gen. Deshalb überrascht, dass in einigen Arbeiten des jungen Nándor Fettich davon die Rede ist, dass einen großen Teil der Gräber der zweiten Gruppe bereits József Hampel selbst in die Awarenzeit da­tierte, und dass er die Bezeichnung „sarmatisch" nicht im historischen Sinne des Wortes verstand. 1" Zugleich weist er darauf hin, dass András Alföldi in seinem Werk das beweist, „... was schon Ham­pel im ersten Band seines Werkes für den größten Teil dieser Denkmalgruppe feststellte, daß nament­lich die Gräberfunde, welche die in Frage stehende Kultur vertreten, aus der Avarenzeit stammen. " (FETTICH 1929. 12). Zumal durch Fettichs Bemer­kungen nicht weniger als die in der Awarenfor­schung mittlerweile kanonisierte Geschichte darü­ber, wie die von Hampel falsch eingeordneten Denkmäler der Greifen- und Rankengruppe ihre chronologisch-historisch richtige Zuordnung fan­den, in Frage gestellt ist, sollen nun die relevanten Passagen in Hampels „Alterthümer" näher betrach­tet werden. 1 1 Bei Hampel ist es so zu lesen, dass es Vilmos Lipp war, der aufgrund der in den Gräbern gefun­denen römischen Bronzemünzen des 4. Jahrhun­derts das von ihm in Keszthely und Umgebung „ Wosinsky kam bis 1895 nicht zur Erkenntnis, dass die von ihm erschlossenen Gräberfelder aus der Awarenzeit stammen, diesen Standpunkt vertrat in unserem Land zwischen 1885 und 1896 ansonsten allein A. Sőtér ... " 11 CSALLÁNY 1952, 242-243, 248-249; HARMATTA 1955. 6-7, Anm. 8-11; CSALLÁNY 1963, 30-31; KOVR1G 1963. 224-225, Anm. 926-932; LÁSZLÓ 1974. 40-41. 51, Literaturhinweis zum Absatz Az avarok művészete im Kapitel I. Zuletzt GARAM 1992, 135-136. 12 FETTICH 1929. 12, Anm. 2-7; FETTICH 1927, 234 - „A másik ok az avar meghatározásra az volt, hogy a 2. emlékcsoportbeli sí­rok nagy része, — amint azt már Hampel is részletesen tárgyalta I. kötetének 30-ikfejezetében, — tényleg az avar időkre esik. "; FETTICH1929. 12- ,, Hampel sah auch, was aus dem obigen zweiten Zitat klar wird, dass Gräber aus der 2. Gruppe zusammen mit solchen aus der 3. Gruppe in unseren Gräberfeldern vorkommen. "; FETTICH 1929a, 76 - „ Hampel megálla­pítása szerint a II. csoport nagy része időrendileg párhuzamosan halad a III. emlékcsoporttal (i.m. 806. o. ) ". 13 Obwohl Hampel seine chronologische Vorstellung und Gruppeneinteilung bereits 1897 vorgelegt hatte (HAMPEL 1897. 15-33), möchte ich hier darauf nicht eingehen. Zum einen, weil hier seine Theorie nur noch in Ansätzen vorliegt, zum anderen, weil die ungarische Fassung in die Literatur ohnehin nicht einging. 174

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