A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 11. (Szeged, 2005)
BALOGH Csilla – KOROM Anita – KÓBOR Balázs – TÜRK Attila: Egyedi típusú zománcberakásos korongfibula Kistelek (Csongrád megye) határából
Die Siedlungsüberreste waren durch landwirtschaftliche Tätigkeiten gestört. Die freigelegte Bebauung war von durchschnittlicher Intensität: In der sarmatischen Siedlung wurden bis zur Hälfte in den Boden eingetiefte Gebäude (Häuser und werkstattähnliche Gebäudekomplexe), Speicher- und Abfallgruben, Brunnen, Ställe sowie Pfostenlöcher und ein großer Graben, in dem sich ebenfalls Pfostenlöcher fanden, entdeckt. 5 Für die Datierung der Siedlung in die spätsarmatische Zeit 6 bieten die in ihrem Fundmaterial in großer Zahl vertretenen polierten und geglätteten, scheibengedrehten Gefäßfragmente, wie Schüsseln mit steiler Wandung und die geglätteten, mit sog. „Drachen"-Motiv verzierten Schüsselfragmente einen guten Anhaltspunkt. Das nun näher zu erörternde Grab befand sich zwischen den Pfosten löchern und Gruben, die am östlichen Rand der Trasse lagen (Abb. 2. 3). Da wir weitere Anzeichen, die ein Gräberfeld andeuten würden, nicht gefunden haben, wird das Grab — anhand der uns zur Verfügung stehenden Informationen vorerst als Einzelbestattung angesehen. 7 OBJEKT 216 Die Beschreibung des Grabes (Abb. 3. 1): O.: SO-NW (310-130°). L.: 260 cm, B.: 128 cm. T.: 27 cm. Ungestört. In der großen, unregelmäßigen, rechteckigen Grabgrube mit abgerundeten Ecken und senkrechter Wand sowie unebenem Boden lag das von der Grubenachse in S-N Richtung abweichende Skelett in ausgestreckter Rückenlage einer wahrscheinlich im (Baum-)Sarg bestatteten 40-50-jährigen Frau. 8 Ihr Schädel war ein wenig nach links, hinten gekippt; der Unterkiefer auf den Brustkorb gefallen. Beigaben: I. Im Bereich des Halses kamen einst zu einer Halskette gehörende Perlen (Abb. 3. 2-14) verschiedenen Typs zum Vorschein. Dabei handelt es sich überwiegend um opake Perlen: 2 kleine, runde, mit Goldfolie überzogene weiße (Abb. 3. 6, 10); 3 weiße und 1 blaue: walzenförmig (Abb. 3. 5, 8-9, 14); 1 kleine, runde, weiße (Abb. 3. 2); 1 große, runde, hellgrüne (Abb. 3. 7) und 2 grüne, prismenförmige mit sechseckigem Querschnitt (Abb. 3. 4, 11). Zwischen ihnen waren ursprünglich 2 amorphe Korallen (Abb. 3. 3, 13) sowie 1 weiße, flache, prismenförmige Kalkperle aufgefädelt (Abb. 2. 2-14). 2. Neben der Wirbelsäule, in Richtung des linken Schlüsselbeins lag eine in Trachtlage beobachtete emaillierte Scheibenfibel mit Zellentechnik (Abb. 3. 15; Abb. 4. 12) mit ihrer Oberseite nach oben, oberhalb der Perlen (Abb. 4. 13). 9 Ihre Nadel bildete zusammen mit der Wirbelsäule beinahe einen rechten Winkel. Die Grundplatte der Fibel wurde aus Bronze mit den Zellen und dem Feldeinschnürungsglied in einem Stück gegossen. Auf dieser ist die mittlere, kreisförmige Grundzelle mit enzianblauem Email ausgefüllt und im Zentrum ist die weitere Grabungskampagne durchgeführt, in deren Verlauf auf einer Fläche von 5000 m 2 85 Objekte entdeckt wurden. Die Ergebnisse ihrer Grabung s. RégKut 1999 (2002) No. 178. Im Frühling 2004 haben auch wir hier Ausgrabungen durchgeführt, vom ehemaligen Grabungsareal ausgehend in beide Richtungen. Es wurden 19563 nf Fläche und 487 Siedlungsobjekte freigelegt. Neben spätsarmatisch-hunnenzeitlichen Objekten wurden Siedlungsreste aus der Arpadenzeit entdeckt. Über die Ausgrabung s . RégKut 2004 (2005) No. 216; BALOGH TÜRK 2005. 127-128. 5 Die Aufarbeitung des Fundmaterials ist in Bearbeitung, sie wird von Dániel Nagy (Szeged) durchgeführt. 6 Die Fundstelle ist vorläufig innerhalb der spätsarmatischen Periode (in die prähunnische bzw. hunnische Phase, vgl. VADAY 1994. 105) nicht genauer datierbar. 7 Wir wissen aus der mündlichen Mitteilung von Ferenc Horváth und Katalin Vályi, dass in dem von ihnen freigelegten Abschnitt der spätsarmatisch-hunnenzeitlichen Siedlung in einem halb in den Boden eingetieften sarmatischen Haus zwei Skelette entdecktwurden. Ihre Bestattungerfolgte mit großer Wahrscheinlichkeit nach der Auflassungdes Hauses. Das von uns ausgegrabene Grab ist sehr wahrscheinlich früher als der freigelegte A usschnitt der Siedlung anzusetzen, (s. weiter unten). A ufgrund dessen gehören die zwei, übrigens 70-80 Meter voneinander entfernt liegenden Bestattungen mit ziemlicher Sicherheit nicht zum gleichen Zeithorizont, also handelt es sich nicht um zwei dem gleichen Gräberfeld ungehörige Bestattungen. Davon abgesehen ist nicht auszuschließen, dass das von uns freigelegte Grab zu einem Gräberfeld gehört. Wir möchten Ferenc Horváth und Katalin Vályi für die Information und die Möglichkeit der Bezugnahme aufdiesem Wege unseren Dank aussprechen. Die in sarmatischen Siedlungen vorkommenden Einzelgräber — hier denken wir nur an regulär vorgenommene Bestattungen, die in Gruben freigelegten Skelette werden von der Forschung als Siedlungsobjekt gedeutet (VADAY 1997) —gehören nicht zur gängigen Bestattungssitte der Periode. Diesbezüglich kennen wir jedoch außer dem Fundort Kistelek ein weiteres Beispiel in der südlichen Tiefebene: Es wurde auch in der spätsarmatiseh-hunnenzeitlichen Siedlung Sctndorjalva-Eperjes das Einzelgrab einer jüngeren Frau (VÖRÖS 2002) entdeckt. 8 Für die Bestimmung des anthropologischen Materials möchten wir uns bei Dr. Antónia Marcsik (Universität Szeged, Anthropologisches Institut) bedanken. 9Die Kette gelangte vermutlich sekundär unter die Fibel. Sicher ist es nicht auszuschließen, dass die Besitzerin die Gewandspange als Bestandteil der Kette getragen hat, da wir auch etliche solche Beispiele kennen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit: In Egerlövő, Sóhajtó-halom Grab 1 waren Perlen auf die Nadel des umgeschlagenen Fibelfußes