A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 11. (Szeged, 2005)
VARGA Sándor: Középkori csontveretes övek a Kárpát-medencében
MITTELALTERUCHE GÜRTEL MIT KNOCHENBESCHLAG IM KARPATENBECKEN Sándor VARGA In Verbindung mit den im Fundmaterial der Gräber der um die mittelalterlichen Kirchen liegenden Friedhöfe auftauchenden, mit aus Knochen angefertigten gedrechselten Beschlägen verzierten Jungferngürteln wurden schon zahlreiche Theorien abgefasst. Von manchen Forschern werden sie als den Geschmack der Zeit spiegelnde Gegenstände gotischen Stils angesehen, die eher auf gesellschaftliche, als ethnische Unterschiede der Verstorbenen innerhalb eines Friedhofes hinweisen (PÁLÓCZI HORVÁTH 1982, 104-105; KOVÁCS 1980, 339). Andere betonen die östlichen Beziehungen dieser Gürtel und sie streben, diese Gegenstände an das Denkmaterial der sich im Karpatenbecken angesiedelten Kumanen zu knüpfen. (Östliche Verbindungen werden von SZABÓ 1938, 70; KRALOVÁNSZKY 1955, 197-198; HORVÁTH 1978, 115-116 angenommen. Als kumanische Gegenstände werden sie von G. SÁNDOR 1959, 121 betrachtet.) In meiner Studie versuche ich die betreffs dieses Gegenstandstyps auftretenden wichtigsten Fragen zu erklären (Verbreitung, Typologie, chronologische Fragen). Im Laufe der Bearbeitung versuchte ich außer den Knochengegenständen der früheren und schon publizierten Ausgrabungen auch die in den Museen aufbewahrten, bzw. die im Laufe der neuesten Grabungen vorgekommenen Funde zusammenzubringen (Abb. 1-5). Heute sind 411 beinerne Schnallen, Riemenzungen und Beschläge insgesamt von 62 Fundstellen bekannt (Abb. 6). Dieser mittelalterliche Gürteltyp kam am häufigsten in der Ungarischen Tiefebene in den Komitaten Bács-Kiskun, Csongrád und Békés vor, aber er ist auch im weiten Umkreis des heutigen Budapest, bzw. in der westlichen Hälfte der Slowakei in großer Zahl aufzufinden. In Transdanubien, der nördlichen Tiefebene und im Nördlichen Mittelgebirge taucht dieser Typ viel seltener auf. Vergleicht man sein Verbreitungsgebiet mit dem Siedlungsgebiet der seit dem 13. Jahrhundert da ansässigen Kumanen, dann kann festgestellt werden, dass das vorige viel größer war. Der Mangel an Analogstücken dieses Gürteltyps in Osten, bzw. die Vereinfachung der Verzierungsweise der Gürtel der Kumanen (die schmalen Leder- oder Textilgürtel wurden mit einer einfachen Schnalle zusammengehalten) erschweren die Anknüpfung dieser Gegenstände zu dem kumanischen Denkmaterial. Aus Knochen angefertigte gedrechselte Schnallen, die ihrer Form nach in vier Typen eingeordnet werden können, kamen an 31 Fundorten vor (Abb. 7. 1-10). Zu knochenbeschlagverzierten Jungferngürteln gehörende Riemenzungen, insgesamt 39 Exemplare, stammen von 27 bekannten und zwei unbekannten Fundorten. Ihrer Form nach sind sie so eindeutig wie die Schnallen und Beschläge nicht zu unterscheiden, da nur kleine Abweichungen in diesen Fällen nachweisbar sind. Viel markanter ist dagegen der Unterschied bei der Verzierung dieser Riemenzungen, daher basierte ich meine Klassifizierung darauf (Abb. 8. 1-4). Beinerne Beschläge kamen insgesamt an 42 Fundorten zum Vorschein. Ihrer Form und Verzierung nach konnten sie in drei Typen und innerhalb deren in weitere Gruppen eingereiht werden (Abb. 8. 1-14). Bei der Datierung der knochenverzierten Gürtel ist es das größte Problem, dass sie in den meisten Fällen als Streufunde oder alleinige Beigaben der Toten ans Tageslicht kommen. Zur Verfeinerung der Datierung können unmittelbar die Funde nur von sechs und die Begleitfunde von anderen zwölf Fundorten beilragen. Das Gros der letzteren (Kleiderhaken, Perlen und Knöpfe) hat aber keinen Datierungswert, oder die Begleitfunde haben keine ausgearbeitete Datierung (Jungfernkränze). Aufgrund der Form- und Verzierungsunterschiede der einzelnen Gegenstandstypen und sich auf die Fundumstände der Grabkomplexe und Streufunde stützend kann man feststellen, dass die im 13. Jahrhundert auftretenden punkt-kreisverzierten Schnallen, Beschläge und Riemenzungen den frühesten Horizont der knochenbeschlagverzierten Gürtel vertreten (Balatonmagyaród-Pusztaszentegyház, Grab 125; Békés-Ditér; Mohács-Cselepatak; Pozsony/Pressburg-Burg; Uhersky Brod; Verbó/Vrbové). In weitem Kreis wurden sie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und im 15. Jahrhundert verbreitet, aber sie weisen schon eine andere Form und Verzierung auf. Übersetzt von Katalin H. Simon Varga Sándor MFM-SzTE Régészeti Tanszék 6722 Szeged Egyetem u. 2. E-mail: vasany@freemail.hu