A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 10. (Szeged, 2004)

V. SZABÓ Gábor: A tiszacsegei edénydepó. Újabb adatok a Tisza-vidéki késő bronzkori edénydeponálás szokásához

noch nicht beantwortet werden. Mit der zeremoniellen Verzehrung konnten nämlich zahlreiche gesellschaftliche Ereignisse in Beziehung stehen (DIETLER 1990, 362). Die in Begleitung von Bestattungen vorgekommenen Depotfunde ähnlicher Zusammensetzung können wahr­scheinlich als die Beweise des sich an die Todeszeremonie knüpfenden, mit einem symposionartigen Fest verbundenen Libationsritus gedeutet werden (SCHAUER 1996; NEBELSICK 1997, 378). Beachtenswert ist auch die Vorstellung, wonach der feierliche Trunk, auf den die Gefäße der Gefäßdepots hin­weisen, das ergänzende Element von, sich in erster Linie an Einweihungsriten, oder an, persönliche Verbände und Bün­de verstärkende Eidtypen knüpfenden Zeremonien gewesen sein könnte (BOUZEK-SKLENÁR 1987, 39; PALÁTOVÁ-SALAS 2002, 149-150). Aus Mangel an anderen Angaben kann der Grund der sich an die Gefäßdepotfunde knüpfenden Opfer nur herum­geraten werden: Die rituelle Verzehrung könnte sowohl zu einem Todesfest (SCHAUER 1996; NEBELSICK 1997, 378) als auch zu einer Einweihungs-, Initiations- oder Eidzeremonic, bzw. zu einem, sich an Jahreszeiten knüpfenden Ritual gehört haben (CZYBORRA 1996, 90-91; DIETLER 1990, 362). Gedanken über die gesellschaftsgeschichtlichen Relationen der Gefäßdepots Eines der am meisten charakteristischen Merkmale der in der Tiefebene vorgekommenen, Essgeschirr enthaltenden Gefäßdepotfunde ist es, dass alle Fundkomplexe Gefäße ausgezeichneter Qualität beinhalten. Wie es durch die in den Bestattungen der Aristokratie der BD-HA 1-Periode be­kannten Geschirrfunde bewiesen wurde (SCHAUER 1996; NE­BELSICK 1997, 377-378), dienten die Geschirre auch zur Sta­tusrepräsentation. Ähnlicherweise konnten sich auch die Zeremonien, im Laufe deren die Gefäße der Depotfunde benutzt worden waren, an die gesellschaftliche Elite knüp­fen (DIETLER 1990, 361, 363, 369-371). Die Stückzahl der Ess- und Trinkgefäße der einzelnen Depotfunde liefert wertvolle Angaben. Ihrem Zeugnis nach nahmen 11-37 Personen an den Zeremonien teil, zu denen auch die rituelle Verzehrung gehörte. Daraus ergibt sich die Frage: Was für eine Gruppe oder Verbindung konnte eine durchschnittlich aus 20-25 Personen bestehende Gemein­schaft repräsentieren? Die Anzahl der am Ritual teilgenommenen 20-30 Per­sonen weist schon in sich auf eine traditionelle Familien­oder Siedlungsgemeinschaft hin, sie kann viel mehr auf die Anwesenheit eines — die Blutsbande überschichtenden — territorialen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gebil­des hindeuten (PALÁTOVÁ-SALAS 2002, 151-152). Irgendeine Variante der während der Bronzezeit entstandenen mili­V. Szabó Gábor ELTE Régészettudományi Intézet Ós- és Koratörténeti Tanszék 1088 Budapest Múzeum krt. 4/b E-mail: vasagab@freemail.hu tärischen Gefolge oder Männerbünde kann eine solche ge­sellschaftliche Gruppe sein (BOUZEK-SKLENÁR 1987, 39; SHERRATT 1997, 392). Aber diese Zahl kann auch die Anzahl der Mitglieder eines, sich um eine vornehme Familie oder einen vornehmen Kämpfer organisierenden, freie Familien, Bewaffnete, vielleicht Knechte in sich fassenden, autoritä­ren Haushaltes („oikos") bezeichnen (FINLEY 1985, 76-77; SPERBER 1999,631). In dieser Annäherung kann die Stückzahl der Ess- und Trinkgefäße unserer Depotfunde auch über die Anzahl der bewaffneten Männer einer, über einen gegebenen kleinen Raum herrschenden Gemeinschaft (z. B. Geschlecht, Klan, „oikos"), oder über die Anzahl eines, sich um einen Mili­täraristokraten organisierenden Gefolges berichten. Bei der inneren Kohäsion einer — die unmittelbaren verwandt­schaftlichen Beziehungen übertreffenden — gesellschaft­lichen Einheit dieses Typs, bzw. bei dem Zustandebringen und Aufrechterhalten der unter den benachbarten Gruppen zustandekommenden Bundessysteme konnten die sich im zeremoniellen Rahmen abspielenden Verzehrungen, Feste und gemeinsamen Opfer eine wichtige Rolle spielen (DIET­LER 1990, 362 364, 370-373; SHERRATT 1997, 391-392; PALÁ­TOVÁ-SALAS 2002, 149, 151). Die in der Theißgegend zur Verfügung stehenden sied­lungsgeschichtlichen Angaben zeugen davon, dass sich die die Elite der HA-Periode bildende soziale Schicht nicht an verteidigte, oder aufgrund der Größe und Intensität an, für zentrale Stellen haltbare Siedlungen knüpft, sondern sie in, aus einigen Siedlungseinheiten bestehenden gehöftartigen Siedlungen zerstreut, vermutlich mit ihrem, das Prestige ausdrückenden Tierbestand lebte (V. SZABÓ 2004, 148-149, 150-151). Wie in Mittel- und Westeuropa, konnten mili­tärische Führer die kleinen Gruppen der waffentragenden Schicht relativ großer Anzahl lokal auch in der Theißgegend zusammenhalten. Über den von Militäraristokraten geführ­ten Klane konnten gelegentlich Personen oder Familien stehen, die über einen überdurchschnittlichen Status ver­fugten. Sie scheiden aber in dem zeitgenössischen archäo­logischen Material scharf nicht aus. Ihr Status wurde ganz gewiss nicht durch spektakulär reiche Bestattungen oder Gebäude, sondern durch die Größe des Tierbestandes und die wiederholte Darbietung von, aus Bronzegegenständen bestehenden Depots/Opfern betont (HANSEN 1994. 125; HANSEL 1996, 14). Bei dem Aufrechterhalten der inneren Kohäsion der über kleinen Regionen herrschenden Gemeinschaften, bzw. bei Verbindung zwischen den einzelnen Gemeinschaften konnten die Opfer, die mit gemeinsamem Trunk besiegelten Bundesgelöbnisse und vielleicht die wiederholende Be­nutzung von, sich an gewisse Standardorte knüpfenden sakralen Stellen regionaler Bedeutung eine große Rolle spielen (z. B. Szentes-Nagyhegy, s. Anm. 53). Übersetzt von Katalin H. SIMON

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