A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 9. (Szeged, 2003)

VÁLYI Katalin: Késő avar kori temetőrészlet Szeged-Kiskundorozsma-Hármashatáron

DAS DETAIL EINES SPÄTAWARENZEITLICHEN GRÄBERFELDES IN SZEGED-KISKUNDOROZSMA-HÁRMASHATÁR Katalin VÁLYI Am nordöstlichen Rand von Szeged-Kiskundorozsma wur­den Gräber im Jahre 1972 auf dem Fundort Hármashatár zerstört, als man Kanäle für das Wasserleitungssystem der neuen Schweinemastanstalt grub. Nach der Fundmeldung führte Ferenc Horváth eine Rettungsgrabung durch, an der vier, durch die Erdarbeiten gestörte und fünf weniger gestörte Bestattungen freigelegt wurden. In zwei Fällen konnte der Ausgräber nur die Stelle des total zerstörten Grabes und die beiläufige Graborientierung dokumentieren. Letzten Endes konnte ein Gräberfeldsdetail mit elf Gräbern an der Rettungsgrabung freigelegt werden (RégFüz 1 (27) 1974, 79) (Anm. 1). BESTA TTUNGSS1TTEN Für dieses Gräberfeldsdetail ist die Vielfältigkeit der auf die Bestattungssitten hinweisenden Erscheinungen kennzeich­nend. Von den bewertbaren neun Gräbern konnte eine im Allgemeinen 5-13 cm breite, von der Auffüllung des Gra­bes abweichende Verfärbung am Rand der Grabwände in fünf Bestattungen beobachtet werden. Ebenfalls in fünf Gräbern zeichnete sich die Stelle von Pfosten in den Ecken der Grabgrube aus. All diese Erscheinungen weisen auf einen Sarg, oder auf irgendeine Holzkonstruktion innerhalb des Grabes hin. Weder Sargnägel noch Bande oder Be­schläge kamen in den Gräbern vor. Gräber 1, 2, 3 und 7: An den Eckpfosten befestigter Grabbau, der den Brettsarg ersetzt. Außerdem wurde kein Sarg benutzt, aber die im Grab 1 bestattete Tote wurde in ein Leichentuch eng eingewickelt. Im Grab 3 konnten die Holzreste 23 cm über der Grabsohle registriert werden. Grab 4: Die über die Vermoderungsstreifen gemachte Profilzeichnung lässt uns annehmen, dass es sich hier um einen Grabbau oder Sarg handelt, der ein Fenster hatte (Anm. 17). Die Breite des Holzrestes ist annähernd 70 cm, das ist zu breit und kann auf keinen Sarg hinweisen. Demnach ist es wahrscheinlicher, dass es auch in diesem Fall um einen, bei den Ecken präzis verzapften, im Grab gebauten, den Sarg ersetzenden Holzbau geht. Die Holzreste kamen 27 cm über der Grabsohle vor. Grab 5: Das ist das einzige Grab, das wegen seiner nach dem einen der Ecken verschmälernden Form wirklich auf die Reste eines Sarges hinweisen konnte. Dem widerspricht die Tatsache, dass diese die einzige Bestattung ist, deren Orien­tierung von der der anderen Gräber dieses Gräberfeldsdetails abweicht. Hier ist es zu erwähnen, dass sich die Särge ge­wöhnlich am Fußende verschmälem. Außerdem weisen der Charakter des Vermoderungsstreifens und das Dasein der Eckpfosten auf die oben behandelten Konstruktionen hin. Grab 6: Die Form dieser Grabgrube weicht von der der anderen vollkommen ab. Deswegen kann angenommen wer­den, dass die Tote in einem einfachen Einbaumsarg bestattet wurde. Außer der Form des Sarges blieben keine anderen Sargspuren erhalten. Grab 8: Eines der breitesten Gräber (80 cm) des Grä­berfeldes. Auch in diesem Fall kann man an einen bei den Ecken präzis verzapften, im Grab gebauten, den Sarg er­setzenden Holzbau denken. Die Lage der Tierknochen an der rechten Seite des Schädels und der außergewöhnlich breiter Vermoderungsstreifen sprechen dafür, dass dieser Grabbau nicht aus Brettern, sondern aus Balkenhölzern oder Balken gefertigt wurde. Die Holzreste wurden 60 cm über der Grabsohle registriert. Grab 10: Dieses Grab erbringt den wichtigsten Beweis, dass die den Sarg schützenden, bei den Ecken präzis ver­zapften Bretterbauten für dieses Gräberfeldsdetail kenn­zeichnend sind. In diesem Grab wiesen ein dünner Vermo­derungsstreifen auf den Sarg und ein breiter Streifen auf die „Holzverkleidung" der Grabwände hin. Das veranschaulicht zugleich die abweichende Dicke des zu den beiden Holz­bauten benutzten Holzmaterials. Es gibt keine Tiefenanga­ben über das Vorkommen der Holzreste. Sowohl die Tech­nik als auch der Zweck der „Holzverkleidung" stimmen mit einer, in den ethnographischen Beschreibungen bekannten Bestattungssitte („kipalincsolás") überein (Anm. 18). Die in Kiskundorozsma freigelegten Gräber waren NW-SO-orientiert, ausgenommen das Grab 1 weichen sie von der NW-SO-Achse nach Norden ab. Die Orientierung der meisten Bestattungen schwankte einheitlich zwischen 315° und 330°. Das stimmt mit der Graborientierung der meisten spätawarenzeitlichen Gräberfelder überein (TOMKA 1975, 7) (Anm. 19). In sieben von den neun Gräbern gab es Tierknochen. Die Schaf- und Hühnerknochen/Eierschalen kamen in glei­cher Zahl vor, sie spielen die führende Rolle. Im Gegensatz dazu wurden Rinds-/Kalbknochen in einer untergeordneten Menge gefunden. Das kann mit der Wirtschaft dieser Gemeinschaft durchaus in Verbindung stehen (Anm. 20). In zwei Fällen können die Geflügelreste als Speisereste nicht gedeutet werden. Sie kamen in den Gräbern 1 und 7 an der gleichen Stelle, im Pfostenloch der nordwestlichen Ecke vor. In beiden Gräbern handelt es sich um ein „Bauopfer", das unter den Fuß des den Sarg ersetzenden Grabbaus gelegt wurde. Interessant und wichtig ist die Tatsache, wonach der Zehenknochen des im Frauengrab 7 gefundenen Schafes im Kindergrab 6 vorkam. Das beweist, dass beide Toten gleich­zeitig bestattet wurden. Eierschalen, noch dazu die Schalen von zwei Eiern, wurden nur im Mädchengrab 6 registriert. Beide waren Hühnereier, deren Untersuchung bewies, dass die Schalen von ausgebrüteten Eiern — wie die von Hühner- und Gän­seeiern in anderen awarenzeitlichen Gräbern — beigegeben wurden (Anm. 21).

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