A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 8. (Szeged, 2002)

BENDE Lívia – LŐRINCZY Gábor – TÜRK Attila: Honfoglalás kori temetkezés Kiskundorozsma-Hosszúhát-halomról

auf der äußeren als auch auf der inneren Seite des rechten, bzw. auf der äußeren Seite des linken Schinbeines verziert (Abb. 12. 3). Das Dasein der landnahmezeitlichen beschlagverziertcn Schuhwerke wurde von Nándor Fettich erkannt. Heutzutage kennt man mehr als 40 beschlagverzierte Schuhwerke im Fundmaterial der Frauengräber. Im Material keines Fundortes fänden wir mit durchlochten Münzen verzierte Schuhe, bzw. steht unser Fund auch in der Hinsicht ohne Parallelen, dass es das erste Männergrab ist, in dem die Beschlagverzierung des Schuhwerkes durch authentische Ausgrabungsbeobachtungen bewiesen werden kann. Die von uns dokumentierte Trachtweise unterscheidet sich aber von den bisherigen, da nicht die Stiefel spitzen, sondern die Schäfte verziert wurden. An landnahmezeitlichen Funden wurde mehrmals beob­achtet, dass das Riemenzeug des Pferdegeschirres mit Sil­bermünzen verziert wurde, die aus den Streifzügen der Un­garn stammen. Das in dem von uns freigelegten Grab vorge­kommene Riemenzeug könnte mit fünf Münzen verziert worden sein. Da aber das Pferd nicht aufgezäumt begraben wurde, können wir nicht feststellen, ob das Kopf- oder das Hintergeschirr verziert wurde. Aus der wenigen Stückzahl schließen wir darauf, dass es Gepräge nur auf dem Kopf­geschiiT gab. Die mit Münzen verzierten Pferdegeschinfunde kamen mit einer Ausnahme in den Gräbern von vornehmen, häufig mit Waffe bestatteten Männern vor, von diesen Grä­bern war die Bestattung von Benepuszta am reichsten. In Verbindung mit der Vorstellung der Bestattungssitten und Funde wiesen wir schon mehrmals daraufhin, dass fünf Typen der Silbermünzen, noch dazu in Norditalien und Frankreich geprägte Exemplare im behandelten Grab zum Vorschein kamen (Abb. 10-11). Diese sind die Münzen von Berengar (888-915) und Hugo von Provence (926-931) aus Mailand, die von Hugo von Provence und Lothar II. (931-945) aus Pavia und die von Lothar II. (945-950) aus Mailand und Pavia, ferner genauer nicht bestimmbare, in Frankreich geprägte Denare, insgesamt 18 Stücke. Von den Münzen konnten also Stücke — außer dem Obolus des Leichentuches und dem in den Mund gelegten Exemplar — sowohl am Gürtel und an den Stiefeln des Mannes als auch am Pferdegeschirr angebracht werden. Nach der allgemein akzeptierten Meinung kann die Zeit der Beschaffung desto genauer bestimmt werden, je mehrere Münzen ein Fundensembles beinhaltet, besonders, wenn es sich um die Münzen von einander folgenden Herrschern eines Gebietes handelt. In unserem Fall ist der Anfang der Prägungszeit der spätesten Münze das Jahr 945. Von den 18 Münzen konnte also der Krieger sieben Stücke am frühesten erst während des vom Fürsten Taksony geführten italischen Streifzuges im Jahre 947 erwerben, da die Ungarn von 944 bis 947 — aufgrund der zur Verfügung stehenden Quellen — keinen Streifzug führten. In den historischen Quellen über den Streifzug im Jahre 947 wird es hervorgehoben, dass die Ungarn von Hugo etwa 10 Scheffel Silbermünzen als Geschenk gegen Frieden bekamen. Der nächste Streifzug, als der Krieger zu diesen Münzen kommen konnte, wurde im Jahre 951 geführt. Da drangen die Ungarn auch in französisches Gebiet, in Aquitanien ein, dadurch kann das Vorhandensein der bedingt französisch bestimmten Münzen erklärt werden. Die Zeit, als unser Fund in die Erde gelangte, kann mit Hilfe der archäologischen Funde nur zwischen weiten Gren­zen angegeben werden. Der früheste Zeitpunkt ergibt sich aus der Prägungszeit der spätesten Münze des Fundensembles, bzw. aus dem Datum ihres Erwerbens. Der jüngste Fund ist die Münze Lothar II. (945-950), deren Prägung im Jahre 945 begann. Es konnte am frühesten im Jahre 947 erworben werden, als Taksony einen Streifzug nach Italien führte. Dieser Zeitpunkt ist also der früheste, als dieser Fund in die Erde gelangen konnte, das ist also der Terminus post quem. Hinsichtlich der oberen Zeitgrenze können wir aufgrund der archäologischen Funde nur mit dem dritten Viertel des 10. Jahrhundertes rechnen. Auf den meisten Geprägen ist auch die Inschrift gut lesbar, kaum gab es Abwetzungsspuren. Die daraus gezogene Schlußfolgerung, nämlich, dass die Münzen früh in die Erde gelangten, steht mit den Radiokarbondaten des Fundes im Einklang: Die Bestattung fand vor 955 statt. Vom frühesten Zeitpunkt des Erwerbens gerechnet konnte der Gebrauch im Sinne der obigen acht Jahre dauern. In diesem Falle war aber der Krieger mehr als 50 Jahre alt, als er den Streifzug unternahm. Aufgrund der im Grab vorgekommenen Münzen, des Alters des Verstorbenen und der geschichtlichen Erwägun­gen — ferner auch die Radiokarbondaten berücksichtigend, aber nicht für entscheidend gehalten — konnte das be­handelte Grab von Kiskundorozsma wahrscheinlich am En­de des zweiten Drittels, bzw. im dritten Viertel des 10. Jahr­hundertes gegraben werden, nach der Mortalität des Pferdes geurteilt in der Zeitspanne zwischen Mai und Oktober. Das Donau-Theiß-Zwischenslromland und dessen süd­licher Teil geriet Ende der 800-er Jahre unter die Oberhoheit des das Karpatenbecken besetzenden Arpadenvolkes, aber dieses Gebiet — ausgenommen die Streifen an der Donau und Theiß — konnte in der Tat erst Ende des zweiten Drittels oder im dritten Viertel dieses Jahrhundertes, all­mählich bevölkert werden. Aufgrund der archäologischen, geschichtlichen und klimatischen Angaben ist es vorstellbar, dass die Bevölkerung wegen klimatischer und politischer Gründe von dem Obertheißgebiet und der Landschaft Bod­rogköz fortzog und mindestens teils den südlichen Teil des Donau-Theiß-Zwischenstromlandes besiedelte. Dieses Ge­biet wurde vermutlich erst Anfang der zweiten Hälfte oder im dritten Viertel des 10. Jahrhundertes bevölkert, weil es früher für die Ansiedlung weniger vorteilhaft war. Am rechten Ufer der Theiß hörte die Belegung des Gräberfeldes von Algyő und Sándorfalva auf, als die Be­siedlung der inneren — höher liegenden — Gebiete, z. B. die der Gemarkung des heutigen Kiskundorzsma, begann, und dieses Ereignis mit der klimatischen Änderung in Ver­bindung gebracht werden kann. Zur Zeit des an Nieder­schlag reicheren Klimas wurden die Landschaft Bodrogköz und in unserem Fall die Gebiete am unteren Lauf der Theiß (Sándorfalva, Algyő) nasser, also für den weiteren Aufent­halt ungeeignet. Darum könnte die Zahl der Einzelgräber und Gräberfelder mit einigen Bestattungen auf dem Do­nau-Theiß-Zwischenstromland plötzlich zugenommen ha­ben. Aufgrund der obigen waren der Gang und Charakter der Besiedlung dieses Territoriums andersartig wie z. B. im gleichen geographischen Streifen des Gebietes jenseits der Theiß, wo die kontinuierliche Belegung der meisten Grä­berfelder von der Ungestörtheit der Besiedlung zeugt. Die Ansiedlung in den inneren Gebieten des Donau­Theiß-Zwischenstromlandes könnte nicht lange angedauert haben, da weitere Bestattungen den ersten Gräbern der

Next

/
Oldalképek
Tartalom