A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 6. (Szeged, 2000)
SZALONTAI, Csaba: Kritikai észrevételek a bolgárok szerepéről a 9. századi Nagyalföldön és Erdélyben
VA 1978, 365; FODOR 1983, 20). Die Keramikmaterialien der Siedlungen und Gräberfelder aus dem 9. bis 11. Jahrhundert weichen aber voneinander in so großem Maße ab, daß die zeitlichen Verbindungen zwischen ihnen nur beschränkt studiert werden können (FIEDLER 1992, 121-170). Von der ungarischen archäologischen Forschung erwartet man seit langem einerseits die Unterstützung der von den Geschichtsforschern und Sprachwissenschaftlern angenommenen bulgarischen Anwesenheit und andererseits die Vorstellung des gegenständlichen Nachlasses und der Kultur der im 9. Jahrhundert im Karpatenbecken gelebten Bulgaren. 24 Diese Bestrebungen brachten aber sehr wenige überzeugende Angaben in den vergangenen drei Jahrzehnten. Obwohl eine überzeugende Argumentierung hinsichtlich der bulgarischen Anwesenheit in zahlreichen Fachpublikationen zu lesen ist, werden ausschließlich die siebenbürgischen bulgarischen Fundorte in den meisten Fällen aufgezählt und im allgemeinen wird kein einziger Fundplatz von den anderen Teilen des Karpatenbeckens erwähnt (z. B. H. TÓTH 1996, 76). Die sichersten archäologischen Spuren sind an den Fundorten im Marostal bekannt (FODOR 1983; BÓNA 1987a; BÓNA 1989, BÓNA 1996). In dieser verhältnismäßig gut umgrenzbaren, geschlossenen geographischen Einheit zeugen zahlreiche Fundstellen von der hiesigen Ansiedlung der Bulgaren in einem etwa 100 km langen Gebiet. Sowohl die Amphoren, die kleinen kugelbauchigen Gefäßen mit eingeglättetem Gittermuster, die gelben und rotbraunen Henkelflaschen, die kugeligen Näpfchen mit einem Ring auf dem Mundsaum und mit tief, netzartig eingeglätteter Verzierung und die Töpfe mit leicht trichterförmigem Hals als auch die an den Medgyes-Typ erinnernden Töpfe kommen bei den Bulgaren am unteren Lauf der Donau vor (FODOR 1983, 20; BÓNA 1987a, 190). 25 Fundorte mit solchem Material sind in Maroskarna/Blîndiana/Stumpach, Gyulafehérvár/Alba Iulia, Csombord/Ciumburd, Alsotatarlaka/Tärtäria, Kudzsir/ Cugir/Kudsir, Partos/Partos, Magyarszentbenedek/ Sînbenedic, Oláhgorbó/Gírbou/Birnbaum, Szászsebes/Sebes/Mühlbach, Marosújvár/Ocna Mure§, Kisakna/Ocnisoara/Grubendorf (Ro) usw. bekannt (TEODOR 1981, 72-73; BÓNA 1987a, 192; BÓNA 1989, 95-97). Der Charakter der Funde weist wahrscheinlich auf die bulgar-türkische Bevölkerung dieser Siedlungen hin (BONA 1987a, 193), die ganz bestimmt wegen des siebenbürgischen Salzes hier angesiedelt wurde. 26 Da es zwischen dem Mutterland und dem Siedlungsgebiet im Marostal sehr wenige an die Bulgaren zu knüpfende archäologische Funde gibt (die bulgarischen Funde verbreiteten sich im Olt- und Zsiltal nach Norden — BONA 1987a, 190), muß man annehmen, daß die hiesige Bevölkerung planmäßig hier, in diesem fremden Milieu angesiedelt wurde (BONA 1987a, 192; BENKŐ 1994, 246). Das wichtigste Zentrum der siebenbürgischen Bulgaren konnte Gyulafehérvár sein, da sind sowohl die Siedlung als auch das Gräberfeld wohlbekannt (BONA 1996, 9; CIUGUDEAN 1996). In der Gegend der der Burg nahe liegenden Rettungsstation wurde ein Gräberfeld mit mehr als 1700 Gräbern freigelegt. Die erste Periode dieses Gräberfeldes ist an die im 9. Jahrhundert hier gelebten Bulgaren zu knüpfen. Zwei Perioden dieses Gräberfeldes konnten abgesondert werden: Die erste Periode ist in das 9. Jahrhundert und an den Anfang des 10. Jahrhunderts zu datieren, während die zweite Periode, die man schon an die Ungarn knüpfen kann, bis den Anfang des 11. Jahrhunderts dauerte. Da das vorgekommene Fundmaterial die Anwesenheit der Bulgaren im 9. Jahrhundert in Siebenbürgen unleugbar beweist, könnte die Bezeugung der bulgarischen Eroberung in der Tiefebene eine leichte Aufgabe sein. Behauptet man nämlich, daß dieselben archäologischen Funde für die siebenbürgischen Bulgaren und für die an der unteren Donau gelebten Bulgaren kennzeichnend sind, ist es darauf zu schließen, daß die sich in den anderen 24 „Die geschichtlichen Angaben weisen eindeutig darauf hin, daß eine bulgarische Bevölkerung im 9. Jahrhundert jenseits der Theiß lebte. Nimmt man das als eine Tatsache an, muß man auch die archäologischen Spuren der bulgarischen Kolonisation finden. A. Nagy stellte mit Recht fest, daß die Schicht bulgarischen Ursprungs unter den Funden aus dem 9. Jahrhundert zu suchen ist. Auch darin stimmen wir mit ihm überein, daß dieses bulgarische Denkmaterial klein ist und es auch im ersten Drittel des 10. Jahrhundert weiterlebte. " (MESTERHÁZY 1977, 161). Darüber s. früher COMSA 1960, 396! 25 Zu den Typen der donaubulgarischen Keramik aus dem 7. bis 9. Jahrhundert s. FIEDLER 1992, 121-170! 26 Da ist es zu bemerken, daß das Fehlen von bulgarischen, auf militärische Kontrolle hinweisenden Fundorten gegen die Lieferung des Salzes auf der Maros/Mures spricht. Im Olttal gibt es aber Festungen, die in den einstigen römischen Festungen zustande gebracht wurden (BONA 1989, 98).