A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 6. (Szeged, 2000)

SZALONTAI, Csaba: Kritikai észrevételek a bolgárok szerepéről a 9. századi Nagyalföldön és Erdélyben

Kreis (in der archäologischen Terminologie richtig das Material des ungarischen Gemeinvolkes) war der archäologische Nachlaß der Slawen. 41 An einem anderen Ort erörtert er ebenfalls, daß der archäologische Nachlaß der Führer- und Mittel­schicht bzw. der des Gemeinvolkes nicht als die Kultur desselben Volkes betrachtet werden kann (KRISTÓ 1995a, 13; KRISTÓ 1996, 162). In Beziehung mit dem Material des Gemeinvolkes aus dem 10. Jahrhundert nimmt aber Kristó nicht nur dessen ethnische Deutung an, sondern sich auf Giesler berufend ist er auch mit der Datierung des Ma­terials vom Anfang des 10. Jahrhunderts an nicht einverstanden (KRISTÓ 1997,259). 42 Warum er das Fundmaterial des Gemeinvolkes nicht für das gegenständliche Denkmal der Ungarn hält, erklärt er damit, daß die landnehmende unga­rische Gesellschaft eine nomadische Gesellschaft war und in dieser gesellschaftlichen Ordnung ist es nicht gestattet, daß Leute aus dem eigenen Stamm oder Geschlecht zu Knechten werden (KRISTÓ 1995a; KRISTÓ 1997, 256). Eben darum ist es ausge­sprochen übberraschend, als er nach einigen Seiten schreibt, daß „die Gruppe Hampel B die einheit­lich werdende archäologische Kultur der sich ver­schmelzenden, als Knechte lebenden Urbevölke­rung und der sich unter sie (unter die Knechte) herunterkommenden Ungarn ist. " (KRISTÓ 1997, 259). 43 Auch anderswo geriet er mit sich selbst betreffs dieser Frage in Widerspruch: Als er die Theorie von György Györffy über das Nomadi­sieren der Führer tadelte, war sein wichtigstes Ge­genargument, daß das Karpatenbecken wegen seiner naturgeographischen Gegebenheiten zur No­madisierung nicht geeignet war (!) (KRISTÓ 1993a, 724). Demgemäß ist er gegenüber Györffy damit im klaren, als er aber seine eigenen Ansichten hin­sichtlich der Nomadisierung verfaßt, läßt er schon diesen Umstand großzügig außer Acht. Nach der Bekanntmachung der Theorie von Gyula Kristó über das siebenbürgische Fürstentum, die Beweisführung und die Unvollkommenheiten, müssen wir feststellen, daß die behandelten Argu­mente ungeeignet sind, die Ungarn und ihren Nachlaß aus dem 10. und 11. Jahrhundert in Sie­benbürgen unsichtbar zu machen. Eben darum können wir aufgrund der Verbreitung der Funde aussagen, daß die Ungarn im 10. Jahrhundert Sie­benbürgen besetzten und damit hörte die dortige bulgarische Oberhoheit auf, politisch zu existieren. Von einem, auf einem haltlosen Boden fußenden sprachwissenschaftlichen Grund ausgehend, die ar­chäologischen Funde vollkommen und willkürlich umdeutend zieht also Gyula Kristó eine geschicht­liche Schlußfolgerung, die mit der auf Konsens beruhenden Meinung der Geschichtswissenschaft in einem grundsätzlichen Gegensatz steht. Außer der Theorie des Weiterlebens der Bul­garen in Siebenbürgen tauchte die Möglichkeit ihres Weiterlebens auch in der Tiefebene auf. Nach der Meinung von Katalin Vályi kann nämlich das „ver­hältnismäßig späte" Erscheinen der landnehmenden Ungarn mit Hilfe des in Opusztaszer-Kiszner-Ge­höft freigelegten und an den Anfang des 11. Jahr­hunderts datierten Grabes bewiesen werden, und „die Angaben machen die Anwesenheit der Be­nutzer der Keramik bulgarischen Charakters auch nach der Landnahme wahrscheinlich. " (VÁLYI 1996, 51). Katalin Vályi nimmt also wegen einiger Ke­ramikbruchstücke und der Meinung von Gyula Kristó von den beinahe hundert ungarischen Fun­dorten aus dem 10. und 11. Jahrhundert, die in der Umgebung von Szentes, Csongrád, Kiskunfélegy­háza und Szeged in den vergangenen hundert Jahren freigelegt wurden, keine Kenntnis. Dement­sprechend ist es vielleicht nicht mehr überra­schend, daß sie zur Bestätigung ihrer Annahme von Anonymus eben die Angaben übernimmt, die sich auf Kean und die Bulgaren beziehen, und aufgrund deren sie die Anwesenheit der Bulgaren für bewiesen hält. Das ist überraschend, nicht nur, da es eine recht ungewisse Methode ist, mit der Angabe von Anonymus archäologische Funde und Fundorte zu datieren, sondern auch darum, da sie eben die Angaben von Anonymus nicht annimmt, die sich z. B. auf die Vertreibung der Bulgaren beziehen. Davon nicht zu reden, daß diese Stelle — wo Katalin Vályi weiterlebende Bulgaren sieht 41 Man kann seine Meinung nicht anders auslegen, als er aussagt, daß „ Béla Szőke aber das Hampel B-, also das slawische Material für die landnehmenden Ungarn enteignete. " (KRISTÓ 1995, 155). 42 Die Kritik über die Deutung der Bjelo Brdo-Kultur nach Giesler s. BONA 1987a, 576! 43 Wir sind neugierig, wie Gyula Kristó die Frage, wie kann es vorkommen, daß die Einwohner, die bronzene, silberne und selten auch goldene Schmucksachen trugen — wie es dafür zahlreiche Beispiele gibt — als Knechte lebten, beantwortet. Da die Archäologie für die Beantwortung dieses Problems — seiner Meinung nach — unzuständig ist, können wir die Antwort nur von ihm erwarten.

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