A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 6. (Szeged, 2000)
SZALONTAI, Csaba: Kritikai észrevételek a bolgárok szerepéről a 9. századi Nagyalföldön és Erdélyben
zeitgenössischen Lebensweise und Denkart und das wurde von Jiraöek ausgezeichnet ausgenutzt (JIRACEK 1889, 124-126, 147). In seiner Arbeit gelang es ihm, die Bulgaren von Asparuh von den slawischen Bulgaren abzusondern (JIRACEK 1889, 127) und obwohl er das Volk von Asparuh für finnisch hält (JIRACEK 1889, 129), sieht er richtig, daß die Verschmelzung beider Elemente für das 9. Jahrhundert stattfand. Auch er erwähnt schon, daß ein Teil der awarischen Überlebenden in den Dienst der Bulgaren trat (JIRACEK 1889, 136). Über die Ausbreitung der Macht der Bulgaren im Karpatenbecken meint er, daß nur die Umgebung von Sirmium und die Gebiete in der östlichen Tiefebene — diese aber bis die ungarische Landnahme — unter der Kontrolle der Bulgaren blieben (JIRACEK 1889, 139). Diese Behauptung wird aber nicht bewiesen. Der Grund des unauswischbaren Einbaus seines Standpunktes in das wissenschaftliche Bewußtsein ist wahrscheinlich, daß die sonstigen Teile seiner Arbeit die Kritik bestanden. Eine wissenschaftsgeschichtliche Tatsache ist, daß die Werke von Engel, Dümmler und Jiracek, da die Theorie über die Anwesenheit der Bulgaren im Karpatenbecken in diesen zuerst formuliert wurde, in Beziehung mit der Bulgaren-Frage am häufigsten zitiert werden, trotz dem, daß diese Arbeiten für heute vollkommen veralteten. 3 Von den Lehrbüchern der Grundschulen und Universitäten bis die Fachpublikationen ist es nämlich überall zu lesen, daß die Bulgaren bei dem Untergang des Awarischen Khaganats eine bedeutende Rolle spielten und danach die östliche Hälfte des Karpatenbeckens allmählich in Besitz nahmen. 4 Unterschiede können höchstens in der Bestimmung der Grenzen der bulgarischen Oberhoheit bestehen: Muß man die Bulgaren nur in Siebenbürgen, im Marostal, von 820-830 an in Sirmien oder entlang des unteren Laufes der Theiß bis Csongrád, eventuell in der ganzen Tiefebene, sogar auf einem Teil Transdanubiens suchen? Die einzelnen Elemente der Argumentierung der Theorien über die bulgarische Oberhoheit bauen sich aufeinander wie folgt: Nach dem Zeugnis der Quellen wurde die östliche Hälfte des Karpatenbeckens von Krum besetzt, die in dem Karpatenbecken bekannten slawischen Ortsnamen beweisen das. Von diesen Ortsnamen behauptet wohl niemand sicher, daß sie tatsächlich bulgar-slawischen Ursprungs sind, aber man hält das eben wegen der Quellen und archäologischen Funde für wahrscheinlich. Da man aber schon auch unter den geschichtlichen und sprachwissenschaftlichen Angaben einige finden kann, die diese Annahmen eindeutig beweisen können, ist es leicht, archäologische Funde zu finden, die die Behauptungen der Geschichtsforscher und Sprachwissenschaftler bekräftigen. 5 Die Reihenfolge ist aber zu verkehren: Die archäologischen Funde und sprachwissenschaftlichen Angaben ungewissen Ursprungs und solcher Bestimmung können die Anwesenheit der Bulgaren im Karpatenbecken beweisen, weil die Quellen, archäologischen Funde und sprachwissenschaftlichen Angaben auf dasselbe hinweisen. Man kann schön einsehen, auf was für einem ungewissen Grund dieser Gedankengang basiert. Es ist genug, hinsichtlich eines einzelnen Elementes zu beweisen, daß es nicht darauf hinweist, was man bis dahin dachte, und die theoretische Reihe stürzt bereits zusammen. Der Standpunkt von István Kniezsa bringt uns diese hochgradige Ungewißheit am besten näher, als er aussagt: „ Was die 3 Die kritische Besprechung der frühen geschichtlichen Arbeiten s. HUNFALVY 1876, 167-171. 4 Für die internationale — besonders für die bulgarische — Forschung ist der Standpunkt von Angelov kennzeichnend, wonach „ die Bulgaren 805 den awarischen Staat vollkommen vernichteten und die breiten Streifen zwischen der Donau und den Karpaten ihrem eigenen Territorium anschließen. Die Eroberung des an Salzbergwerken reichen Siebenbürgen war ein besonders wertvoller Gewinn. " (ANGELOV 1971, 19). Auf der Karte (ANGELOV 1971, 26) ist es zu sehen, daß die Territorien von Krum und Omurtag bis zu dem Donauknie, den Flüssen Eipel und Waag, im Südosten bis zu den Karpaten und in der Tiefebene bis zur Donau erobert wurden. 5 Z. B.: „ Weder die Geschichts- noch die Sprachwissenschaft können Anhaltspunkte über die Details der Übernahme der in dem Ungarischen vorhandenen bulgar-slawischen Elemente bieten. Darum muß man die Hilfe einer anderen Disziplin, nämlich die der Archäologie in Anspruch nehmen. " (H. TÓTH 1993, 201). So sagt er in erster Linie aufgrund der siebenbürgischen und der von Mesterházy veröffentlichten, in der Landschaft Hajdúság bekannt gewordenen archäologischen Fundorte die folgenden aus: „ Ende des 9. Jahrhunderts lebte eine vielköpfige bulgar-slawische Bevölkerung im Gebiet des historischen Ungarns, besonders in Siebenbürgen ", bzw. „Das kann auf dem Grund angenommen werden, daß die auf die ungarische Sprache ausgeübte bulgar-slawische Wirkung gar nicht als marginal betrachtet werden kann. Folglich erzählte Anonymus, der seine Angaben aus der ungarischen Urchronik nahm, keine erfundenen Geschichten, sondern er übermittelte eine auf echten Tatsachen fußende uralte Tradition. " (H. TÓTH 1993, 201).