A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 6. (Szeged, 2000)
D. MATUZ Edit: A Szeged-Algyő 258. kútkörzet területén feltárt preszkíta temető
und gerillter Schulter (Abb. 6. 1; Abb. 8. 2) sind allgemeine spätbronzezeitliche bzw. früheisenzeitliche Formen, die in der Gáva-Kultur anwesend sind und in der präskythischen Periode weiterleben. Das Gefäß mit leicht ausladendem Rand, eirundem Körper, profiliertem Boden und zwei Löchern auf dem Hals einander gegenüber (Abb. 8. 3) könnte ein Hängegefäß gewesen sein. Das ist ein in den spätbronzezeitlichen Kulturen — Kyjatice-Kultur (D. MATUZ 1999, Abb. 22. 5), Urnenfelderkultur (PATEK 1968, 141, Taf. XVIII. 12) — selten auftauchender Typ. Er ist in dem präskythischen Fundmaterial unbekannt. Dasselbe gilt auch für den Tonring (Abb. 8. 8). Seine kultische Bedeutung könnte vielleicht die Tatsache unterstützen, daß er in einem Kindergrab vorkam. Die Verbindung der Mezőcsát-Kultur mit der Basarabi-Kultur an der unteren Donau und der BosutGruppe in der Woiwodenschaft und in Syrmium kann mit mehreren Metallgegenstands- und Keramiktypen bewiesen werden (KEMENCZEI 1988, 95, Abb. 4. 3, 5; KEMENCZEI 1989, 64, Abb. 9. 2*). Dieser konkrete Einfluß kann beim Fundmaterial von Algyő nicht nachgewiesen werden; die Tasse mit konischem Hals und überrandständigem Henkel, der Tonring und das Bruchstück eines Topfes mit eingeschnittenem Rand (Abb. 9. 3) können in diese Richtung zeigen. Im Kindergrab 82 von Algyő lag ein konischer Bronzeblechanhänger unter dem Schädel (Abb. 7, 8), während zehn ähnliche Exemplare im Grab 2 von Füzesabony-Öregdomb unter dem Kinn und in der Brustgegend (KEMENCZEI 1989, 55, 64, Abb. 3. 10) vorkamen. Wir konnten beobachten, daß konische Blechanhänger in präskythischen Gräbern — bei denen die Geschlechtsbestimmung der Verstorbenen bekannt ist — nur in Frauen- und Kindergräbern vorhanden waren. Die Kinder könnten den Anhänger auf die Halskette gezogen, oder als Kleiderschmuck am Halsteil getragen haben. Ein aus Eisendraht gefertigtes Armband von rundem Querschnitt, mit sich aufeinander biegenden Enden fand man auf dem linken Arm eines Mädchens im Kindergrab 63 (Abb. 6. 4), und ein ähnliches Stück kam ebenfalls auf dem linken Arm eines Jungen im Kindergrab 83 (Abb. 7. 9) zum Vorschein. Als Schmucksache ist es überwiegend in Frauenund Kindergräbern bekannt. Die Herstellung der Eisenannbänder begann in der präskythischen Periode und mit der Entwicklung der Eisenerzeugung verbreitete sich dieser Gegenstandstyp — in der Skythenzeit weiterlebend — auch in anderen Gebieten. Aus Bronzeblech gefertigte verzierte Perlen oder Anhänger (Abb. 7. 4-5; Abb. 10. 5) kommen im präskythischen Fundmaterial des Karpatenbeckens nicht vor. Die aus Bronzedraht gemachten „Ringe" von unregelmäßiger Form (Abb. 7. 7), die Bronzering- oder Anhängerbruchstücke (Abb. 7. 1), ferner die massiven Bronzeperlen (Abb. 7. 6) vertreten einen allgemein verbreiteten Typ in der Spätbronze- und Früheisenzeit. In Algyő wurden zwei Beinamulette im Grab 82 gefunden (Abb. 4). Die Analogien des aus dem Zahn eines männlichen Rothirsches gefertigten Anhängers (Abb. 7. 3) sind im Grab 37 von Füzesabony-Kettőshalom bekannt (PATEK 1990, Abb. 10. 5-12). Das aus einem Röhrenknochen (tibia) gefertigte Amulett (Abb. 7. 2) ist ein Einzelstück, dessen Parallelen im präskythischen Fundmaterial des Karpatenbeckens nicht bekannt sind. Zu den Kennzeichen der präskythischen Gräber zählt man die in die Gräber gelegten flachen Steine. In Algyő fand man ein Stück im Kindergrab 53 (Mädchen) am linken Schienbein (Abb. 6. 3) und ein anderes Exemplar, das vermutlich aus einem Grab ausgeackert wurde (Abb. 10. 3), ist ein Streufund. Nach den Untersuchungen können wir feststellen, daß flache Steine in 22 präskythischen Gräbern vorkamen, davon 14 in Frauenund 4 in Kindergräbern. Drei Stücke lagen wahrscheinlich in Frauengräbern und in einem Fall ist die Geschlechtsbestimmung unbekannt. Das kann die Theorie von Erzsébet Patek unterstützen (PATEK 1990,71): Diese waren Mahl- oder Reibsteine, weil das Mahlen des Kornes eine Frauensache war. Zugleich wurden diese Steine nur teils bearbeitet, die meisten Stücke sind einfache, flache Steine, die als „Symbol" des Mahlsteines ins Grab gelegt wurden. Sie konnten vielleicht auch von anderer Funktion sein, in den Kindergräbern ist die Mahlsteinfunktion nicht kennzeichnend. Eine andere interessante Beobachtung ist, daß sich die Steine überwiegend an der linken Seite des Schienbeines (in 12 Fällen), in einigen Fällen aber unter dem Becken oder an der rechten Seite befinden. All diese sind Beigaben von Gräbern, in denen die Toten in gestreckter Lage beerdigt wurden. In drei Bestattungen, die aber Hockergräber waren, fand man die Steine neben oder über dem Schädel. Da kann man schon über eine sakrale Gesetzmäßigkeit sprechen. Die flachen Steine wurden in Frauen- und Kindergräber gelegt: In Gräbern, in denen die Toten in gestreckter Lage bestattet wurden, lagen sie am linken Schienbein, während in den Hockergräbern neben oder über dem Schädel. Wir nehmen an, daß dieser Bestattungsritus bzw. die Schicht der präskythischen Bevölkerung, deren Mitglieder in Hockerlage und mit Steinbeigaben begraben wurden, auch in der Skythenzeit weiterlebte (SZABÓ 1969, 56-58, 67, T. XV. 2-4, T. XIII. 8; PÁRDUCZ 1966, 64, Taf. XLVIII. 1,5). In der im Kindergrab 83 (Abb. 3. 4) von Algyő vorgekommenen Turbanrandschüssel und vielleicht daneben, ferner in einer ähnlichen, im Kindergrab 86 (Abb. 5. 2) gefundenen Schüssel ebenfalls hier fand man Schaf- und Ziegenknochen. Bezüglich der Kindergräber stellten wir fest, daß die vielen Kinderskelette mit der allgemein hohen Kindersterblichkeit zu erklären sind. Da es aber in Algyő ein Männer/Frauenskelett (?), ein Frauenskelett und sechs Kinderskelette gab, ist es vielleicht auch an die Möglichkeit zu denken, daß sie zu derselben Familie gehörten. Wie es darauf bei der Aufzählung der Analogien hingewiesen wurde, kommen die Parallelen aller Gefaßtypen von Algyő (vom Hängegefäß abgesehen), die der konischen Blechanhänger, des Eisenarmbandes und flachen Steines in den Kindergräbern der Mezőcsát-Kultur vor. Diese gehören also zu den rituellen Beigaben der Kindergräber. Die Lage der präskythischen Fundorte in der südlichen Tiefebene zeigt (Abb. 1. 2), daß sich die Gräberfelder in der Umgebung von Szeged (Öthalom, Tápé, Algyő) und Csongrád (Vendelhalom, Saroktanya, Felgyő, Csépa) in einem * S. noch: Kemenczei T.: A Kárpát-medence keleti kapcsolatai a Kr. e. 8. században [Die östlichen Verbindungen des Karpatenbeckens im 8. Jahrhundert v. Chr.]. Dissertation. Budapest 1993 (Manuskript).