A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 5. (Szeged, 1999)

NAGY Margit: Ornamenta avarica II. A fonatornamentika

dieser Gegenstand spätestens am Ende des 6. Jahrhunderts in die Erde gelangt haben. In die frühe Periode (570/630 ­620/630) können die Jankovich-Schnalle und -Riemenzunge, die im Grab 97 von Környe vorgekommene tauschierte Gür­telgarnitur und die Haarnadel des Grabes 88 desselben Fundortes eingereiht werden. In der jüngeren Periode (620/630 - 670/680) wurden die aus mehreren Beschlägen bestehenden Gürtel garni turen mit halbkreisförmigen Enden hergestellt. Zuletzt wurden die Einzelfunde mit leicht zuge­spitzten Enden (Riemenzungen. Beschlagplatten von Schnallen) erzeugt (MARTIN 1996,69-73). DIE ÖRTLICHEN VORLÄUFER DER FLECHTBANDORNAMENTIK Die Flechtbandornamentik anspruchsvoller Ausführung tauchte schon im Karpatenbecken auf den Umrahmungen der Fibeln des gepidischen Fürstenschatzes von Szilágy­somlyó auf (KISS-BERNHARD-WALCHER 1999, 27-28, 55-56, kat 52-53 und 60-61, 57-58, 62-63). Die gepidischen Schmuck­sachen wurden nach der Hunnenzeit, in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts — unseren bisherigen Kenntnissen nach — mit Dreibandflechten nicht mehr verziert, es wurde bloß das von den Römern übernommene Strickornament ange­wandt (NAGY 1998, 378, Abb. 4. la, 2b). Bei den Langobarden weist aber das im Hügelgrab von Zuran (Mähren) vorge­kommene, mit Dreibandflechte verzierte Holzbruchstück daraufhin (TEJRAL 1987, 382, Taf 61), daß sie das komplizier­te Geflechtmuster am Ende des 5. Jahrhunderts kannten. Bei der Verzierung der im pannonischen Siedlungsge­biet, in Veszkény zum Vorschein gekommenen kreuzförmi­gen Riemenverteiler (BONA 1974, 105, Abb. 81) wurden antike stufenartige Mäander, zweiteilige Zweibandflechtkreuzung (Detail des Herakles-Knotens) und negatives Strickorna­ment verwandt (NAGY 1998, Abb. 3. 2, 2a-c). Der stufenartige Mäander tritt als Verzierung der Fibeln in zweierlei Formen auf: Erstens in sich selbst, untereinean­der auf den Bügeln der Fibeln, und zweitens einander ge­genüber stehend als flächendeckendes Element auf der Fuß­platte (Abb. 1. 1-2). Das Bügelmuster der Fibel von Svetec/Schwatz wurde in einer negativen Form, während die Mäanderreihe des Bügels der im Grab 29 von Szent­endre gefundenen Fibel in einer positiven Form gefertigt (Abb. 1. 3—4, unterer Teil). Aufgrund des positiven Musters der Fußplatte (Abb. 1. 4) wird es klar, daß eine, aus stufen­artigen Mäandern bestehende Reihe — die in eine, dem Strickornament ähnliche Form geordnet wurde — auf der Fußplatte der Fibeln Szentendre/Schwatz/Lucca/Belfort­Typs, deren Kopfplatte eine Elefantenpaar-Verzierung auf­weist, zu sehen ist (Abb. 1. 3-4). Ein scheinbar kompliziertes Geflechtmuster wurde auf dem Knauf des Schwertes von Gyirmót angewandt. Die rei­ne Bandflechtornamentik kann keinesfalls dem II. Stil zuge­ordnet werden, sie gilt viel mehr als ein bemerkenswertes Beispiel der schon zur Zeit des I. Stils erscheinenden panno­nischen langobardischen Geflechtornamentik. Die Verzie­rung des Schwertgriffes (TOMKA 1987, Taf. 80, XI, 20 a) besteht aus den folgenden Motiven: Oben, in der Mitte des verzier­ten Griffes befindet sich ein schiefes Kreuz in einem vierec­kigen Rahmen. Auf den oberen Blechen beiderseits sind die vereinfachten Varianten einer Vierbandflechte symmetrisch angeordnet zu sehen. (Eine vollkommene Flechte kommt z. B. auf dem awarischen goldenen Pferdegeschirr von Vörös­mart/Zmajevac vor: NAGY 1998, 382, Abb. 27. 2a). Die Fi­ligranverzierung auf dem vorderen Goldblech des Schwert­griffes ist die kunstvolle Wechselform der Variante „A" des Herakles-Knotens (NAGY 1998, Taf. 43. HA). Die Teile der Muster des Schwertgriffes (die vereintächte Vierbandflechte und der Herakles-Knoten) sind keinesfalls von nördlichem Ursprung. Die doppelt gedrehte Flechte oder Achterschleifenmu­ster vertritt die Kettenmuster in der pannonischen langobar­dischen Ornamentik (Abb. 2. 1-2, 4). Es gibt zwei Variationen der doppelt gedrehten Flechte: Die Achse der äußeren Schleifen ist bei der ersten Variante veränderlich (wie z. B. die Muster der langobardischen Fibeln) (Abb. 2. 1-2, 4). Im zweiten Fall kommen die Schleifen auf der gleichen Achse vor (da sind der Großteil der Ornamentik der karolingerzeitlichen gehauenen Stein­denkmäler (Abb. 2. 3a-b) und die meisten awarenzeitlichen Muster zu erwähnen (NAGY 1998, 384, Abb 37). Das zur ersten Variante gehörende Achterschleifenmuster endet z. B. auf einer, an die Wende des 6. und 7. Jahrhunderts datierbaren Steinplatte der ehemaligen St.-Peter-Kirche von Metz in Tierköpfen (Abb. 2. 6) (ROTH 1986, 283, Taf. 81 e). Das speziel­le Geflechtmuster wurde von H. Roth aufgrund seines itali­schen Vorkommens eher für ein Element italischen lango­bardischen Ursprungs gehalten (ROTH 1973, 99-100, Abb 74). Durch die stilkritische Analyse von G. Haseloff kann diese Feststellung nicht unterstützt werden: Daraus wird es klar, daß das Achterschleifenmuster als Flechtbandschema des zoomorphisierten Musters auf der Fußplatte der im Grab 33 von Klepsau (Kr. Buchen) gefundenen Fibel diente (HA­SELOFF 1981, 638-646). Unter den frühesten gehauenen Steindenkmälern Bayerns vertritt eine Chorschrankenplatte aus der Gegend von Westendorf die zweite, regelmäßige Variante (Abb. 2. 3a-b), aber auch die zur ersten Gruppe gehörende Form mit veränderlicher Achse ist auf dem Fundort Benediktbeuern bekannt (Datierung: letztes Drittel des 8. Jahrhunderts — JOHANNSON-MEERY 1993, 678, Kat. 45; 35, Kat. 9). Für ein sicher frühawarenzeitliches Erscheinen dieses Musters halten wir die als Schlaufenornamentik bewertbare Verzierung der Fußplatte der im Grab 30 von Boly vorge­kommen Fibel (Abb. 2. 5). Das Achterschleifenmuster ge­hörte übrigens zu den beliebtesten awarischen Ornamenten (NAGY 1998, 384, Abb. 37). Die Verzierung der Fußplatte der Fibel im Grab 56 von Szentendre beweist, daß der langobardische Meister das sechsbändige Korbflechtmuster schon in Pannonién kannte und das in diesem Fall aus dreiteiligen Bändern zusammen­stellte. Der dreiteilige Halsteil der Vogelköpfc paßt am Rand der Fibel stilistisch zu den Bändern (Abb. 3. 3-3a) (HASELOFF 1981, 690, Abb. 503). Die unendliche Variante des mediterranen Flechtbandmusters ist unter anderen auf dem Säulenkopf der St.-Clemente-Kirche in Rom zu sehen (Abb. 3. 1), aber die Fibelverzierung von Szentendre ähnelt noch

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