A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 4. (Szeged, 1998)

BÉRES Mária: Az Árpád-kori liturgia újabb tárgyi emlékei a Móra Ferenc Múzeum régészeti gyűjteményéből

NEUENTDECKTE GEGENSTANDLICHE DENKMALER DER ARPADENZEITLICHEN LITURGIE IN DER ARCHÄOLOGISCHEN SAMMLUNG DES MÓRA-FERENC-MUSEUMS Mána BÉRES Die von mir behandelten zwei Gegenstände gehörten zu einer arpadenzeitlichen kirchlichen Ausstattung. Sie sind stark beschädigt, und die sekundären Beschädigungen be­weisen, daß sie in der Erde gefunden wurden. Nach der Untersuchung der Abwetzungsspuren scheint es, daß sie ihre ursprüngliche Funktion lange bewahrten. Der 7,6 cm hohe Bronzenodus, dessen Durchmesser 5,5 cm ist, wurde mit Wachsausschmelzverfahren herge­stellt, aus einem einzigen Stück gegossen. In den Vertie­fungen zwischen den Spalten befinden sich nachträglich eingeschnittene und dadurch betonte, eingekerbte Stäb­chen. Auf der Deckplatte ist eine 2,3 x 0,8 cm große Öffnung für den Dorn des Kreuzes zu sehen. Keine in formaler Hinsicht genauen Analogien dieses Gegenstan­des sind vor mir bekannt. Die Abwetzungsspuren weisen darauf hin, daß der hohle Nodus das ständige Zubehör des Stiels war. So ist die Funktion eindeutig bestimmbar: Es diente zum Hineinstellen von Umzugs- und Altarskreu­zen. Die Schnitte und die gekerbten Stäbchen als Verzie­rungselemente sind in der heimischen Bronzekunst nicht fremd, obwohl ihr gemeinsames Vorkommen im sakralen Fundmaterial dieses Zeitalters gegenwärtig ohne Beispiele ist. In England und Norddeutschland sind Füße von Kreuzen und Kerzenleuchtern vom Anfang des 12. Jahr­hunderts bekannt, an deren dreieckigen unteren Teil sich ein geschnittener, in einem gegossener, seltener aus zwei Teilen bestehender Nodus anschließt. Die ED-RFA-Untersuchung erklärte, daß das Le­gierungsmaterial zweifellos das Zink war, aber das wurde in nicht so großer Menge gebraucht, daß man die in den Schmiedezentren der Rhein- und Maasgegend hergestell­ten Messinggegenstände mit Beweiskraft damit in Verbin­dung bringen könnte. Wie die in Ungarn erzeugten arpadenzeitlichen Bronzekreuze, bzw. die Größe ihres Nodus darauf hinweisen, kann der behandelte Gegenstand sogar das Produkt einer heimischen Werkstatt sein, auf­grund der durch die Analogien zur Verfügung stehenden Datierungsmöglichkeit aus dem 12. Jahrhundert. Der andere Gegenstand ist eine Limoges-Ware. Es ist bruchstückhaft (H: 13,4 cm, Br.: 4,2 cm). Die Vergol­Béres Mária Móra Ferenc Múzeum 6701 Szeged Pf.474 dung ist abgewetzt, und die Emaileinlage des Hüftentu­ches fehlt auf der linken Seite fast vollkommen. Die Nase wurde von einem kräftigen Schlag, während die linke Seite des Körpers vom Drehen sekundär beschädigt, und die Rückseite zersprang. Alles in allem: Das ist eine, den gekrönten, lebendi­gen Christus darstellende, anspruchsvolle künstlerische Arbeit. Das in Szeged aufbewahrte Corpus verfügt über ein schönes Analogstück, das 1863 in der Maros bei Arad vorkam. Dieses Exemplar war im Zeitabschnitt zwischen dem letzten Viertel des 12. Jahrhundert und 1250 herge­stellt worden. Das beinahe genaue Gegenstück des Fundes von Szeged ist im Boymans-van-Beuningen-Museum zu Rotterdam zu finden, und es ist von den holländischen Forschern in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert. Im Gegensatz zu unserem Exemplar fehlt nur die Krone. Hinsichtlich der Form der fraglichen Krone und deren punzierten Verzierungen ähnlich ausgeführte Kronen sind auf mehreren Limoges-Waren anderen iko­nographischen Typs in Europa an mehreren Stellen aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts bekannt. Nach der Meinung der heimischen Forscher gelang­ten die Limoges-Waren, darunter auch die meisten Kreuze, nach dem Tatarensturm ins Karpatenbecken, um die durch die Liturgie erforderte Ausstattung für die Zere­monien des sich erneuernden dörflichen kirchlichen Lebens zu sichern (KOVÁCS 1962, 101-102). Diese Tatsache kann mit der Beobachtung unterstützt werden, wonach die Zahl der nach dem Muster der Limoges-Waren erzeugten ungarischen Kreuze in der zweiten Hälfte bzw. am Ende des 13. Jahrhunderts zunahm (LOVAG 1983,167). Die Datierung der Analogien und den ikonographi­schen Typ der in Szeged aufbewahrten, als eine Limoges­Ware geltenden Christus-Gestalt berücksichtigend, kann dieser Gegenstand an das Ende des 12. bzw. in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert werden. Ich bin aber der Meinung, daß dieses Exemplar noch vor dem Tataren­sturm (1241-1242) hergestellt wurde und noch zu dieser Zeit nach Ungarn gelangte. Übersetzt von Katalin H. Simon

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