A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 1. (Szeged, 1995)
VALYI Katalin: Szermonostor és a mezőváros középkori kereskedelmének európai kapcsolatai
EUROPALSCHE BEZIEHUNGEN DES MITTELALTERLICHEN HANDELS DES KLOSTERS UND MARKTFLECKENS VON SZER Katalin VÁLYI Seit 1970 sind die Freilegungen des arpadenzeiüichen Klosters und der umliegenden Siedlung von Szer (Kom. Csongrád) im Gange. Obwohl die Arbeit noch nicht beendet wurde und viele Fragen auch noch ungeklärt sind, gibt es schon die Möglichkeit, durch die Hervorhebung gewisser Teilergebnisse die im Femhandelssystem der weiteren Umgebung, d.h. der Südtiefebene eingenommene Lage und die Rolle unseres Fundortes zu skizzieren. Deshalb wurde eine Wahl aus den, an den Ausgrabungen bis jetzt vorgekommenen Imrx>rtkeramikfunden m der vorliegenden Studie zusammengestellt. Die behandelten Importkeramücstücke sind wie folgt: 1. Gefäßbruchstück mit Inschrift (Abb. 1,2, Abb. 4,1 ) aus dem 15. Jahriuindert. Ursprungsort: Südböhmen O^ARADI 1965, 155-164). 2. Keramik von Lostitze. Das in Szer gefundene Stück (Abb. 1,3, Abb. 4,2) stammt aus der 1., während das in Algyő vorgekommene (Abb. 1,1, Abb. 4, 3) aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts (aus Mähren, HOLL 1955; 1990). 3. Schwarzliafnerkeramik: a/ Die in Szer (Abb. 2, 1, Abb. 4,4, Abb. 2, 3) und in Algyő (Abb. 3,1-3, Abb. 4,5-6) zum Vorschein gekommenen Exemplare smd aus dem 15. Jahrhundert. Ihr Randstempel ist das sog. „Wiener Kreuz mit Balken". Die mit diesem, schon früher als Wiener Meisterzeichen betrachteten Zeichen (nach Moltliem HOLL 1955, 54 und Abb.55) versehenen Keramikgefäße müssen trotz emiger Gegenvorstellungen (PITTIONI 1976, 175-201, PITTIONI 1979) für Produkte der wienerischen Werkstätte (oder für aus der Umgebung von Wien stammende Produkte) gehalten werden . b/Bmchstück aus dem 13. bzw. 14. Jahrhundert von Szer (Abb. 2, 4, Abb. 4, 7) (ohne Graphitgehalt, reduziert gebrannt, aufgrund des Meisterzeichens aus Wien). c/ Bruchstück eines dickwandigen, großen, in die 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts datierbaren Gefäßes von Szer (Abb. 2, 2, Abb. 4, 8). Die Herkunft dieses Gefäßes ist ebenfalls in der Umgebung von Wien zu suchen (KERAMISCHE BODENFUNDE 45, Abb. 20). Im Fundmaterial des Klosters Szer und der umliegenden Siedlung ist also die österreichische graphithaltige Keramik ab das 12. bis zu dem 15. Jahrhundert kontinuierlich vertreten und unter den, aus dem 15. Jahrhundert stammenden Funden tauchen auch die, auf mährische und südböhmische Herkunft hinweisenden Keramiktypen auf Hinsichtlich der Entwicklung des mittelalterlichen Szer war seine Lage entlang der Müitär- und Handelsstraße zwischen dem Balkan und Buda grundlegend bestimmend, nämlich konnte sich diese Siedlung dem, von Szeged ausgehenden bzw. durch Szeged vermittelten Fernhandel anschließen und dabei eme abfertigende Rolle spielen. Szeged war jahrhundertelang das Zentrum der Verteilung des aus Siebenbürgen transportierten Salzes, infolge dessen kam diese Stadt mit weit entfernten Gebieten in Verbindung. Die Lieferungen in die Umgebung von Nyitra bzw. Szered stellten eme Verbindung z. B. mit dem Gebiet des engeren Vertriebs der mährischen Keramik von Lostitze her. Auch die bei dem Viehhandel gespielte Rolle war von ähnlicher Bedeutimg, da die Endstationen des von Szeged ausgehenden Viehexportes (in Österreich und in den deutschen Ländern) mit der Straßenlinie des, sich durch die Herstellungszentren der in Ungarn auftauchenden graphithaltigen Keramik abzeichnenden Handels völlig übereinstünmen. Die unmittelbare oder mittelbare Teilnahme am Fernhandel machte also den Händlern möglich, auf dem Rückweg Luxusgegenstände etwa „nebenbei" von den weit entfernten Gebieten mitzubringen, oder solche modische Waren hierzu verbreiten. Im 15. Jahrhundert verfügte Szer schon über den Rang eines Marktfleckens. Es war der Besitz der Szeri Pósa-Familie aus dem Bor-Kalan-Geschlecht, die in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts eme kurze Zeit auch das Dorf Algyő besaß. Leitet man die im Fundmaterial der erwähnten Siedlungen auftauchenden ausländischen Keramikgegenstände gleichen Charakters auf die gleichen, bekannten Besitzer stattlichen Vermögens, bzw. auf das kommerziell-wirtschaftliche Leben und Verbindungssystem der weiteren Umgebung zurück, greift man vielleicht nicht fehl. Übersetzt von Katalin H. SIMON Vályi Katalin Móra Ferenc Múzeum 6720 Szeged Roosevelt tér 1-3.