B. Nagy Katalin: A székkutas-kápolnadűlői avar temető. A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Monographia Archeologica 1. (Szeged, 2003)

PÁSZTOR Adrien: A székkutas-kápolnadűlői avar kori temető gyöngyleletei - Die Perlen des awarenzeitlichen Gräberfeldes von Székkutas-Kápolnadűlő

DIE PERLENTRACHT DER A WAREN IN SZEKKUTAS Die Awaren von Székkutas trugen einige Perlen um den Hals und kurze Perlenschnüre ebenfalls gern. Vom Ende des 7. Jahrhunderts waren auch die langen, ein- und zweireihigen Perlenketten von den Frauen — obwohl seltener — beliebt. Mit Perlen wurde manchmal auch die Bekleidung ge­schmückt: Die in Männergräbern gefundenen Perlen waren meist die Zierden der auf den Gürtel geschnallten Tasche. Unheilabwehrende Funktion könnten die um den Hals ge­tragenen 1-3 Stück Perlen erfüllt haben (BONA 1979, 30). Diese Sitte kann zumeist in Kinder- (8, 234, 264, 275, 327, 475, 513, 553) und Frauengräbem (18, 89, 196, 392, 411, 418, 527), seltener in Bestattungen von älteren Frauen (Gräber 252, 173, 220, 385) beobachtet werden. Die Häufigkeit dieser Sitte hängt mit der heidnischen, abergläubischen Glaubenswelt der Awaren zusammen. Um den Hals des Kleinkindes stieß man im Grab 553 auf eine größere, aus rotem Ton gefertigte bikonische Perle, deren Oberfläche mit Wellenlinien aus farbigen Glasfa­den verziert wurde. Dieser Typ ist in der frühawarenzeitlichen Perlcnmode nicht unbekannt. Die aus Ton gefertigte, mit Glas­aufsatz verzierte Variante ist aber ein Kuriosum, es ist wahr­scheinlich ein örtliches Produkt. Seine Analogie von ähnlicher Form und mit diesem Muster ist unter den merowingerzeit­lichen Galsperlenfunden in Baden-Württemberg zu finden (KOCH 1994, Taf. 11.50, 24). Die Spuren des Glaubens an die magische Kraft können sowohl in der frühen als auch in der späten Gruppe der Gemeinschaft von Székkutas beobachtet werden. Das am nördlichen Rand des Gräberfeldes freigelegte Grab 8 war die Bestattung der höchstrangigen Person der frühen Gruppe und zugleich der Gemeinschaft von Székkutas. Auf die kurze, aus farbigen und mit Aufsatz verzierten Glasperlen bestehende Halskette der Frau wurde ein byzantinisches Kreuz aus ge­presstem Gold- und Bronzeblech, mit Edelstein- und die Kcilgravierung nachahmender Glaseinlage aufgereiht (B. NAGY 2003, Abb. 6. 5). Die frühen farbigen Opakperlen und das unter die Perlen gefädelte byzantinische Kreuz ist das Denkmal der im Frühmittelalter nebeneinander lebenden beiden Weltbilder, nämlich des Synkretismus der heidnischen und byzantinisch­christlichen Glaubenswelt. Die sog. Augenperlen der Halsket­ten tragen den unheilabwehrenden Aberglauben der magi­schen Kraft in sich und spiegeln das allgemeine Weltbild der Epoche wider (PÁSZTOR 1995, 74; PÁSZTOR 1996, 48). In der awarischen Tracht der zweiten Hälfte/des letzten Drittels des 7. Jahrhunderts kommen Schmucksachen ähnlicher Zusam­mensetzung relativ selten vor. Einen ähnlichen Gedankenkreis vertreten das farbige Perlenband mit Glasperlenanhänger und Kreuzbezeichnung des Grabes 8 von Tiszavasvári-Koldus­domb (PÁSZTOR 1997, 196, Taf. 2. 1) und die farbige Halskette mit winzigem Kreuzanhänger aus Bleiblech (BONA 2000, Taf. IV. 3-5). Der Synkretismus beider Glaubenswelten lebte auch in der späten Periode weiter. Eines seiner kleinen Denkmäler sind die sechs Glaseinlagen auf der Seite des bauchigen Goldbechers Nr. 19 des Schatzes von Nagyszentmiklós. Die Glaszierde besteht aus zwei konzentrischen Kreisen: In den äußeren hellblauen Kreis verschmelzt eine kleinere runde weiße oder schwarze Einlage. Auf der Oberfläche ist ein weißes Kreuzmotiv aus Glasfaden zu sehen, das ist die sche­matische Darstellung des byzantinischen Kreuzes. Ein ähn­liches Motiv erscheint auch auf den frühawarenzeitlichen Siegelringen mit byzantinischer Kreuzzeichnung. Auf der Goldschale mit der künstlerischen Darstellung der spätawa­renzeitlichen Mythologie und Glaubenswelt spielen die kreuz­förmigen „äugigen" Glaseinlagen als Verzierungselemente eine raumausfüllende Rolle (AZ AVAROK ARANYA 2002, 38-39). DIE CHRONOLOGIE DER GRABER MIT PERLENBEIGABEN IM GRÄBERFELD VON SZEKKUTAS Nach den Perlentypen können die Perlenketten von Székkutas fünf Gruppen zugeordnet werden. Diese Gruppierung, die mit Hilfe der Beigaben von auch Perlen enthaltenden Bestat­tungen (Tabelle 6) auch zur inneren, relativen Chronologie des Gräberfeldes beitragen kann, basiert auf der Klassifi­zierung der Perlen und der Einreihung der Perlenketten: 1. frühe Perlen mit ein- und zweischichtigem wulstigem Aufsatz und begleitende Perlen, manche mit aufgeflossenem Aufsatz; Bernstein- und Karneolperlen, Tonperle; 2. Perlenketten gemischter Zusammensetzung ohne melo­nenkemförmige Perlen; 3. Perlenketten gemischter Zusammensetzung mit weni­gen melonenkernförmigen Perlen; 4. überwiegend aus melonenkernförmigen Perlen beste­hende Perlenketten; 5. melonenkemförmige Perlen und kurze Perlenketten mit melonenkemförrnigen Perlen. Die Gruppierung der Gräber mit Perlenfunden wurde auf dem Gräberfeldsplan dargestellt. Mittels der Analyse der Perlen und Perlenketten und in Kenntnis des Fundhorizontes der anderen Beigaben (Schmucksachen, Trachtgegenstände, Ke­ramik) versuchten wir, die Bestattungen mit Perlenfunden des Gräberfeldes von Székkutas relativchronologisch einzuordnen. In der Zeitspanne zwischen dem mittleren und dritten Drittel des 7. Jahrhunderts wurde die Belegung des Grä­berfeldes begonnen. Von dieser Zeit an wurde dieses Grä­berfeld kontinuierlich belegt, auch noch Anfang, sogar im ersten Drittel des 9. Jahrhunderts. Auf dem nördlichen und südlichen Ende, bzw. im mittleren Streifen des Gräberfeldes verstreut befinden sich die Bestattungen mit den frühen far­bigen Perlen, bzw. mit Bernstein- und Karneolperlen (Gräber 8, 463). In diesem Streifen wurde die Mehrheit der Gräber erschlossen, in denen Perlenketten aus verschiedenen Perlen­formen, aber ohne melonenkemförmige Perlen vorkamen. Da war der Anteil der Stollengräber neben den Schachtgräbern bedeutend. Eines der frühesten von ihnen war das auch Perlen enthaltende Männergrab 495. Als Trachtgegenstände kamen die folgenden Beigaben in den Gräbern mit frühen Perlen­typen vor: farbige Perlen (Grab 495), Perlen meist mit wulsti­gem und aufgeflossenem Aufsatz (Gräber 8, 271, 463, 514), Perlenketten aus Bernstein-, Karneol-, frühen, mehrfach zu­sammengesetzten gläsernen Stabperlen (Grab 494), Ohrge­hänge mit großem Blechkugelanhänger (Grab 495), Armring aus Eisen (Grab 8) und Spinnwirtel (Grab 514). Der Fund­komplex des Grabes 8, nämlich das byzantinische Kreuz auf der Perlenkette mit Augenperlen, ein byzantinischer Gürtel­beschlag aus Goldblech, ein Armring aus Eisen und ein Spinnwirtel sind Funde von der Mitte bis zum dritten Drittel des 7. Jahrhunderts (Gruppe I). Neben den frühen Exemplaren mit aufgeflossenem wulstigem Aufsatz traten auch die unver­zierten gedrückt kugeligen, ferner die kurzen zylindrischen und konischen (Gräber 234, 239, 271, 355, 503), bzw. gleichzeitig die kugeligen und zylindrischen Hirsenperlen auf (Gräber 173, 441, 473, 474, 475). Von den Beigaben dieser

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