A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1974/75-1. (Szeged, 1975)

Pertlwieser, Manfred: Die „Berglitzl” von Gusen. Eine neolithisch-frühbronzezeitlicher Opferplatz

te Körperteile eine Sonderrolle. Als weitgehend sicher kann angenommen werden, daß die jeweils in großem Umfang vor sich gegangenen Handlungen wohl zu einem gleichbleibenden Zeitpunkt — in jahreszeitlicher Abhängigkeit — vor sich gingen. Gute Ansatzpunkte für eine nähere Bestimmung der in Frage kommenden Jahreszeit könnte das Knochenmaterial der Jungtiere liefern. Für die zwischen den einzelnen Handlungsphasen gelegenen Zeitspannen sind keine andersgearteten Spuren einer besonderen Begehung oder Benützung der Örtlichkeit festzustellen. Es besteht für uns kein Anlaß, den Kultplatz auf der „Berglitzl" in Gusen als einen Ort lokaler Sonderausprägung sonst unüblicher Riten zu halten. Zwar konnte aus den wenigen, als Kultstätten bekanntgewordenen Lokalitäten 4 einzig Lepinsky Vir eindrucksvolle und richtungsweisende Ergebnisse erbringen, doch stimmen an­dererseits in der bisherigen Literatur manche Beschreibungen von Objekten, die programmatisch als „Vorrats-" oder „Abfallgruben" bestimmt sind, sehr nachdenk­lich. 5 Wir können nicth umhin, unsere Lokalität als ein Dokument allgemein donau­ländischer Kultur- und Religionstradition zu werten. Ein spürbares Ost-West-Ge­fälle könnte auch daraus sichtbar werden, daß eben die in ötslich benachbarten Ge­bieten noch odolisierten „Symboltiere" (wie etwa Hirsch, Ziege, Rind) hier nur noch exemplarisch — nämlich als Opfertiere auftreten. Sehr bemerkenswert ist wohl, daß die zumindest von der Linearkeramik bis zur späteren Frühbronzezeit örtlich, tech­nisch und inhaltlich völlig gleichgebliebene Kultausübung gänzlich unberührt bleibt von einem Wechsel, der sich doch im keramischen Inventar zeigt. Dies scheint uns ein eindrucksvolles Zeugnis dafür, daß nicht zwingend mit dem Wechsel der kera­mischen Kultur eine ethnische Umwälzung oder Überdeckung einhergehen mußte. 4 Seitz, H. v., Der Osterstein bei Unterfinningen, eine vorgeschichtliche Kultstätte, Bayerische Vorgeschichtsblätter, 1955, 21, S. 75; Stroh, A., Der Maifelsen bei Essing, Fundberichte aus Schwa­ben, Neue Folge 17, Stuttgart 1965. — Kunkel, Otto, Die Jungfernhöhle, eine neolithische Kult­stätte in Oberfranken; Neue Ausgrabungen in Deutschland, Jg. 1958, S 54—67. 5 Sehr ähnliche Feuerstellen und Schachtobjekte der Linearbandkeramik und der Lengyel­kultur, sowie der Frühbronzezeit konnte ich am Rande der zeitgleichen Siedlung und durch einen alten Bachlauf von einem Glockenbecher-Frühbronzezeit-Gräberfeld getrennt, in Haid bei Hörschin 1964 freilegen. Bei nicht sehr sorgsamer Betrachtung hätte man sie vielleicht als Abfallgruben ge­halten, — sie brachten jedoch unmißverständliche Befunde, die jenen von Gusen auffallend gleichen. 310

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