A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1971. 1. (Szeged, 1971)
Juhász, Antal: Das Leben im Bauernhaus von Tápé. II.
Pferdkopf, manchmal sogar ein lebendiges Hühnchen als Nachlass eines uralten kultischen Tieropfers hineingesetzt und hineingebaut. Über die Einrichtungsgeräte von sakralem Charakter im Zimmer — bzw. im „reinen Zimmer" — wie geweihte Kerze, Heiligenbilder, in Kirmessen gekaufte Gnadenbilderabdrücke, auf Nagel gehängter Weihwasserbehälter und Rosenkranz — haben wir schon im ersten Teil unseres Aufsatzes berichtet. An der Wand war auch der Haussegen gehangen. Die Zimmerecke dem Bauernofen gegenüber hiess „heilige Ecke" (szentsarok), der hier stehende Tisch und die Eckbank erweisen sich als die Kultzentrale des Tápéer Bauernhauses. Hieher unter den Tisch legt man am Fastentag vor Weihnachten (den 24. Dezember) in einen Korb, meistens Backkorb Stroh, Heu, Kukuruz, darauf das Brauttuch, den Hut des Familienoberhauptes, die Mangel (sulyok), das Pferdegeschirr, das Abwaschtuch. Diese Hausgeräte wirkten nachher mit Heilkraft. Die Hausfrau sammelt auch das Brösel des Weihnachtsmilchbrots (karácsonyi morzsa) ins Weihnachtstischtuch (karácsonyi abrosz) zusammen, so wird es aufbewahrt und als Arzneimittel gebraucht. Die Alten haben das Getreide aus demselben Tischtuch gesät. — Das unter den Tisch gelegte Futter brachte man erst am Epiphaniasfest (den 6. Januar) aus dem Zimmer hinaus und Hess je ein Pferd, Rind, eine Kuh daraus fressen, dass sie im neuen Jahr gesund seien. Es gebührt in Tápé dem Paten, einen Tisch dem Bräutigam zu kaufen. Bei einem Tisch, auf dem schon das Sakrament gestanden war, um einen Sterbenden mit der Wegzehrung zu versehen, durften weder Kinder spielen, noch Erwachsene betrunken lumben. In eine Ecke des Rahmens des Spiegels, der unter dem Tragbalken hängt, pflegte man eine Pfaufeder zu stecken. Die Pfau stellt die Unsterblichkeit der Seele in dem mittelalterlichen Symbolsystem dar. Nach Sándor Bálint wollte man sich durch diese volkstümliche Anwendung des christlichen Symbols vor den Schäden behüten, die den in den Spiegel schauenden Menschen bedrohen. Wenn jemand im Hause gestorben ist, wird der Spiegel mit einem schwarzen Tuch bedeckt. Als die Braut zu dem Hochzeitshaus (zum Hause der Eltern ihres Mannes) angekommen war, Hess man sie zuerst auf das Ofenbänkchen sitzen, um sich in die neue Familie gut anpassen zu können. Alte Tápéer warfen die Backschaufel und das Beil im Gewitter unter das Traufdach (színcsorgás) hinaus. Ähnlicherweise zur Abtreibung des Bösen steckt man auch heute ein Palmkätzchen, einen Schinkenknochen von Ostern oder einen grünen Ast von Pfingsten in die Spalten der Dachtraufe. Wenn die Schwalben in die Ecken der Stalldecke nisten, darf man die Schwalbennesten nicht zerschlagen, dass das Haus von keinem Unglück betroffen werde. Im Gegenfall mag im Hause ein Feuer ausbrechen, jemand ums Leben kommen, oder man melkt blutige Milch der Kuh. Zum Zweck der Viehbeschützung hängt man Blumen von den Fronleichnamsfest an die Knagge des Stalls. An den Stalltürsturz ist es gewöhnlich ein Hufeisen aufzuschlagen, dass die Hexen nicht hineingehen können. Bei mehreren Ackerwirten hängt das abgezogene Leder eines Wiesels (mönyétbűr) im Stall an einem Nagel, womit man das schwülstige Euter der Kuh zu heilen pflegte. Wenn es nötig ist, leiht man das Wieselleder (mönyétbűr) auch den Nachbarn aus. Diese volkstümliche Tiermedizin ist in der europäischen Tradition allgemein bekannt, bei uns aber lebt dieser Gebrauch nach Sándor Bálints Erforschungen nur in Tápé fort. Zum Obhut des Schweinestalls hat man einst den Knochen des zu Ostern geweihten Schinkens da aufgehängt, wobei noch ein Ast vom Weihnachtsbaum, Palmkätzchen und zu Marienfesten geweihtes Gras dazugesteckt wurden. Im allgemeinen 235