A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1971. 1. (Szeged, 1971)

Juhász, Antal: Das Leben im Bauernhaus von Tápé. II.

terteil des Hauses (elhúzzák a ház alját). Viele brauchen dafür am liebsten das sog. „Tápéer Blau" (tápaikék), aber hie und da sind auch mit grüner Farbe gestrichene Sockel zu sehen. Oftmals hat man zwar die Spuren eines starken Sturmes durch eine Tünche gleich nach dem Gewitter wegbekommen. Das jährlich zweimalige Tünchen hat das Haus entkeimt und verlängerte zugleich seine Lebensdauer besonders, wenn auch das Rohrdach in jedem vierten bis fünften Jahre verbessert wurde. Ein abgenutztes, verwahrlostes Hausaussehen verrät, entweder kranke, hilflose Alten wohnen da, oder das Haus werde in kurzem niedergerissen sein. Das Zimmer und die Küche macht man regelmässig jeden Samstag rein. Da wird die rauchige, verschmutzte Feuerstätte (oder das Kochbänkchen) samt mit den Küchenwänden getüncht und die an die Wand gehängten Teller stäubt man ein­zelweise ab. Den Bauernofen pflegte man nur im Winter, als das Ofenbänkchen und die Wand des Bauernofens von der ständigen Benutzung verschmutzt werden, wöchent­lich zu tünchen. Im Winter ist der Zimmerboden bald uneben, voll kleiner Gruben, deshalb streicht man ihn (fölmázolják) jeden Samstag über. Dazu brauchen die Tápéer Gelberde, worin im allgemeinen noch Viehmist hineingemischt wurde. Nach der Überlieferung wurde der Boden nämlich dadurch viel härter und blieb lange glatt und eben. Das herangewachsene Mädchen oder die junge Frau machte gewöhnlich den Überstrich (mázolás) mit einem alten Kalkpinsel oder schlechten Besen. Dann wurde der Unterteil der Wände auch im Zimmer und in der Küche in einem 10 bis 15 cm breiten Streif mit der geliebten „Tápéer blauen" Farbe angestrichen. Im Sommer kommt es der wöchentlichen Zusammenräumung noch gewöhn­lich zu, den Zimmerboden abzuspritzen. Geschickte Freuen pflegten den Boden aus einem Blaumentopf oder einem lecken Kassrol mit Wasser verschiedene Figuren: Kreise, Achten u. a. schreibend zu begiessen. GLAUBE UND ABERGLAUBE IN ZUSAMMENHANG MIT DEM HAUSE In Tápé verknüpfen sich mehrere magisch-rituale Handlungen mit dem Hause, die nach uralten Vorstellungen zur Entfernung der bösen, schädlichen Geister (z. B. Hexen) und zum Schutz und Wohl der drinnen wohnenden dienten 1 . In den Grund des neuen Hauses war es gewöhnlich verschiedene Dinge niederzulegen, wie zu Him­melfahrtstag geweihtes Gras, geweihte Kerze, eine Flasche Weihwasser, Knoblauch, Rosenkranzperle, — aber in den letzten Zeiten überhaupt nur Geld. Unter die Schwelle des Zimmers hat man ein Stück aus dem Seil eines gehenkten Menschen gesteckt, dass jedermann so zugrunde gehe, wer in böser Absicht zu dem Hause kommen würde. Im neuen Hause liess man zum erstenmal nur eine Huhn, oder Katze, bzw. einen Hund allein die Nacht verbringen. Man war nämlich der Mei­nung: wer im neuen Hause zum erstenmal schläft, der müsse früh sterben. Über die Küchentür wurde ehemals gegen die Gespenster ein Knoblauchkranz gehängt. Indem der einzige offene Raum des Hauses die Küche mit freiem Rauch­fang war, könnte eine Hexe oder ein Donner — nach der naiven Vorstellung — die Hausleute nur durch den Rauchfang besuchen. Deshalb brannte man zwecks der Fernhaltung des Donnerschlages Palmkätzchen unter dem Rauchfang. Zu Be­ginn des Bauens eines Feuerherdes oder Bauernofens wurde in dessen Grund ein 1 Die Mehrheit der Angaben in Bezug auf die Glaubenswelt wurde mit der freundlichen Zustimmung des Verfassers aus der Abhandlung „Tápé hitvilága" von Sándor Bálint entnommen, die in der Monographie „Tápé története és néprajza" (Tápé, 1971. 629 pp.) erschienen ist. 234

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