A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1970. 1. (Szeged, 1970)

KISSENRÄNDER MIT HAARSTICKEREI VON VÁSÁRHELYER TYP von Márta T. Knotik Verfasserin führt die sog. Vásárhelyer Gruppe der Haarstickerei mit Freihandzeichnen vor. Im Beitrag werden im Privatbesitz seiende Haarstickereiarbeiten sowie dieselbe aus ungarischen Museen behandelt. Es kommt die Rede auch auf Exemplare, die original schon nicht mehr, nur als Photoaufnahmen vom Anfang dieses Jahrhunderts aufbewahrt sind. Grösstenteils waren die haargestickten Kissenränder Anfang dieses Jahrhunderts in Hódmezővásárhely und Makó gesam­melt, die insgesamt, zusammenfassend zum erstenmal hier bearbeitet werden. Verfasserin untersucht in Verbindung mit der Haarstickerei den Grundstoff, also die Lein­wand, die Vorzeichnung, das Stickgarn, das Muster, das Sticken an sich, die Färbung und den Far­benton, endlich das Zusammennähen bei den einzelnen Stücken. Bis zum Anfang des vorigen Jahr­hunderts werden die mit abtönend gefärbten Haargarnen gestickten Kissenränder aus Hanflein­wand verfertigt und gebraucht. Als Stickgarn hatte man das Wollhaar des Zackelschafes häuslich geflochten und gefärbt. Zur Färbung benutzte man die auf diesem Gebiete auffindbaren Färbepflan­Z2n, von denen zahlreiche Farbtöne des Blaues, Lilas, Gelbes und Braunes gewonnen wurden. Die Muster der verschiedenen Stücke sind einheitlich in drei breiten Streifen komponiert. Die Streife sind mit einer charakteristisch mehrfarbigen, in Abschnitte geteilten Reihe voneinander abge­sondert. Die Kompositionen des mittleren Streifes darf man in drei Type einteilen: so gibt es eine Struktur mit Wellenranke, eine Kasettenstruktur und eine vom Mittelpunkt aus komponierte Struktur. Der Zeichnungsart gemäss unterscheidet man einfache, reiche und steife Zeichnungsarten, die aber bei den zwölf Mustergruppen nicht in allen Fällen auszuweisen sind. Die Motive sind vom Pflanzencharakter, deren innere Linearzeichnung schmale Reihen bildet, die mit falschem Platt­stich ausgenäht wurden. Innerhalb des Musters befindet sich keine Symmetrie von der Färbung, das besteht auch im Falle des Motivs. Der Rand der ausgestickten Stücke wurde schmal eingesäumt, in Hälfte gefaltet und mit mehrfarbigen, geschlingten Bindungen zu dem Kissenbezug zusammen­geknüpft. Die Konstruktion und ein Teil des Motivschatzes der aufgeführten Stickereiarbeiten weisen auf die Wirkung von Mustern italienischen, bzw. türkischen Ursprungs in Ungarn aus dem XVII — XVIII. Jahrhundert auf. Ihre Farbentönung entspricht dagegen einer gleichzeitig in West-Europa bevorzugten Stickerei, namentlich „point de Hongrie". Alle diese Elemente erscheinen in der be­handelten Haarstickereiart umgewandelt, in volkstümlicher Auffassung neugeschaffen. Auf Grund des vergleichenden Materials ist die Entstehung der vollgestopften Arbeiten schon im XVII. Jahr­hundert annehmbar. Die reiche Linienführung der Muster sowie ihre feingegliederten Konture und entwickelte Zeichnung entfalteten sich wahrscheinlich im XVIII. Jahrhundert. Im Laufe der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts wurde der Gebrauch der haargestickten Kissenränder durch die weissen Bettwäschen relativ schnell ausgedrängt. Die Stücke der vorgeführten Haarstickerei haben uns eine malerisch reiche und frühe Stik­kereiart aufbewahrt. Obwohl sich die Stickerei der sämtlichen Kultur der ungarischen Tiefebene anpasst, erweist sie sich doch infolge der individuellen Zeichnung und Färbung der Muster als eine besonders charakteristische Stickereigruppe. 157

Next

/
Oldalképek
Tartalom