A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1969. 2. (Szeged, 1969)

Garam, Éva: Die spätwarenzeitliche gelbe Keramik

bern häufiger vorkommen, wird aber die Häufigkeit der verschiedenen Type in den Männer- und Frauengräbern untersucht, bekommt man ein anderes Bild. Das Häufigkeitsverhältnis der Henkeltöpfe stimmt mit dem allgemeinen Ver­hältnis überein, und dasselbe ist auch bei den Flaschen zu erfahren. Die krug­artigen Gefässe, und Schüsseln sind aber in den Männergräbern viel häufiger als in den Frauengräbern. Für den Gebrauch der gelben Gefässe wurden bisher mehrere Theorien aufgestellt, die auch Bialekova ausführlich vorzählt, die vorherigen ablehnend stellt sie fest, dass die Gefässe zur Lebensmittellagerung in die Gräber kamen. 3 Der Hampelischen Konzeption, die immer und wieder auftaucht, widerspricht die Lage der Gefässe innerhalb der Gräber, von ihnen kamen nämlich mehr als 50% in der Gegend der Füsse, ungefähr 20% neben den Femurknochen und Schienbeinen, je 10% neben dem Schädel, bzw. vom Becken und 5% von der Gegend der Armbeine und vom Brustkorb hervor. Die Krüge, Schüsseln, Tül­lengefässe, die in den Männergräbern sehr häufig sind, wurden neben die Bei­ne, aber meistens neben die Füsse gestellt. Ebenfalls hier ist drei Viertel der in den Kindergräbern befindlichen gelben Gefässe auch zu finden. Die Gefässe kamen also gleich den in der Awarenzeit gebrauchten andersartigen Gefässen zur Lagerung des dem Toten mitgegebenen Proviants ins Grab, d. h. sie sind in je einem Fundkomplex nicht als Beigabe, sondern als materielles Kulturgut der religiösen Forstellungen, also in den Bestattungsitten offenbarende, greif­bare Belege der Glaubenswelt der Gemeinschaften zu behandeln. Ein auf identischem Bildungsniveau stehendes, auf grossem Gebiet lebendes Volk kann nicht nur sprachlich, dialektisch in kleinere Gruppen aufgeteilt werden, sondern auch die einzelnen geschlossenen, oft auch geographisch umgrenzbaren Volks­gruppen können in ihrer Tracht, ihren Sitten und ihrer Glaubenswelt selbstän­dige Charakterzüge haben. Das die charakteristische materielle Kultur der Spätawarenzeit ausbildende Volk wurde aus mehreren Volksgruppen zusam­mengestellt, und dies macht noch wahrscheinlicher, dass auf den verschiede­nen Gebieten lokale Sitten herrschten. Zu dieser Frage werde ich noch im die Verbreitung der Keramik untersuchenden Teil zurückkehren, im vorhinein halte ich für nötig zu erwähnen, weil mit Berücksichtigung dieser Tatsache auch die verschiedene Lage der Gefässe innerhalb des Grabes zu erklären ist. 65% der aus den Gräberfeldern in der Umgebung von Szeged hervorge­kommenen Gefässe lag um den Schädel her, denselben Brauch haben wir im Donau-Theiss-Zwischenstromland und im südlichen Transdanubien in geringer Zahl, in den nördlichen Gebieten nur in einem Fall gefunden. Daselbst lagen die Gefässe aber mit Ausnahme dreier Gräber vor den Fussknochen. 85% der auf das Becken gestellten Gefässe stammt aus dem Szebényer Gräberfeld, und 15% (2 Fälle) aus den Gräberfeldern in der Umgebung von Szentes. Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass je ein Gebrauch manchmal nicht immer für eine ge­schlossene, geographische Einheit, sondern nur für eine Gesellschaft charakte­ristisch ist. Im Szebényer Gräberfeld wurde das Gefäss nur bei den Frauen auf das Becken gestellt. 5 Bialekova, D.: Op. cit. 72. 155

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