A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1966-67. 1. (Szeged, 1968)

Szelesi Zoltán: Szegeder bildende Künstler in der Arbeiterbewegung

Während der Räteregierung hatten die Szegeder Maler und Bildhauer in der Fachgenossenschaft der Geistigen Arbeiter eine Zeitlang nur eine Gruppe. Ende April 1919 gründeten sie jedoch eine besondere künstlerische Fachgenossenschaft, zu deren Präsidenten Gábor Papp (1872—1931), Unterpräsidenten Ferenc Cs. Joachim (1881) — beide Szegeder Maler — gewählt wurden. In Geme­inschaft mit anderen fortschrittlichen Künstlern kämpften Papp und Cs. Joachim in der Zeit der Arbeitermacht für die Demokratisierung der Kunst in Szeged. Nach dem Sturz der Räterepublik emigrierte Cs. Joachim sofort nach Ausland. Der hier gebliebene Papp geriet in ein solches Elend, dass er an Nervenzusammenbruch starb. Die neu sich gebildete Fachgenossenschaft Szegeder Künstler hat sich als erste Aufgabe die Veranstaltung einer Ausstellung gesteckt, die auf Mitte Mai in das Museum geplant wurde. Die Ausstellung wurde auch eröffnet. In drei Sälen des Szegeder Museums haben 24 Künstler 211 Ge­mälde, Graphiken, Statuen und kunstgewerbliche Gegenstände ausgestellt. Diese Ausstellung war eine tapfere Geste der fortschrittlichen Künstler dieser von den Zentralorganen der Räterepublik getrennten Stadt, mit welcher sie im wesentlichen für die Erhaltung der ersten ungarischen Diktatur der Proletarier demonstrierten. Gyula Juhász, der angesehene Szegeder Dichter würdigte in einem langen Artikel die Aus­stellung und bezeichnete sie als „Fahne des flatternden Sieges", die. . . den Triumph der Schönheit über die leidvolle und armselige Wirklichkeit bedeutet". Zu dieser Zeit nahm nämlich die Entfal­tung der Gegenrevolution ihren Anfang. Das französische Divisionsgericht verurteilte in diesen Tagen in Einvernehmen mit den reaktionären Kräften von Szeged die Besten in der Szegeder Arbei­terbewegung und verschleppte sie zur Zwangsarbeit. Von der Ausstellung berichteten die hiesigen Zeitungen einstimmig mit Anerkennung. Der Massenerfolg der Ausstellung widerspiegelt sich auch darin, dass die Zahl der Besucher schon in der resten Woche auf 2000 stieg. An der vertieften Aner­kennung hatten auch die Veranstalter ausser den Kunstschöpfungen einen Anteil, weil sie in den Ausstellungsräumen Konzerte und literarische Vorträge arrangierten. Gyula Juhász hat hingegen in den Ausstellungsräumen öfter für Arbeiterbesucher Vorträge gehalten. Bei solchen Gelegenheiten hat die Leitung des Museums keine Eintrittsgelder verlangt. Nach dieser erfolgreichen Ausstellung, die im Frühjahr von 1919 ein würdiger Ausdruck des Lebenswillens der Szegeder Kunst war, folgte nichts gutes. Einige veranstalteteten in der Eile je eine Atelier-Ausstellung, um —wenn sie mit dieser etwa zu Geld gelangt hätten — ihren Weggang nach Ausland vor den immer gefährlicher werdenden Retorsionen beschleunigen zu können. Denn es war nach dem Sturz der Räterepublik für unsere sozialistisch gesinnten Maler und Bildhauer in Szeged, dessen Kultur in den bildenden Künsten sie heben wollten, kein Bleibens mehr. Die Horthy­sche Gegenrevolution zerstreute die Künstler. Unter denen, die zurückblieben, wurden die Szegeder Maler Nana Kukovetz (1885—1919) und Ödön Heller (1878—1922) zu örtlichen Märtyrern der Räterepublik, von deren Tätigkeit in der Arbeiterbewegung und von ihrem Tod wir sprechen müssen. Die in Paris studierte und von dort 1918 nach Szeged zurückgekehrte Nana Kukovetz half mit ihrer vorzüglichen französischen Sprach­kenntnis der in Gefahr befindlichen Räterepublik. Heimlich suchte sie in der Nacht mit Gefährdung ihres Lebens die unterhalb von Szeged lagernden französisch-malajischen Soldaten, der Besitzungs­truppe auf und versuchte sie teils mit klugen Worten der Aufklärung, teils mit geschmuggelten Flug­blättern für die Ideen des Sozialismus und des Friedens zu gewinnen. Alles das konnte die Oberhand gewonnene Gegenrevolution nicht ungestraft lassen. Die kommunistische Ansichten verbreitende Künstlerin wurde von den weissen Gardisten verschleppt und das unglückselige Mädchen wurde zu­erst grausam gemartert und dann auf bestiale Weise hingemordet. Ähnlich erging es auch Ödön Heller, der in der Zeit der Diktatur des Proletariats in der Reihe der für revolutionäre Neuerungen kämp­fenden Szegeder Künstler eine Rolle gespielt hatte. Auch er wurde von weissen Offizieren nieder­geknallt, als er auf seinem Rad auf dem Teissufer nach Hause eilte. Die meuchelnd angreifenden Attentäter warfen den Leichnam ihres Opfers in den Fluss. Die Umstände der Ermordung Hellers versuchte die Gerichtsbarkeit des vergangenen Regimes Jahrzehntelang künstlich zu verschleiern. Aus der Indolenz für kulturelle Angelegenheiten ergab es sich in der Periode zwischen den beiden Weltkriegen, dass Szeged, die damals zweitgrösste Stadt des Landes in malerischer Hinsicht auch von den benachbarten Alfölder Kleinstädten, Makó und Hódmezővásárhely, überholt wurde, da ja diese über Künstlerkolonien verfügten. Die 1926 gegründete Vereinigung für bildende Künste (Szegedi Képzőművészeti Társulat) taugte in organisatorischer Hinsicht nichts. Sie ist zu einer reak­tionären Einrichtung geworden, die zur Leitung des künstlerischen Lebens in unserer Stadt nicht fähig war. Für die auf eine Erneuerung wartende bildende Kunst der Stadt Szeged kämpften nur diejenigen Maler und Bildhauer, die mit der örtlichen Arbeiterbewegung in Verbindung standen. In dieser Hinsicht soll vor allem der Graphiker Ármin Tardas-Taussig (1874—1936) erwähnt werden, der Fahrlässigkeit des städtischen Rates der Kunst gegenüber in Artikeln mit enthüllender Schneide angriff. In seinen Bestrebungen stand er nicht allein. Seine Wohnung wurde zu einem vetrauten Ort für die Zusammenkünfte der Intellektuellen mit sozialistischer Denkweise. Auch die künstlerische 186

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