A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1964-65. 2. (Szeged, 1966)
Dienes, István: Über neuere Ergebnisse und Aufgaben unserer archäologischen Erforschung der Landnahmezeit
tern und Heeresanführern spricht, die dem in das Erbe Arpads eintretenden Fürsten Zolta zugeordnet wurden (cap. 53). Mit dem aus dem bisher Vorgebrachten darstellbaren klaren und eindeutigen Gesellschaftsbild scheint die Aussage des byzantinischen Kaisers Konstantinos Porphyrogennetos im Widerspruch zu stehen, nach welcher die Ungarn „vor Arpad... nie einen anderen Fürsten besessen haben" und den Stämmen „irgendwelche Wojewodas" vor gestanden hätten. Aus seiner Beschreibung erscheint vor uns das Bild Eines Stammesverbandes, der sich nur bei kriegerischen Gelegenheiten zu vereinigen pflegt. Wir wissen jedoch, dass Konstantin diese Informationen von Tormás, dem Urenkel Arpads erhalten hat, der den dynastischen Interessen entsprechend erzählt haben wird, wie das Haus der Arpaden zur Herrschaft gelangt sei, so dass er die Organisierung des Ungartums als ein persönliches Verdienst Arpads hinstellte. Das Tendenziöse in der Darstellung ist ganz offenbar, und das lässt ihre Glaubwürdigkeit schon im voraus als problematisch erscheinen (Györffy). Sogar die eigenen Daten widersprechen der Einstellung, dass die Zentralmacht so spät entstanden sei: die Vereinigung der drei kawarischen Stämme in eine Einheit, die Einteilung des Ungartums nach dem chasarischen Ordnungsprinzip in 7 Stämme, der eben von ihm erwähnte, von der Vereinigung zweier Stämme zeugende Stammesname Kovciovjeg^iárov setzt die bewusste Lenkung des ganzen Volkes voraus. Die längere Periode des Ausbaues der zentralisierten Organisation war mit der Vermischung der Volks-, Stammes- und Sippenteile von ursprünglich verschiedenartiger Art und Sprache Verbunden. Dieser Vorgang wurde auch von dem der Landnahme vorangehenden Angriff der Petschenegen gefördert, der die damalige Organisation des Ungartums — den festen Rahmen der sieben Stämme — zerzaust, auf Sippen aufgelöst, dann deren Neugruppierung ergeben hat; alles das ermöglichte das Erscheinen des Ungartums als einheitliches Volk in der neuen Heimat. Die Vereinheitlichung der ungarischen Kultur in der Zeit der Landnahme ist auch in dem archäologischen Material zu erkennen; wir können nämlich nicht nur an die einzelnen Sippen keinen eigenartigen Nachlass knüpfen, aber sogar das Denkmälermaterial der Stämme sondert sich nicht voneinander ab. (Höchstens die Identität des Formen- und Musterschatzes sticht uns in je einem Umkreis in die Augen, was uns das Vorhandensein von Goldschmiedewerkstätten ahnen lässt, von denen ein Gebiet versorgt wurde). Die archäologischen Denkmäler der Landnahmezeit gelang es nur in zwei solche Gruppen einzuteilen, die die Spuren von Kulturen mit voneinander abweichenden Grund schichten bewahrt haben (Szőke). Vielleicht können wir in diesen das Denkmälermaterial einerseits der schon seit lange miteinander lebenden und sich vermischenden sieben Stämme, anderseits das der sich an ihnen erst später angeschlossenen Kawaren vermuten, da ja die hervorragendsten und charakteristischesten Fundekollektive dieser Denkmälergruppen von den ansetzbaren Wohngebieten der Ungarn bzw. der Kawaren bekannt sind. Die eine Denkmälergruppe, die wir an die ungarischen Stämme knüpfen können, ist dem Zahlenverhältnis der Bevölkerung entsprechend (ihrem mehr als Zweidrittel) von weiterer Ausdehnung, und naturgemäss ist das sachliche Material in der Mehrzahl der Friedhöfe des Gemeinvolkes mit diesem verwandt. \n der anderen Gruppe hingegen machen sich mit grösserer Entschiedenheit die Anzeichen der Kultur eines kriegerischen Steppevolkes bemerkbar. Bei der Analyse der archäologischen Quellen sind jene Abweichungen noch mehr in die Augen stechend als die vorher Erwähnten, die uns soziale Unterschiede anzeigen. Auch unter den einen vornehmeren Nachlass bietenden Friedhöfen zeigt sich eine grosse Mannigfaltigkeit in bezug auf den Reichtum, auf die Quantität und Qualität der Ausrüstungen bezug auf den Grad der Strenge der Bestattungsbräuche, 92