A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1964-65. 2. (Szeged, 1966)

Szabó, János Győző: Das Weiterleben des Spätavarentums auf dem Alföld im X. Jahrhundert

rial des Gräberfeldes von Kettőshalom entspricht unserer Erwartung. Wie bereits erwähnt, kommt hier eine traditionelle Form nur in einem Falle vor, die Typen der „frem­den" Kulturen fehlen hingegen vollständig; als Gebiet kann ja die Umgebung von Szarvas keineswegs in den wirtschaftlich-kulturellen Umkreis des fränkischen oder des grossmährischen gehört haben. Die Parallelen in bezug auf das Waffenmaterial bieten ein ähnliches Bild. Waffen von spät-awarischem Typ (Bogen, Pfeil, Säbel, Lanze) kamen weder in Keszthely— Fenékpuszta noch in Sopronkőhida zum Vorschein. Aber in beiden Friedhöfen sind die mit Schaftloch versehenen Pfeilspitzen, Lanzen vom Karolinger Typ anzu­treffen. Entsprechend der Erwartung gibt es auch in dem Gräberfeld von Kettős­halom kein traditionelles awarisches Waffen material, hingegen fehlen auch die Waffen vom fränkischem Typ. Mit dem Vorgebrachten stimmt auch der Umstand vollkommen überein, dass Keramik in keinem einzigen von den 49 Gräbern vorgekommen ist. Sogar die mit eingekämmten Wellen geschmückten grauen Töpfchen kommen in dem Material von Kettőshalom nicht vor 32 , obgleich diese in dem awarischen Material des VIII. Jahr­hunderts schon auftauchen und in den frühen Gräberfeldern der Köttlacher, mäh­risch-slawischer und Bjelobrdoer Kulturen zu den häufigsten Beigaben gehören. In den Gräberfeldern von Keszthely—Fenékpuszta und Sopronkőhida sind solche in grosser Zahl zum Vorschein gekommen. Bei diesem kulturellem Niveau kann das Fehlen der Keramik in einem vollständig aufgedeckten Gräberfeld nur daruaf zurück­geführt werden, dass tönerne Gefässe auch in täglichem Leben der Bevölkerung nicht in der erforderlichen Menge zur Verfügung standen. Die auf der mächtigen Urweide zwischen Szentes und Szarvas Viehzucht treibende Bevölkerung mag hierauf offenbar gar nicht einen Anspruch besessen haben. Durch die oben besprochenen Umstände werden wir jedenfalls daran gemahnt, dass wir die Lebensform, die Eigenart des Slawisiertseins bei der in der spät-awarischen Kultur lebenden Bevölkerung unseres Vaterlandes im IX — X. Jahrhundert nicht als gleichförmig vorstellen dürfen. Die geographische Gliederung des Karpatenbeckens, das ehemalige politische Geteilt­sein dieses Gebietes erlaubt schon von vornherein keine solche Gleichförmigkeit, wie sie von einem Teil unserer Archäologen vorausgesetzt wird. In den Gräberfeldern von Keszthely—Fenékpuszta und von Sopronkőhida kommt klassisch ungarisches Denkmälermaterial bzw. Begräbnis aus der Landnahmezeit nicht vor, obzwar der Gebrauch beider Gräberfelder von den Mitteilenden nicht nur für das IX., sondern auch für das X. Jahrhundert angesetzt wurde. Auf Grund der uns zur Verfü­gung stehenden Daten können wir es noch nicht deutlich erkennen, infolge welcher Umstände ein ungarischer Fund bzw. Begräbnis aus der Landnahmezeit in je einem spät-awarischen Gräberfeld erscheint. Es wäre allzu kühn zu verallgemeinern und in Kenntnis des Gräberfeldes von Kettőshalom zu behaupten, dass die Macht der neuen Herren des Landes durch je einen lokalen Führer in symbolischer Form überall zum Ausdruck gekommen sei, dass wir mit anderen Worten den Ausbau eines eigen­artigen Vasallensystems in ganzen Land voraussetzen. Die Ausbildung von eheli­chen Verbindungen mag gleichfalls ein Grund gewesen sein, dass Funde bzw. Brauch­tumsmaterial vom Typ der landnehmenden Ungarn in den Gräberfeldern der lokalen Bevölkerung vorkommen. Von Dezső Csallány wird das Vorkommen von Steigbü­gelformen mit schlingenförmigen Henkeln, die für awarische Typen gelten können, in den Gräberfeldern der landnahmenden Ungarn für den charakteristischsten Aus­druck der familiären Verbindungen angesehen. Nach der Auffassung Csallánys war 32 Jan Eisner elnevezése szerint dunai kerámia. (Devinská Nova Ves. Bratislava, 1952. 70

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