A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1964-65. 2. (Szeged, 1966)

Dienes, István: Über neuere Ergebnisse und Aufgaben unserer archäologischen Erforschung der Landnahmezeit

Landnahme schon durch ein stärkeres Band, durch die frühfeudale Staatsorgani­sation in eine Einheit gefasst wurde. Zum Ausbau einer solchen höheren Form des politischen Gebildes ist das Vorhandensein eines ständigen Wohngebietes nicht un­bedingt notwendig, auch die Existenz einer solchen nomadischen Staatsverfassung wird ja bei den Mongolon auf dieser Grundlage nicht in Frage gestellt. Es ist nicht Zufall, dass dieses Kennzeichen des Zustandekommens eines Staatswesens bei den Klassikern des Marxismus weggeblieben ist. Es ist nicht zu bestreiten, dass die Organisation des landnehmenden Ungartums schon mehrere solche Züge aufweist, die auf die frühfeudale Staatsorganisation kenn­zeichnend sind: eine in gebietlichen Einheiten lebende Gesellschaft von Klassen­charakter, mit abgesonderter Machtorganisation, an Stelle von gewählten Anfüh­rern immer mehr mit Würdenträgern, die ihren Rang geerbt hatten (der Fürst; nach Konstantinos Porphyrogennetos hat schon der Vater des karchas Bulcsú: Kál diese Würde bekleidet; die gyula's der Chroniken), mit Bewaffneten zur Sicherung der inneren Ordnung der Gesellschaft, mit ausgeworfenen Lasten im Interesse der Wür­denträger, mit stabilisierten Rechtsbräuchen von verpflichtender Geltung usw. Aus der Sage vom weissen Pferd kann vielleicht sogar auf die Praxis der feudalen Ein­setzung in den Besitz geschlossen werden. — Das Ungartum hat übrigens auch vor der Landnahme seinen Wohnort nicht ständig gewechselt; auch die von seinen lan­gen Wanderzügen früher allgemein verbreiteten Ansichten werden immer unsicherer. Die sesshafte Lebensweise hat in seiner Wirtschaft einen immer grösseren Raum ge­wonnen; das Aufgeben des Siedlungsgebietes von Lewedien-Etelköz war ein not­gedrungener Schritt und nicht das natürliche Weiterziehen eines Nomadenvolkes Als Gegenargument gegen den frühen Ausbau der Staatsorganisation pflegt man sich auch noch auf die Seelenzahl des Ungartums zu berufen, die hierzu nicht genügend geweisen sei. Es gibt ja Forscher, die sogar eine Seelenzahl von 150—200,000 Köpfen als zu hoch ansehen. Auf Grund archäologischer Überlegungen halten wir jene Berechnungen überzeugend, nach welchen die Gesamtzahl des Ungartums mindestens eine halbe Million gewesen sei (z. B. Pauler, Hóman, István Szabó usw.). Dieses Ergebnis rechnet nämlich mit solchen Proportionen in der Relation der Ele­mente des Kriegsvolkes und der Gemeinen, die auch aus dem archäologischen Ma­terial folgen; ausserdem ist es mit der Ausdehnung des früher besetzten Siedlungs­gebietes und mit den auf die Population und die Volksdichte bezüglichen Daten der Arpadenzeit viel eher zu vereinbaren (vgl. Györffi, Gy., Magyarország népessége a hon­foglalástól a XIV. század közepéig. Magyarország történeti demográfiája. ['Ungarns Bevölkerung von der Landnahme bis zur Mitte des XIV. Jahrhunderts. Die historische Demographie Ungarns'] Red. von József Kovacsics. Bp. 1963, 45—62), die nicht ausser acht gelassen werden können. Die Volksdichte der Arpadenzeit wird nebst dem urkundlichen Material auch durch unsere Beobachtungen bei der Begehung des Terrains gerechtfertigt. Unsere frühen Ansiedlungen — wenigstens in transdanubischer und südalfölder Relation — liegen dicht nebeneinander, ungefähr 1. 5—3 Km vonei­ander entfernt. Als Julia Kovalovszki vor kurzem — als Vorarbeit zu der Monographie von Orosháza — die Umgebung von Orosháza durchwanderte, und auch ich sie öfter auf ihrem Weg begleitet habe: haben wir in einem Bereich von 20x30 Km, also auf einem Gebiet von 600 Km 2 43 Siedlungsstätten gefunden. Und das sind noch gar nicht alle, die Stelle von vielen konnte eben auf Grund der von uns verfertigten Kartenskizze nachträglich bestimmt werden, es gab für uns jedoch zu ihrer Begehung damals noch keine Möglichkeit 13 . 13 Natürlich können diese Dörfer aus der frühen Arpadenzeit nicht volkreich gewesen sein. Das bezeugt uns auch das bescheidene Ausmass der für mehrere Dörfer erbauten frühesten Kir­109

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