A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1963 (Szeged, 1963)
Fettich, Nándor: Symbolischer Gürtel aus der Awarenzeit (Fund von Bilisics)
Gürtelgarnitur-Stücke, gegossen aus Blei, wurden auch auf anderen Gräberfeldern gefunden. Eine so vollständige und gut erhaltene Garnitur, verfertigt aus diesem weichen Rohstoff, versehen mit der Schlaufe, Schnalle und mit dem Drehbeschlag, ist aber gänzlich neu und überraschend. Das Blei ist nämlich so weich, dass von einem praktischen Gebrauch der Schnalle hier keine Rede sein kann. Einen solchen Gürtel mehrmals nacheinander anzuschnallen ist vollkommen unmöglich. Beim geringsten Ziehen Hess sich nämlich der Schnallenring und der Schnallendorn deformieren. Dieser Schnallendorn befindet sich aber, wie es die Zeichnung zeigt (a, c—d), in bestem Zustand: ein Beweis dafür, dass der Gürtel niemals im Gebrauch war. Er wurde nur einmal angeschnallt, undzwar vor der Beerdigung. Dieser Umstand wird auch durch das Vorhandensein des Hängegliedes an allen sieben Gürtelbeschlägen (3—3a) bestätigt. Das Hängeglied wurde durch einen dünnen Draht der Scharnierkonstruktion gehalten. Bei einigen Exemplaren bewegt sich das Hängeglied so tadellos, als würde es heute verfertigt sein. Beim längeren Gebrauch hätte man erwarten können, dass bei einigen Beschlägen das Hängeglied verloren geht, wie es bei Bronzegarnituren nach längerem Gebrauch oft der Fall ist. In bestem Zustand wurde die bleierne Schlaufe der grossen Riemenzunge aus dem Grab geborgen. Im Fall eines längeren Gebrauches wäre sie aber einer starken Deformation ganz besonders ausgesetzt gewesen. Unsere Konklusion ist daher, dass der Besitzer dieses Gürtels erst bei der Aufbahrung umgegürtelt wurde. Aus der technologischen Untersuchung der verdorbenen bleiernen Schnalle lassen sich mehrere interessante Schlüsse ziehen. Vor allem, dass die bleierne Schnalle eine genaue Kopie einer originalawarischen Bronzeschnalle war. An ihrem Beschlagteil, unten, ist die Stelle des originalen Bronzenagels in Form einer kreisrunden Eintiefung erhalten geblieben. Auf der originalen Bronze war hier natürlich ein rundes Loch für den Nagel angebracht. Auch die Mitte des unteren kreisförmigen Blattes war ursprünglich durchlöchert. Diese beiden Löcher sind an der bleiernen Kopie nicht gelungen, weil der Guss hier stärker geworden ist. Diese Verdickung ist an der Zeichnung (2a) recht gut sichtbar. In der Mitte des oberen Blattes ist dieser Durchbruch auch bei der bleiernen Kopie gelungen. Der Guss ist nämlich dort dünner. Dadurch wurde die Tragfähigkeit der Schnalle stark vermindert. Die Beschädigung des Beschlagstückes stammt teilweise daher. Die Montierung dieser Schnalle ist mit einer vielsagenden Technik gelöst, die an dem originalen bronzenen Vorbild nicht vorhanden war. Die Befestigung des Beschlagteiles wurde nicht mit Nagelung, sondern mit Hilfe von an die Hinterseite aufgelöteten Nieten bewerkstelligt. Diese Technik ist bei den Gürtelbeschlägen der Greifen- und Ranken gruppé durchaus fremd und als ein Überbleibsel aus der Praxis der vergangenen Epoche zu betrachten. Das Löten des Bleies gründet sich auf demselben Prinzip, wie dasjenige des Kupfers, Silbers oder Goldes. Es wird nämlich Lötmetall mit Verderbung des eigenen Materials durch ein schlechteres Metall (z. B. Zinn) gebraucht. Die zu verlötenden Stellen werden mit einem die Oxydierung verhindernden Material (z. B. Borax) angestrichen. Das Lötmetall (Lot) wird dann mit Heizung fliessend gemacht und zwischen die Lötflächen geführt. Das Löten ist bei diesen Beschlägen vorzüglich gelungen. Das weist auf eine grosse Praxis hin. Auffallend genug ist es allerdings, warum die originale Technik der Montierung nicht beibehalten wurde, obwohl die Stellen der Nägel am bleiernen Guss vorhanden waren: oben in der Mitte des kreisrunden Blattes, unten innerhalb das Rahmens, am Stiel des Blattes. Es wäre leicht gewesen, das eingestopfte Loch am weichen Metall mit Bohrer zu eröffnen. Statt dessen wollte man bei den anzulötenden Nieten bleiben. ••64