A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1958-1959 (Szeged, 1960)

Szelesi Zoltán: Lajos Károlyi

Im Herbst des Jahres 1896 reiste er nach Rom, um dort die italienischen Grossmeister zu -studieren. In der „ewigen Stadt", wo er für den Bischof Fraknói Kopien verfertigte, verbrachte er mehr als ein Jahr, obgleich er sich von seinem Arbeitskreis nicht befriedigt fühlte. Am Ende des Jahres 1897 reiste er wiederum nach München, um sich in der dortigen, später Nagybányaer Freischule Simon Hollósys weiterzubilden. Hier machte sich Károlyi nicht nur das von Réti in Worte gefasste Programm dieser Bewegung („Die einfachste Quelle jedes Schön und Wahren ist die Natur") zu eigen, sondern befasste sich eingehend auch mit sozialen und religionsethischen Fragen. Mit Leidenschaft vertiefte er sich in das Studium der Lebensphilosophie Tolstojs, was m zuletzt aneiferte, dass er im Herbst 1899 zu ihm pilgerte. Sein mühevoller Weg bedeutete aber für ihn jedoch weniger als er es erwartetet hatte, und so kehrte er aus Jasnaja-Poljana, dem Heim des grossen russischen Schriftstellers, enttäuscht nach Hause zurück, Eine gute Zeit lang nahm er keinen Pinsel in die Hand, er dachte nämlich, dass er seine Seelenruhe nur durch schwere körperliche Arbeit zurückerlangen könnte. Deswegen verdingte er sich als Tischler zu einem Vetter nach Makó. Nahezu ein Jahr verbracht er in diesem Gewerbe, während dessen er das seelische Gleichgewicht tatsächlich zurückgewann. In der ruhigen Athmosphäre einer Kleinstadt, an der Hobelbank überkam ihn allmählich wiederum die Lust zur Kunst. Damit begann die Entwicklung seiner eigenartigen Malerei. Abgesehen von kurzen ausländischen und Budapestrer Aufenthaien blieb Károlyi bis zum Ende seines Lebens treu zu jener Umgebung zu deren gefühlvollem Maler-Lyriker er während eines Vierteljahrhunderts wurde und als solcher mit dem Szegeder Dichter Juhász Gyula verglichen werden kann. Die Bilder dieses ausserordentlich gebildeten Malers, dessen Inneres uns auch der sanft­mütige Blick verrät, sind voll von Stimmungen, den Widerspiegelungen einer empfindsamen Seele. Das zeigen uns seine Schöpfungen: die „Ujszegeder Teilansicht", die uns eine hinreissende Gruppe bildet von mit Vögeln bevölkerten alten Platanen und blühenden Rosenhainen, das von reichem Laub beschattete „Gartenhaus" mit seinem Plankenzaun, die „Winterstimmung": kotige Strasse von laublosen Baumreihen eingefasst, dann der schon tausendmal gemalte, mit edlem Geschmack zusammengelegte Tischschmuck der „Rosen" oder der in der Abendstille entstandene „Sonnenuntergang auf der Theiss". Mit ähnlichen Titeln hat er diese Themen öfter bearbeitet. Ausser seinen in die hunderte gehenden Selbstbildnissen können uns auch seine Portäts, seine Studienköpfe bezeugen, dass die realistische Menschendarstellung zu den eigen­artigsten Werten der Malerei Károlyis gehört. Die manchmal etwas trübsinnige Stimmung seiner Bilder stammt aus der drückenden Einsamkeit und aus der öden Vergangenheit, in seiner Malerei ertönen doch die reinsten menschlichen Gefühle: die Liebe zur sich entfaltenden Natur, zu der uns umgebenden Landschaft, zur Vaterstadt und zu dem arbeitenden Volk. Der in mönchischer Einsamkeit lebende Vegetarianer, Lajos Károlyi, nahm an den Aus­stellungen des hiesigen „Vereins der bildenden Künste", nachdem er sich in Szeged niedergelassen: hatte, Jahre hindurch regelmässig teil. Am Anfang des Jahrhunderts eröffnete er eine Malerschule und lange Jahre hindurch beschäftigte er sich mit guten Ergebnissen auch mit der Bildung der Szegeder Künstlerjugend. Seine erste grossangelgte Ausstellung veranstaltete er 1910 in dem hiesigen Museum, im Herbst 1918 stellte er sich in dem Budapester Nemzeti Szalon vor, mit schönem Erfolg. Der aufgetauchte talentvolle Maler aus der Provinz wurde hiernach gerne als Mitglied in den Verein für bildende Kunst und Kunstgewerbe (KÉVE) aufgenommen. Das Museum für schöne Künste (Szépművészeti Múzeum) hat sogar mehrere von seinen Schöpfungen käuflich erworben. Die ausserordentlich schweren Lebensverhältnisse nach dem ersten Weltkrieg und die •drückenden sozialen Verhältnisse haben auch Károlyi dazu angetrieben, sein Heil im Auslande zu suchen. Vor seiner Abreise veranstaltete er eine selbständige Ausstellung in Szeged, um aus <lem Erlös seiner verwauften Bilder die Spesen seiner geplanten Reise zu bestreiten. Zuerst ver­brachte er in Wien eine kürzere Zeit, von wo er nach Holland Weiterreisen wollte; er musste 171

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