A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1957 (Szeged, 1957)

Csallány Dezső: Grabfunde aus der Awarenzeit von Átokháza-Bilisics

dass man auf der Westseite des Hügels nur Männergräber, auf der Ostseite aber Frauen- und Kindergräber antreffen kann. Die zum Vorschein gekommenen Fundstücke schliessen sich an das spätawari­sche Material, an die sog. II. Hampeische Denkmälergruppe an, für die die Gireifen-Ranken-Ornaimenite besonders charakteristisch sind. In dem Gräberfeld von Bilisics fehlen die Greifen-Darstellungen vollständig, aber die Häufigkeit der Pflanzen-Ornamente bekommt einen besonderen Nachdruck. Das Gefässmaterial ist in Bezug auf Form und Bauchung spätawarisch. Die Nadelbehälter verschmälern sich inwendig vollständig, so dass ein Lederriemen zum Aufbewahren der Nadeln durch sie nicht gezogen werden kann. Unter den Perlen dominieren die melonenkernförmigen und die glänzend schwarzen zylinderförmigen Perlen mit gelben Enden und mit Schlingenstreifen. Letzterer Typ scheint der Beglei­ter der jüngeren Schicht in der Gruppe mit Greifen-Ranken-Ornamenten zu sein. Den früheren Ohrringen gegenüber bedeutet bei unseren Ohrgehängen einen Fort­schritt der Gebrauch von in den Ring hineinreichenden Stäbchen, kügelchenreihigen Muffen und der aus zwei Teilen bestehende eigentliche Ring. Von der Giessform-Tafel wurde nur die eine und zwar die negative Platte in das Grab gelegt. Sie diente für den Guss von zwei fertiggestellten und einem un­vollendeten Ohrring, desgleichen für den Guss von Kügelchen-Reihen. Es lässt sich an ihnen erkennen, dass sie aus einzelnen Stücken fertiggestellt wurden. Bei den Riemenschmuck-Garnituren finden wir drei Reihen von Beschlägen. Die älteste un­ter ihnen hat flachblättrige Rankenornamente; die Gürtelbeschläge dienten vermit­tels von ledernen Schlingen, die in die Anhängsel der Beschläge geschnürt waren, zum Anhängen von Gegenständen. Es erscheinen auf diesen schon die Lochschüt­zer der Schnürriemen. Das Kleinriemenendstück auf. Taf. XXIX, 18 ist "mit seinem Lebensbaummotiv ein Ersatzstück jüngeren Erzeugnisses. Auf den Gürtelbeschlägen der aus Blei gegossenen Gürtelschmuck : Garnitur des ersten Grabes (1926) erscheint eine ausschreitende, vierfüssige geflügelte Drachenschlange mit rückwärtsgedrehtem Kopf und hält in dem Schnabel seinen langen, schlingenförmig eingebogenen Schwanz. Die Form und das Ornament der Schnalle repräsentiert die ältere Periode, Aber der Perlenschnurrahmen auf dem Endstück des Grossriemens mit dem in zwei Flächen geteilten Feld und dem durchbrochenen Muster weist schon auf jüngere Zeiten hin. Dieses Riemenendstückmuster ist unter den Funden der Awarenzeit aus dem ausgehenden IX. Jahrhundert sehr verbreitet, und zwar unbeachtet der Stam­mesgrenzen. Der dritte Garnitur-Typ (Taf. XXVII, 2—10.; XXXI, 1—6.) weist eine Entwick­lung von einer eigenartigen und unerwarteten Mode auf. Es erscheinen auf den Rie­menendstücken und manchmal auch auf den Gürtelbeschlägen halbbogenförmige Blätterpaare mit fein gravierten Blumenblattornamenten vor einem punktierten Hin­tergrund. Die halbbogenförmige Blättermuster werden voneinander durch raumfül­lende Keile getrennt. Die Seitenränder der Beschläge sind meistens bauchig. Cha­rakteristisch ist noch der beinahe runde Ring der Gürtelschnallen und der mit drei Nietnägeln befestigte schildförmige gelenkige Schnallenbeschlag. Die mit halbbogen­förmigen Blättern geschmückten Gürtelschmuck-Garnituren sind schon seltener und gehören zu den jüngsten Fundstücken aus der Awarenzeit. Auf ihre archäologischen Beziehungen habe ich unlängst in einer Arbeit schon hingewiesen. Es ist überraschend und in archäologischer Hinsicht von entscheidender Bedeutung, dass das halbbogen­förmige Blätterpaar-Muster auf Riemenendstücken auch in dem ungarischen Gräber­feld aus der Landnahmezeit von Karos erscheint. Dieser Friedhof lässt sich durch zwei arabische Silberdirhems aus den Jahren 892—907 und 862—866 datieren. Auf diese Weise wird durch diese Münzen nicht nur die Zeit der karoser ungarischen Funde aus der Landnahmezeit und die des mit halbbogenformigen Muster geschmück­ten Riemenendstückes bestimmt, sondern auch das Alter der Altertümer auf den Tafeln XXVII, 2—10 und XXXI, 1—6, und zwar können diese auf das Ende des IX. Jahrhunderts und auf die ersten Jahrzehnte des X. Jahrhunderts verlegt werden. Die Gürtelbeschlag-Garnituren mit den halbmondförmigen Blattmustern gehören also nicht nur zu der aller jüngsten Denkmälerschicht des awarischen Denkmäler­materials, sondern sie reichen auch in die Zeiten nach der ungarischen Landnahme, in die erste Hälfte des X. Jahrhunderts hinein. In Ermangelung von chronologischen Anhaltspunkten wurde früher der Zeit­nahmen des awarischen Denkimälermaterials irrtümlich beurteilt jetzt hat sich 131

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