Napfényben gyantacsöpp. Szűcs Árpád festészete (Gyulai katalógusok 9. Gyula, 2000)

R ::$йт- г г D ie Kunst von Árpád Szűcs ist eine eigenartige Insel auf der Landkarte der ungarischen bildenden Kunst. Sie ist einzigartig weil der Künstler sich an keines der modischen Trends bindet. Sie ist eigenartig, weil er die Werte vieler Quellen der Kunsthistorie mit seiner seltsamen Weltauffassung und emotionalen Ladung vermischt. Sie ist außergewöhnlich, weil er sich - abgesehen von einem mißglückten Versuch - keiner einzigen Gruppe oder Schutz - und Trotzgemeinschaft anschloß. Sie ist unverwechselbar, weil er sich eine Gedanken - und Ausdruckswelt schuf, die sich auf den ersten Blick erkennen und identifizieren läßt. Sein Leben ist das typische Schicksal eines Intellektuellen im zwanzigsten Jahrhundert, mit seinem Segen und Fluch. Er wurde 1933 in Ipolypásztó, auf dem ehemaligen ungarischen Gebiet der Tschechoslowakei, als Sohn eines kalvinistischen Priesters geboren. Diese zwei Stigmata: Der kalvinistische Glauben und das Getrenntsein verfolgten ihn durch seine Jugendjahre. Nach enormen Odyssen machte er sein Abitur im kalvinistischen Gymnasium in Pápa, dann - da er an den Universitäten und Hochschulen des damaligen Ungarns nicht gerngesehen war - arbeitete er als technischer Zeichner, später am Bau von Sztálinváros und fand seinen Platz in Szeged an der Hochschule für Lehrerbildung. Diese war eine richtige Insel in der Welt des "Sozreal" (kurz für den sozialistischen Realismus) und der eiskalten fünfziger Jahre. Hier traf er zwei personen, die sein Leben später stark beeinflußten. Der eine, László Vinkler, Kunstlehrer europäischer Bildung und Begabung, lag den Grund zu Szűcs' geistlicher Orientierung und künstlerischer Haltung. Die andere war seine spätere Ehefrau, Margit Kováts, damals Assistentin an der Hochschule. Vinkler setzte ihn auf seine Lebensbahn als Künstler und öffnete auch seine erste Ausstellung. Margit Kováts, Frau, Mutter der zwei Kinder, Freund, Mitkünstler und Mitkämpfer durch vier Jahrzehnten. Szeged war in den 50er und 60er Jahren gar nicht das warme Heim der bildenden Kunst. Zum Teil laugte der sozialistische Realismus die Menschenseele und - geist aus, zum Teil fesselte die stark unterstützte Schule von Hódmezővásárhely die Jugendlichen, die in der Kunsthistorie ihre Orientierung schon gefunden hatten und nach dieser in der zeitgenössischen Kunst suchten. Kein Wunder, daß die 1971 Ausstellung der sogennanten Spirál Gruppe von László Vinkler, István Lehel, Margit Kováts, Árpád Szűcs und Mihály Veres gleich nach dem Entwurf des Plakates abgebrochen wurde. Aus dem Prokrusthesbett der Macht konnte keiner hinausdrängen. Árpád Szűcs hatte in den sechziger Jahren die Zeit der Suche nach seinem Weg. Zuerst rieß ihn der Surrealismus des Jahrhundertsanfangs hin, hatte die Welt von Klee, Miro und Dali nahe zu seinem Herz und seltsamerweise empfand er seine Zuneigung für die Kunst der Meister der frühen Renaissance - Botticelli, Giotto und Piero del a Francesca. Er verschwieg nie, daß ihn von den Avantgarden die Pointillisten verlockten: die zitternden Lichter, die aus den Punkten entstehenden Formen, die auflösenden Konturen und die klare Struktur, die sich hinter der Mystik spannt. Die universalen menschlichen Probleme - wie Liebe, Freundschaft, Kampf, Ausgeliefertsein, Reinheit, die ontologische Kontinuität des Menschengeschlechts usw. - organisierte er mit Hilfe der Architekturen von Szeged ­der Dom, die Treppen, das Museum, der Kai, das Stadthaus, die Theiß - um die umgebenden Motiven. Auf diese Weise hob er die lokalen Elemente ins Universale. Seit dem Anfang seiner Karriere dominierten zwei Farben auf seinen Gemälden: blau und braun. Das Blau der strahlenden Himmel und das Braun des fruchtbaren Bodens. Die apollonische Reinheit der Welt und die dionysische Versuchung. Diese Farben spannen gegeneinander in einem Blick, strahlen Harmonie in dem anderen. Seine künstlerische Synthese vereinigt die kristallklare, logische Struktur, die durch die selbstgestaltete Malermesser-Technik aufgetragene aufregend vibrierende Fläche, die offene männliche Lyra, die Räumlichkeit der Farben und die Ewigkeit des Moments des Kubismus. Er konnte in einem seiner Kataloge glaubwürdig schreiben: "Der Ausdruck der komplexen Probleme unserer tausendfädigen Existenz setzt die Anwendbarkeit aller Mittel voraus, die der Mensch bisher in Besitz genommen hat. So nehme ich aus diesen jenes, welches meiner Individualität am besten angemessen ist und versuche diese so zu vermischen, um den neuen Inhalten die würdige Form zu geben." 79

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