Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)
I. RÉSZTANULMÁNYOK - K. Csilléry Klára: Adalékok a paraszti képhasználathoz és képértelmezéshez Magyarországon
angehenden 20. Jahrhundert als Brauttruhe gekauft wurde, die Frage wieder stellen. Die Bauernfamilie, die eine solche Truhe besass (Abb. 1), meinte von einer einsamen, zwischen zwei Ornamenten erscheinenden kleinen Figur, dass diese das Jesuskind darstelle, während sie in den weiter unten paarweise vorkommenden Oranten die Heilige Jungfrau und den Heiligen Josef zu entdecken glaubten. Andere Mitteiler waren der Meinung, dass das Paar Adam und Eva darstelle. 1 Die alte Besitzerin einer weiteren Truhe hat in die Figurenkompositionen allegorische Darstellungen - Glaube, Liebe, Hoffnung - hineininterpretiert, eine andere figurale Darstellung hat sie für Mahnbild gehalten. 2 Da sie alle Katholiken waren, musste es ihnen selbstverständlich sein, zur Deutung der Figuren die Heiligenbilder der Stube zum Anhaltspunkt zu nehmen. Zahlreiche andere Beispiele beweisen, dass die Übergabe von Motiven früher nicht unbedingt mit dem Weitergeben der Bedeutung zusammenging. Dies erklärt die verblüffenden Missdeutungen, wie z. B. die Bezeichnung der mit agnus-dei-Motiven bestickten Arbeiten der Ungarn in der Bukowina als „Fohlen"- und „Elephanten"-Stickereien (Abb. 2). Ein solches Bild ist auch das „Hündchen"-, in Wirklichkeit Vogelmotiv der Stickereien der Sárköz-Gegend. 3 Es macht deutlich, dass die Leute, die das Motiv seinerzeit eingeführt haben, nicht die Fähigkeit hatten, das Bild richtig zu interpretieren. Ein weiteres Beispiel für die Bildinterpretation ist das Material, das 1960 im südlichen Teil der Tiefebene , im Dorf Szeremle über das Lebensbaum-Motiv von mir gesammelt wurde. 4 Hier wurde die häufigste Verzierung, der meist einem Herzen erwachsende Blumenspross als obligatorischer Schmuck der Liebesgeschenke geschnitzt: für das bis zum Ende des 19. Jahrhunderts übliche Mädchenruder (Abb. 3), das Requisit der Kahnfahrt der jungen Leute zu Pfingsten und für den Wäscheklopfer (Abb. 4). Diese erhielten 12jährige konfirmierte Mädchen von Eltern, die sie als Frau für ihre um ein paar Jahre älteren Söhne wünschten. Liebe kam gar nicht in Frage; vom „blühenden Herzen" erwartete man eher für die Zukunft eine magische Wirkung: „Das Herz ist da, weil man will, dass sie ihn liebt" - sagten sie. Die Blumen wurden, obwohl sie der Form nach identisch waren - wie auch auf die 1873 von der gleichen Hand und für das gleiche Mädchen verfertigten zwei Exemplaren (Abb. 3-4) - dementsprechend interpretiert, auf welchem Gegenstand sie vorkamen, als Tulpe auf dem Wäscheklopfer und als Nixblume auf dem Ruder. Dabei muss hinzugefügt werden, dass der Lebensbaum in dieser Gemeinde bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts auch eine reale Erscheinungsform hatte. Es war nämlich üblich, einen Mistel- und bei reicheren einem Thujazweig als Weihnachtsbaum neben Nüssen, Äpfeln, Pflaumen und Weintrauben auch mit solchen dazu geeigneten Produkten wie Zwiebeln und Paprikastücken zu schmükken. Er hiess termőág, fruchtbringenden Zweig, und dieser Name galt als so zweideutig, so dass es für Liederlichkeit gehalten wurde, wenn eine Frau vor Männern dieses Wort aussprach. Die Voraussetzung aber, dass der Blumenspross auf den Liebesgeschenken auch ein Fruchtbarkeitssymbol, ein Fruchtzweig wäre, wurde von den Befragten eindeutig zurückgewiesen." Dies scheint davon zu zeugen, dass die Bildbetrachter sogar die gemeinplätzigen Deutungen der gegebenen Situation anpassen. So wurde vom Vater eines jungen Mädchens, das noch keine Liebesgaben erhalten hatte, ein Wäscheklopfer mit blühenden Flerzen geschenkt, wobei das Liebesmotiv als Sinnbild elterlicher Liebe gedeutet wurde. Weiterhin kann noch erwähnt werden, dass das blühende Herz auch auf den Geschenken, die die Hirten einander gaben, auf den Rasiermesser- und Spiegelbehältern aufzufinden war, genauso wie der Vogel, der in seinem Schnabel eine Blume hält, oder das Vogelpear. 6 Eine andere Folgerung, die man aus den Angaben von Szeremle ziehen kann, ist, dass die Bildbetrachter es manchmal gar nicht versuchen, die Darstellungen