Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)

I. RÉSZTANULMÁNYOK - Wolfgang Brückner: Képhasználat és keresztes hadjárat a parasztság ellen a 13. században (Avagy a nácik Stedingenben)

nichts schreiben, oder aber die Dinge zuungunsten der Stedinger bemänteln". Endlich müsse „die Wahrheit über die tieferen Vorgänge der deutschen Geschichte ans Licht treten", damit nicht länger „der deutsche Bauer im Dunkeln der Geschichtsbetrach­tung" stehe. Damit sind wir beim Kernpunkt unserer Fragen zu „Bauern und Bild" angelangt, die den Nationalsozialisten übrigens keine Probleme waren, hingegen uns heute welche in mehrfacher Hinsicht werden müssen. Wir haben uns nämlich noch immer mit den zaubertheoretischen Prämissen unseres wissenschaftlichen Denkens aus einer langen, ideologisch verstellten Tradition auseinanderzusetzen. Das quellenkritische Problem lautet, inwieweit spiegeln bestimmte Aussagen der päpstlichen Urkunde von 1233 die Wirklichkeit von damals auf dem Lande, speziell im Raum Bremen und bei den Stedin­ger Kolonisten-Bauern in den der Natur abgerungenen fruchtbaren Weser-Marschen. Man muß noch genauer differenzieren und fragen, inwieweit trifft der Tenor der Ket­zeranklage zu und inwieweit entsprechen die Details der Beweisführung tatsächlichen Gegebenheiten. Nur ersteres interessiert im allgemeinen, doch die Schlüssigkeit der geführten Argumentation hängt von dem interpretatorischen Wechselverhältnis beider Überlegungen ab. Auch die seriöse Forschung geht in der Regel einfach davon aus, daß Bauern im 13. Jahrhundert noch so stark von Elementen ihrer heidnischen Herkunft geprägt waren, daß ihnen daraus ohne arge Verdrehung von Tatsachen schnell ein geistlicher Strick hätte gedreht werden können, auch wenn die Verurteilung aus ganz anderen Motiven geschah und sehr weltliche Ziele verfolgte. Das 19. Jahrhundert hat die Stedin­ger darum zu Vorläufern der Reformation machen wollen und ihrem angeblichen Aufbegehren gegen die römische Priester- und Sakramentenherrschaft ein erstes öf­fentliches Denkmal mit direkten Bezügen zu den Hussiten und Wicliffianen gesetzt. Im 20. Jahrhundert trat die völkische Komponente eines angeblichen Deutschtums­kampfes freier Bauern gegen jüdisch-christliche Zinsversklavung hinzu. Hier setzten die Nazis dann ein und suchten das protestantische Element zugunsten eines germanen­kultischen zu verdrängen. Nicht Ketzer, sondern - wie bei dem noch ungetauften Sachsenherzog Widuking des 8. Jahrhunderts - ein Beharren im germanischen Väter­glauben, sozusagen Kryptoheiden durch ein halbes Jahrtausend hindurch. Das muß man sich einmal klar machen, wenn einst und jetzt noch die Rede vom mittelalterlichen Landmann ist, der den seinerzeitigen Frommen in Klöstern und Städ­ten oft genug als paganus galt, dem Synonym für Bauer und zugleich religiös Unterbe­lichteten. Eine zweite Denkkonstante liefert die Reformation mit ihrem Aberglau­bensschimpf für das papistische Ritual und die sakramentalische Frömmigkeit. Heid­nisch heißt das einfach - doch theologisch gesprochen und nicht historisch. Sogenannte Volksreligiosität das späten Mittelalters geriet somit in den stereoty­pen Verdacht der Abgötterei. Das hat die protestantische Konfession der von ihrer Theologie vorbelasteten vergleichenden Religionswissenschaft im 19. Jahrhundert ver­erbt: Aberglaube - Religion - Christentum als entwicklingsgeschichtliche Aufbau­Trias war und ist eine gängige Evolutionstheorie der menschlichen Geistesentwicklung. Damals vermutete man bei allem Anfang und folglich in jeglicher geschichtlicher Ferne und Frühzeit stets die Eierschalen des Vorvergangenen, gewichtige Reste und benenn­bare Substrate älterer Kulturschichten im geistigen Leben der Nachfahren, ob nun 500 Jahre nach der Christianisierung, wie bei den Stedingern, oder erst 1100 Jahre danach wie in manchen Zeugnissen der Grimmschen Mythologie oder gar 1200 Jahre später wie in Gegenwartsbelegen des „Handwörterbuchs des Aberglaubens" aus unserem Jahrhundert. Die Rede vom „heidnischen Bauern" wird im konkreten Fall zur für möglich gehaltenen rekonstruierbaren Realität, zur „magischen Volkskultur'* wie das heute

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