Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)

I. RÉSZTANULMÁNYOK - Herbert Wolf: A parasztság képhasználata a századfordulótól a harmincas évekig levelezőlapok alapján

BILDBRÄUCHE DER BÄUERLICHEN BEVÖLKERUNG DURCH ANSICHTSKARTEN AUS DER ZEIT ZWISCHEN DER JAHRHUNDERTWENDE UND DEN DREISSIGER JAHREN BELEGT HERBERT WOLF Die Postkarte wurde - von Vorläufern abgesehen - zuerst 1869 in Österreich und seit 1870 dann auch in anderen Ländern eingeführt, wobei sie sich erstaunlich schnell zu einem Massenkommunikationsmittel entwickelte. Bereits in den ersten Jahren ihres Auftretens findet man auch bildliche Darstellungen auf ihnen, und schon vor 1890 begann man sie zu sammeln. Zwischen 1897 und etwa der Mitte des Ersten Weltkriegs erlebte die Ansichtskarte 1 ihre Blütezeit. In diesen 20 Jahren wurde die Welt von einer Postkartenflut überschwemmt, deren Ausmaß wir uns heute nur schwer vorstellen können.' Die Ansichtskarte dokumentiert nicht nur einen seit 1869 neuen Korrespondenz­brauch, sondern gibt auch interessante Auskünfte über einen tüchtigen Industriezweig und über einen seltsamen Sammeltrieb; sie leistete einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Popularisierung der Kunst und befriedigte neben dem Bildungsbedürfnis ganz allgemein das starke Bildbedürfnis des Menschen einschließlich seiner Sensations­lust. Es gibt kaum ein Thema, das von der Postkarte nicht aufgegriffen wurde. So fällt es nicht schwer, aus einer mittelgroßen Sammlung von Ansichtskarten auch Material über Bildbräuche der bäuerlichen Bevölkerung herauszufinden. 3 Es lassen sich dabei folgende Bräuche mit Bildern und im erweiterten Sinne Gebräuche von Bildern bele­gen: 1. Das Anbringen von Bildern an den Außenseiten der Bauernhäuser als Apotro­paion und als Schmuck Zahlreiche Ansichtskarten zeigen Bauernhäuser mit religiösen und profanen Wandmalereien, die nicht nur schmückenden sondern oft auch apotropäischen Charak­ter haben. Auf einer Karte mit der Ansicht eines Bauernhauses aus Kauns in Tirol erkennt man als Wandmalerei die Darstellungen einer Kreuzigungsgruppe, einer Maria im Rosenkranz und eines schießenden Jägers (1). In Ostbayern gibt es heute noch vereinzelt Bauernhäuser, auf deren First eine Windfahne in der Form eines schießenden Jägers angebracht ist. Dort wissen einige Bauern, daß es sich dabei um ein Schutzbild handelt, das nach allen Seiten hin das Böse vom Hause abwehren soll. Auch der Hausschutzbrauch des Anbringens von einem Kruzifix an der Außenseite des Hauses und das Aufstellen von geweihten Heiligenfiguren in eigens dafür vorgese­henen Wandnischen läßt sich durch Ansichtskarten gut belegen. 2. Das Anbringen von Bildern in den Bauernstuben als Apotropaion, zur Andacht, zur Erinnerung und als Schmuck Bei den Ansichtskarten, die Bauernstuben zeigen, handelt es sich häufig um Kunst­postkarten mit Reproduktionen von Gemälden wenig bekannter akademischer Maler. Da die Bilder fast immer im naturalistischen Stil gemalt sind, darf man annehmen, daß

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