Patay Pál: Zempléni harangok (Officina Musei 18. Miskolc, 2009)

Zempléner Glocken/Glocken in (im Komitat) Zemplén

Historischer Überblick Überraschenderweise ist in diesem Gebiet keine einzige mittelalterliche Glocke erhalten geblieben. Selbst die schriftlichen Quellen erwähnen nur in einigen Fällen Glocken mit langer „Lebenszeit". Dennoch ist auf Grund dieser nut Recht vorauszusetzen, dass die Dörfer des von uns untersuchten Gebietes im Mittelalter mit Glocken versehen waren. Auch aus dem 16. Jahrhundert haben wir nur Angaben von ganz an seinem Ende gegossenen Glocken. So gab es in der katholischen Kirche von Füzér eine Glocke, die Ru­dolf Binger 1596 gegossen hatte. Wir wissen nicht, ob er in irgendeiner Stadt seine Werkstatt hatte, denn es kann sem, dass er ein wandernder Meister war. Aber auf Grund der Inschrift VERBUM DOMINI MANET IN AETERNUM wird diese Glocke ursprünglich wohl für eine protestantische Kirche bestimmt gewesen sem, ebenso wie die emstige Glocke von 1616 der Griechisch-Katholischen von Dámóc mit der Inschrift SOLI DEO GLORIA. Leider ist die 1611 gegossene Glocke von Bózsva, die dritt- (oder eventuell zweit-) älteste uns bekannte Glocke mit ungari scher Inschrift und vermutlich von einem Dörfler gegossen, ebenfalls nicht mehr erhalten. Anders als über die früheren sind wir reichlich im Besitz von Angaben über Glocken, die im zweiten Drittel des 17. Jahrhundert gegossen wurden. (Von diesen sind sechs noch erhalten.) Das ist einerseits der Tatsache zuzuschreiben, dass diese Periode die Zeit des Georg I. Rákóczi und seiner Ehefrau Zsuzsanna Lórántffy war, das goldene Zeitalter des vom Habshurger Despotismus freien Protestantismus Nordostungarns. Der Burgherr von Sárospatak ging selbst mit gutem Beispiel bei der Versorgung der Kirchen mit Glocken voran; in dem in seiner Sárospataker Burg eingerichteten Geschützgießereihaus ließ er selbst Glocken gießen. Sein Beispiel wird auch auf andere Donatoren ermunternd gewirkt haben. Dass wir von 20 in dieser Periode gegossenen Glocken wissen, mag auch daran liegen, dass die Hälfte von ihnen, zehn Stück, der in Klagenfurt geborene Meister Georgius Wierd in Eperies (Eperjes, Presov Slowakei) gegossen hat. Und seine Glocken scheinen zeitbeständig zu sein. Aber bei der großen Zunahme von Glockengüssen mag auch mitgespielt haben, dass der Aufschwung des Weinanbaus den Dörfern von Hegyalja (Gegend von Tokaj), die den Weg der Entwicklung zum Marktflecken beschritten, materielle Möglichkeiten bot. Auch von Wierds Nachfolger Matthias Ulrich kennen wir zwei Glocken in unserem Gebiet. Die Gegenreformation erreichte Zemplén im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts. Die Kirchen gingen zusammen mit ihren Glocken eine nach der anderen in den Besitz der Katholiken über, und den Reformierten wurde in vielen Orten sogar das Läuten verboten. Es überrascht also nicht, dass wir erst von der Wende des 17. zum 18. Jahrhundert Angaben über drei Glocken besitzen, die der Kaschauer Geschütz- und Glockengießer Johann Michael Schneider gegossen hat. Sehr lückenhaft sind die Angaben aus den ersten zwei Dritteln des 18. Jahrhunderts. Auf Grund schriftlicher Quellen ist dennoch festzustellen, dass die katholischen Kirchen der Dörfer mit je einer Glocke, unter den Marktflecken von Hegyalja Bodrogkeresztúr und Erdőbénye mit je zwei und Olaszliszka, Sátoraljaújhely sowie Tarcal mit je drei Glocken versehen waren. (Der Durchschnitt in den Ortschaften war 1,6.) Die Reformierten in Pácin und Olaszliszka durften keine Glocke haben, zwei Glocken gab es auch nur in drei Orten. (Der Durchschnitt war 1,2.) Dagegen erhielt man in Sárospatak im Freiheitskampf unter Franz II. Rákóczi die Glocke zurück, die Georg I. Rákóczi 1642 hatte gießen lassen. Aus dieser Periode haben wir Angaben von 31 Glocken, aber nur von zehn kennen wir den Gießer bzw. den Gussort. Sie wurden in Eperies, Kaschau und Rosenau (Rozsnyó, Roznava) gefertigt, des Weiteren eine in Tarcal, vermutlich von einem wandernden Meister, 148

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