18. századi agrártörténelem. Válogatásd Wellmann Imre agrár- és társadalomtörténeti tanulmányaiból (Officina Musei 9. Miskolc, 1999)

POLITIKA- ÉS HIVATALTÖRTÉNET - Über Maria Theresias Landwirtschaftspolitik in Ungarn

Zehent befreite. Ein Teil der Bauern, besonders in West- und Nordwestungarn, wo das Urbar ihre Robotpflichten herabsetzte und wo ihre Mehrprodukte Abnehmer finden konnten, versäumte nicht, sich diese Chance mittels ihrer teilweise freigewordenen Arbeitskraft zunutze zu machen. Kirche und Adel sträubten sich heftig gegen die Verfügung der Königin. Sie beriefen sich darauf, der Bauer nutze diesen königlichen Eingriff für seinen eigenen Vorteil hinterlistig so aus, daß er die neuntel- und zehentpflichtigen Pflanzen auf der Brache, die von dieser Abgabe befreiten aber auf dem übrigen Acker anbaue, um ihre gesetzmäßigen Rechte zu umgehen. Ferner führten sie ins Treffen, daß durch die Besömmerung der Brache dem Ackerfeld keine Rast zukomme und die Brach weide zusammenschrumpfe, so daß man weniger Vieh halten könne und der Boden auch wegen der Verminderung des Düngers immer unfruchtbarer gemacht werde, sowie daß der Bauer, da er bis dahin auch die nicht brachliegenden Felder nicht gehörig zu bebauen vermochte, nicht imstande sein könne, die Brache regelrecht zu bestellen. Maria Theresia ließ sich aber durch solche Einwände nicht zur Änderung ihres Entschlusses bringen und ergänzte ihre Verfügung nur insofern, daß zur Erlangung der Neuntel- und Zehentfreiheit auf der Brache auch ein Anbau auf den übrigen Schlägen nötig war 33 . So stand es dem Bauern frei, sein Anbaugebiet im Rahmen der bestehenden Agrarverfassung zu erweitern. Zugleich ließ aber der Einspruch der Grund- und Zehentherren ein helles Licht auf die Hindernisse fallen, die infolge der abhängigen Lage der Hörigen der Entwicklung der Landwirtschaft im Wege standen. Es würde zu weit führen, hier die gesamte Wirtschaftspolitik des Wiener Hofes mit ihren Auswirkungen auf Ungarns Entwicklung beurteilen zu wollen. Wir beschränken uns auf die Auseinandersetzung mit jenen Untersuchungen, die auch die Landwirtschaftspolitik der Königin berücksichtigten. Da fehlt es nicht an Feststellungen folgenden Inhalts: Ungarns Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur habe sich bis Maria Theresia kaum von jener Österreichs unterschieden, sei aber dann in ihrer Entfaltung steckengeblieben, denn das Zollsystem von 1754 habe die moderne europäsche Entwicklung auf lange Zeit aufgehalten; die neidische und selbstsüchtige Wiener Wirtschaftspolitik habe Ungarn in mittelalterlichen Verhältnissen konserviert; so sei es zu einem Agrarland geworden, ja sogar seine landwirtschaftliche Entwicklung habe man unterdrückt; zu jener Zeit habe das koloniale Ausbeutungssystem in Ungarn begonnen 34 . Zu all dem sei hier nur kurz folgendes bemerkt: Zur richtigen Beurteilung des historischen Verlaufs darf man die Wirksamkeit der Kontinuität, die zähe Kraft des Bestehenden nicht aus den Augen verlieren. Die andersartige Behandlung Ungarns von Seiten des Wiener Hofes konnte bereits auf eine lange Vergangenheit zurückblicken. Obwohl dort wiederholt betont wurde, daß die Staatsraison eine gleiche Rücksichtnahme auf die Interessen der einzelnen Länder der zentralisierten Monarchie erforderte, wurde der richtige Grundsatz, ^Magyar Országos Levéltár, A 58, 3371/1974. Ernst Schirnscha, Technik und Methoden der theresianischen Besiedlung des Banals (= Veröffentlichungen des Wiener Hofkamraerarchivs 4), Wien 1939, 70f. Wellmann, A magyar mezőgazdaság , 177f. S4 A magyar nemzet története VIII 323f. Bálint Hóman-Gyula Szekfű, Magyar történet (Ungarische Geschichte) VI, Budapest 1935, 563-572. Eckhart 123f., 253, 276.

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