Viga Gyula: Hármas határon (Officina Musei 4. Miskolc, 1996)
(Auszug)
Im zweiten Teil der Studie werden der Tausch von einzelnen Produkten und der Handel untersucht. Es wird dargestellt, in welcher Form der Verkauf von Melonen, Tabak und anderen Kulturpflanzen vor sich geht. Ganz besonderes Interesse gilt aber dem Viehhandel und den Viehmärkten. Die Produkte des heimischen Handwerks werden genannt, und die Tätigkeit der wandernden Händler wird erläutert. Es wird über das Schmugglertum, über die Mühlen und schließlich über das Wandertum in Verbindung mit religiösen Handlungen (Kirchweih) berichtet. Im letzten Abschnitt dieses Kapitels geht es um den Transport. Hier werden - gelegentlich auch karto-graphische - Angaben zur Ethnographie des Verkehrs und des Lastentransportes sowie diesbezügliche Beobachtungen mitgeteilt (Lasten auf dem Rücken, Zugvieh usw.). DIE WIDERSPIEGELUNG ABWEICHENDER KULTURMERKMALE IN DORFSPOTTVERSEN Vom gesamten ungarischen Sprachgebiet her sind die witzigen Dorfspottverse bekannt, die den humoristischen, kurzen folkloristischen Kunstgattungen angehören, manchmal in Form von Anekdoten und manchmal als Redewendungen auftreten. Diese folkloristischen Schöpfungen oder auch folklorisierten Elemente sind uns auch aus der ethnographischen Literatur von Bodrogköz bekannt. Die vorliegende Studie zeigt in erster Linie die Forschungen, inwieweit die Folkloretradition in Bezug auf die gegenseitige Beurteilung der zusammen lebenden Gruppen bzw. in Bezug auf die eigene Bestimmung sich in diesen spezifischen Schöpfungen widerspiegeln. Der Unter-suchung dieses Themas verleiht die sich im Wandel befindende Volkskultur ganz besondere Aktualität, und zwar durch die Frage, wie die sich auflösenden Gemeinschaften und die neuartigen Begegnungen das diesbezügliche Wissen früherer Generationen weitervererben werden. Natürlich sind die Dorfspottverse, die Erfassung ihrer - teils tiefgreifenden, das Wesentliche berührenden, teils jedoch oberflächlichen Gegebenheiten und die Widergabe des eigenen Identitätsbewußtseins nur eine Erscheinungsform zur Differenzierung der Dörfer und der Dorfgruppen. Die Sprache, die Wirtschaft, die Trachten, die Religion, alles in allem der Charakter und der Zustand der Kultur war in der Relation der einzelnen Dörfer untereinander und zu ihren mehr oder weniger weit voneinander entfernten Nachbarn bekannt. Die vorliegende Studie will die Betonung aber auf die lokale „Geschichte" verlagern, um dadurch die feine Untergliederung der traditionellen Kultur dieser Landschaft hervorzuheben. Unter den von insgesamt 40 Siedlungen stammenden Angaben nehmen die sog. falusorolók (deutsch etwa: Dorfreime) einen ganz besonderen Platz ein. In ihnen scheinen sich der Charakter dieser oder jener Dorfgruppe, das Verhältnis der Dörfer zueinander zu zeigen, zuweilen überlappen sich in diesen Reimen auch die Kleinlandschaften. Die Dorfspottverse weisen zuweilen nur sprachliche Verwandtschaften auf: hinter dem Dorfnamen werden sich auf diesen reimende, diesem ähnelnde Wörter oder Eigenschaften genannt. Lehrreicher sind von der Untersuchung her die Ausdrücke für einige - als typisch angenommene - Berufe und Tätigkeitsformen sowie die Benennungen, die auf mundartliche Differenzen, auf die Unterschiede zwischen Trachten bzw. anderen gegenständlichen Elementen sowie auf ethnische Unterschiede hinweisen. Es kommt vor, daß in den Dorfspottversen auch voneinander abweichende Einzelheiten in der herkömmlichen Ernährung hervorgehoben werden.