Gyulai Éva: Szőlőbirtoklás Miskolcon a 16. században (Officina Musei 3. Miskolc, 1995)

Weingüter in Miskolc im 16. Jahrhundert

Er hatte den gleichen Anteil am Zehnten der Kirche, wie seine Vorgänger, die katholischen Priester, wie dies seine von eigener Hand geschriebene Quittung von 1578 (Bild 8.) zeigt, mit der er die Übernahme des sogenannten Oktavenweines (ein Achtel des Priesterzehnten) mit seinem, kleine mythologische Figuren darstellenden Siegel bescheinigte (Bild 9.). In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts tritt die gesamte Bevölkerung des Marktflecken Miskolc zum protestantischen Glauben über und die Gutsherren reißen die Weingüter der ehemaligen Altardirektionen (Rektorate) der katholischen Kirche an sich. Aber auch die protestantische Kirche verfügte über drei Weingüter in der Stadt, so wie aus der katholischen Zeit auch die Mühle der Kirche hinterblieben ist. Der Pastor halte neben seinem Anteil an den Weingütern auch ein gesondertes Einkommen, er erhielt ebenso wie der Rektor der Schule je Weingut 1 Butte Wein. Ein Großteil der Weingüter von Miskolc behält auch in der frühen Neuzeit seinen Froncharakter, aber der freie Kauf und Verkauf dieser Güter bringt der Stadt einen unglaublich lebhaften Immobilienhandel. Dieser Handel wird auch vom sogenannten Stadtbuch, dem Protokoll des Stadtrates dokumentiert, welches von 1569 an geführt wurde. Für den Immobilienhandel der Weingüter ist es auch in Miskolc kennzeichnend, daß dieser nicht in den Kompetenzbereich der Gutsherren, sondern in den des Stadtrates gehörte, wodurch der Rat der Stadt das Recht hatte, den Kauf und Verkauf, den Tausch zu verwalten, die Wertschätzung des Weines durchzuführen, die Verträge aufzusetzen und in das Stadtbuch einzutragen. Bei Abschluß eines Vertrages wurde auch in Miskolc ein Kauftrunk (lateinisch: mereipotus) getrunken, um die Gültigkeit des Kaufes zu besiegeln. 1570 war ein Miskolcer Bürger gezwungen, die Hälfte seines Weingutes an einen Mitbürger zu verkaufen, damit er das Lösegeld für seine Freilassung aus der türkischen Gefangenschaft zahlen konnte, hierüber berichtet eine Urkunde der Stadt in lateinischer Sprache (Bild 10.). Falls jemand sein Weingut nicht bewirtschaftete hatte der Stadtrat das Recht, dieses einer anderen Person zur Bewirtschaftung zu übergeben und der ehemalige Eigentümer konnte dieses erts nach der Vergütung der investierten Arbeit zurückgewinnen. Georg Herr, ein Mitglied der Miskolcer Metzgerdynastie erwarb auf diese Weise mehrere Weingüter und es ist nicht verwunderlich, daß auf seinem 1606 erworbenen Adelswappen als Visierzierde auch eine Weintraube abgebildet ist (Bild 11.). Die vorzüglichsten Quellen des Miskolcer Weinbaus im 16. Jahrhundert sind die im ungarischen Landesarchiv aufbewahrten Verzeichnisse über den Zehnten der Kirche, welche aus folgenden Jahren hinterblieben sind: 1549, 1575, 1577, 1578, 1579, 1581, 1582, 1583, 1594, 1597, 1599, 1600, 1603. Aus den Verzeichnissen geht hervor, daß in Miskolc in 14 Weinbergen (Promontorium) Wein angebaut wurde, deren Namen auch heute noch in den geographischen Namen vorkommen (Bild 12.). Bereits im ersten Miskolcer Zehntenverzeichnis (Bild 13) aus dem Jahre 1549 sind 405 Personen als Zahler des Zehnten angegeben, aber es gab auch Jahre (1577-78), wo über 600 den Zehnten an die Kirche zahlten. Das Verhältnis zwischen den Zehntenzahlern und dem Weinzehnten zeigt, daß in den besten Erntejahren (1549, 1577, 1583) die Miskolcer durchschnittlich 2-3 Eger Butten = 60-70 1 Wein als Zehnten abgeben, das heißt der durchschnittliche Gesamtertrag betrug pro Kopf 600-700 1 (Bild 14.). Der Zehnte des Gutsherren war mit dem Kirchenzehnten gleichwertig, aber über dessen Administration verraten die Quellen nur wenig. Aufgrund des Pluralbesitzes wendeten die Mitbesitzer, die Conpossessoren für das Eintreiben des Zehnten eine sehr einfache Methode an, wodurch sie aber die Qualität des Zehntenweines beeinträchtigten. Dies war die Einrichtung des „Gemeinbottiches" (lateinisch: communis cadus), was bedeutete, daß der von den Hörigen zusammengetragene Wein zusammengeschüttet und

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